ADB:Rodich, Gabriel Freiherr von

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Artikel „Rodich, Gabriel von“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 419–422, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rodich,_Gabriel_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:23 Uhr UTC)
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Rodich: Gabriel von R., k. und k. Feldzeugmeister, geboren am 13. December 1812 zu Verginmost in Kroatien, wurde nach Absolvirung der Cadettencompagnie am 1. Januar 1831 außer der Tour zum Fähnrich befördert und fand im J. 1835 Gelegenheit, sich als Unterlieutenant und Bataillonsadjutant im 1. Banalregiment in den Kämpfen gegen die bosnischen Mohamedaner auszuzeichnen. 1840 außer der Tour zum Oberlieutenant befördert, 1844 zum Brigadeadjutanten ernannt, betheiligte sich R. am 9. Juli 1845 an den Gefechten gegen die Pozvizder Mohamedaner und wurde am 1. Juli 1847 außer der Tour Capitänlieutenant. Im Januar 1848 an die Seite des Banus von Kroatien, Jellačic, berufen, machte R., am 12. September 1848 zum Hauptmann, am 14. December desselben Jahres zum Major befördert, im Hauptquartier des Banus den Feldzug gegen Ungarn mit und wurde für seine Leistungen Allerhöchst belobt, dann mit dem Militärverdienstkreuz und dem Ritterkreuz des Leopoldordens ausgezeichnet. In weiterer Verwendung als Flügel-, dann als Generaladjutant des Banus, wurde R. am 24. December 1849 Oberstlieutenant, ein Jahr später in den Ritterstand erhoben und am 12. September 1851 zweiter Oberst im Infanterieregiment Nr. 4. Vom 27. November 1852 bis 1. März 1859 Commandant des Infanterieregiments Nr. 46, übernahm R. als Generalmajor eine Brigade in Ragusa, bald darauf die militärische und politische Leitung des Kreises Cattaro. In dieser Stellung erwarb R. sich große Verdienste um die Landesvertheidigung während des Krieges gegen Frankreich und Italien und wurde dafür am 17. December 1859 durch Verleihung des Ordens der eisernen Krone III. Cl. ausgezeichnet und am 8. März 1860 in den Freiherrnstand erhoben.

Im November 1862 als Brigadier zum VIII. Armeecorps nach Italien berufen, wurde R. bei Ausbruch des Krieges gegen Italien 1866 dem V. Armeecorps zugetheilt, dann aber mit dem Commando der neu aufgestellten Reservedivision betraut, die er bis zum 23. Juni befehligte, um an diesem Tage an Stelle des erkrankten G. d. K. Fürsten Friedrich Liechtenstein das Commando des V. Armeecorps zu übernehmen.

Das auf der Linie Verona-San Bonifacio kantonirende V. Armeecorps war am Morgen des 23. Juni auf das rechte Etschufer gezogen und im Freilager zwischen Chievo und Croce bianca versammelt worden. Hier erhielt R. im Sinne der allgemeinen Disposition den Befehl, noch am selben Tage die Orte Sona und St. Giustina zu besetzen, damit sie im Besitze der Kaiserlichen seien, bevor der Feind sie erreichen könne. Die Orte sollten durch fortifikatorische Anlagen verstärkt und dadurch feste Haltpunkte gewonnen werden, um der am nächsten Tage vorrückenden Armee die Besetzung der Höhen zu erleichtern. Für den Schlachttag selbst lag es in der Absicht des Armeecommandos, das V. Armeeeorps von Sona und St. Giustina, dann die Reservedivision, welche am Abend des 23. Juni Pastrengo und Sandra besetzt hatte, eine Linksschwenkung gegen Süden vornehmen zu lassen. Entsprechend diesen Befehlen setzte sich das V. Armeecorps am 23. Juni 4 Uhr nachmittags von Chievo auf der Straße gegen Castelnuovo in Bewegung. Bei Casa Presa erhielt Generalmajor R. die Meldung, daß Sona, St. Giustina, Castelnuovo und selbst St. Giorgio in Salice vom Feinde nicht besetzt seien, worauf er in richtiger Erwägung der Verhältnisse und der daraus zu ziehenden Vortheile den Entschluß faßte, die für den nächstfolgenden Tag vom Armeecommando in Aussicht genommene Frontveränderung sofort auszuführen und zu diesem Zwecke [420] St. Giustina abseits liegen zu lassen, dafür aber die Punkte Sona, St. Giorgio in Salice und Castelnuovo sofort zu besetzen und zur Vertheidigung herzurichten. Dieser Entschluß wurde durchgeführt und es standen am Abend des 23. Juni die Brigade Möring in Sona, die Brigade Piret in Castelnuovo und die Brigade Oberst Bauer bei Albaretto und St. Giorgio in Salice. Das Armeecommando, das um 7 Uhr abends von den selbständig getroffenen Dispositionen Rodich’s noch keine Kenntniß hatte, ordnete um diese Zeit für den nächsten Tag folgende Bewegungen an: das in St. Giustina und Sona stehende V. Armeecorps rückt mit den beiden in St. Giustina stehenden Brigaden gegen St. Giorgio in Salice; die in Sona stehende Brigade gegen die Eisenbahn in der Richtung auf Casazze vor. Diese letztere Brigade (Möring) wird in Casazze durch eine Brigade des VII. Corps (Scudier) abgelöst und von da zum V. Corps, welches mittlerweile gegen San Rocco di Palazzuolo vormarschirt, einrücken. Die Reservedivision wurde von Sandra nach Castelnuovo und weiter nach Oliosi dirigirt. Dem V. Armeeeorps war mithin mittels der obigen Disposition für den 24. Juni die bereits obenerwähnte Linksschwenkung aufgegeben worden, als deren Pivot Sommacampagna mit dem IX. Armeecorps und deren beweglicher äußerer Flügel die Reservedivision anzusehen war. Diese Linksschwenkung war nunmehr, soweit hierbei die Brigaden des V. Corps in Betracht kommen, infolge der von Generalmajor R. einsichtsvoll getroffenen Dispositionen bereits vor Empfang des bezüglichen Befehles vollzogen. Am Morgen des 24. Juni vereinigten sich der erhaltenen Disposition gemäß die Brigaden Bauer und Piret bei St. Giorgio in Salice. GM. Baron Piret hatte beim Abmarsch von Castelnuovo, wo die Reservedivision noch nicht eingetroffen war, zwei Bataillone und zwei Geschütze zurückgelassen. Es begann dann der Vormarsch des V. Armeecorps auf San Rocco di Palazzuolo, wo die Tête nach 5½ Uhr eintraf und Halt machte, da der vom Armeecommando vorgezeichnete Punkt erreicht war und eine weitere Richtschnur für den bevorstehenden Schlachttag durch die Disposition dem Corposcommando nicht gegeben war. Noch während des Marsches war die Verbindung mit der Reservedivision ohne Erfolg angestrebt, dafür aber auf der vom Monte Vento herabziehenden und nach Oliosi–Castelnuovo führenden Straße feindliche Infanterie bemerkt worden, die zu ruhen schien. Nach 6 Uhr setzten diese feindlichen Abtheilungen sich gegen Oliosi, das vorläufige Marschziel der Reservedivision, in Bewegung und andere feindliche Bataillone folgten ihnen auf dem Fuße. Gegen 7½ Uhr entspann sich in der Richtung von Palazzo Alzarea ein Kleingewehrfeuer, das, an Heftigkeit zunehmend, bald keinen Zweifel ließ, daß die Refervedivision im Vormarsche von Castelnuovo begriffen, zum Gefecht gekommen war. Von Moment zu Moment wurde dort der Kampf lebhafter, bald kam auch die Artillerie der Reservedivision ins Feuer und rückte bis zum Monte Cricol vor, wo sie dann aber festgebannt schien. Mittlerweile war ein ununterbrochen fortdauernder, starker, feindlicher Zuzug über den Monte vento und ebenso ein vom Fort Croce bei Peschiera eröffnetes Geschützfeuer wahrnehmbar, worauf bald auf den Höhen am linken Mincioufer von Monzambano und Salionze her ein gegen die Reservedivision gerichtetes, immer heftiger werdendes Kleingewehr- und Geschützfeuer beobachtet werden konnte. Diese Wahrnehmung, welche annehmen ließ, daß der Reservedivision überlegene Kräfte entgegenstehen und dort ein Durchbruch des Gegners über Oliosi gegen Castelnuovo möglich sei, veranlaßte GM. R., um 8 Uhr die Brigade Piret gegen Oliosi vorzusenden, um diesen Ort vom Feinde zu säubern und so der Reservedivision den weiteren Vormarsch zu ermöglichen. Die Brigade Piret erstürmte Oliosi mit großer Bravour, und der Feind zog sich, lebhaft verfolgt, gegen [421] den Monte vento zurück. Bald darauf kam vom Armeecommando der Befehl, daß das V. Armeecorps mit aller Kraft gegen St. Lucia am Tione vorzurücken habe. R. ließ nun die Reservedivision auffordern, das vom Feinde geräumte Oliosi zu besetzen, um die dort gestandene Brigade Piret zum Angriff auf Lucia verwenden zu können. Die Reservedivision war aber vom Gegner so stark engagirt, daß sie der Aufforderung nicht nachkommen konnte und da deshalb die Brigade Piret in Oliosi bleiben mußte, beschloß R., mit dem Angriff auf St. Lucia innezuhalten, bis es der Brigade Piret, welche er mit einer achtpfündigen Batterie aus Rocco di Palazzuolo verstärkte, möglich wurde, mit voller Sicherheit in die Action einzutreten. Dieser Moment ergab sich gegen Mittag 1½ Uhr. Unterstützt durch ein wirksames Artilleriefeuer auf den Höhen westlich von Busetta, vertrieb die Brigade Piret den Gegner von den Höhen bei Ca nuova und Ca Pasquali mit dem Bajonett und setzte sich in den Besitz des Monte vento im Angesichte des Erzh. Albrecht, welcher eben von Rocco di Palazzuolo angekommen war. Nun erst erfolgte der Angriff auf St. Lucia, der um 3 Uhr begann. GM. R. hatte bald die Vorbereitungen wahrgenommen, welche das VII. Armeecorps zu einem kräftigen Angriff auf Custoza einleitete, und auf Grund dieser Wahrnehmungen den Entschluß gefaßt, die Brigade Möring von St. Lucia geraden Weges auf Vale Busa vorrücken und diesen Ort angreifen zu lassen. Er hatte in diesem Sinne bereits die Dispositionen getroffen, als vom Armeecommando der Befehl anlangte, daß das V. Corps beim Angriffe auf Custoza mitzuwirken habe. Es sollte nämlich das VII. Corps um 5 Uhr auf dem Höhenrücken von Custoza vordringen, sich dieses Ortes bemächtigen und dazu das V. Corps mit einer Brigade von St. Lucia mitwirken. Damit nun diese Mitwirkung auch rechtzeitig und wirksam erfolge, ließ GM. R. die bereits hierzu bestimmte Brigade Möring und das Infanterieregiment Nr. 70 von der Brigade Bauer schon gegen 4½ Uhr geraden Weges auf Vale Busa vorrücken. Die im Verein mit dem VII. Corps vollführte Erstürmung Custozas beendete die siegreiche Schlacht. Die fördernde Einflußnahme des GM. R. auf den beschleunigten Aufmarsch des Centrums am Schlachttage durch die bereits am 23. Juni bewirkte Besetzung von St. Giorgio in Salice, die Gefechtsführung am Schlachttage selbst, namentlich das Eingreifen bei Oliosi, das Hinhalten mit dem Angriff auf St. Lucia während des Kampfes um den Monte vento, endlich das selbständig beschleunigte und verstärkte Eingreifen bei dem Angriff auf Custoza, waren die Hauptmomente einer Waffenthat, durch welche R. wesentlich zu dem Siege beitrug. In Anerkennung dieser Leistungen wurde GM. R. noch auf dem Schlachtfelde am 25. Juni außer der Tour zum Feldmarschalllieutenant befördert und ihm am 29. August 1866 das Ritterkreuz des Maria Theresienordens zuerkannt.

Nachdem R. vom 6. September 1866 bis 3. Januar 1869 als Divisions- und Festungscommandant in Krakau, dann kurze Zeit als Divisionär und selbständiger Militärcommandant in Hermannstadt in Verwendung gestanden, wurde ihm am 11. December 1869 der schwierige Posten eines Militärcommandanten in Dalmatien anvertraut. In der Bocche di Cattaro waren seit Beginn des Herbstes Unruhen ausgebrochen, die, anfänglich bedeutungslos scheinend, nach und nach zu einem höchst blutigen Drama sich gestalteten. Die neu eingeführte allgemeine Wehrinstitution, welche den Bergstämmen jener Gegenden die bisher ungekannte Landwehrpflicht auferlegte, gab zunächst Anlaß zur Erhebung, welche, genährt durch den an Traditionen hängenden Volksgeist und begünstigt durch die Eigenart der Bodenverhältnisse, zu einem nachhaltig geführten, wilden Kampfe führte. Es gelang R. in kurzer Zeit, den Aufstand [422] zu unterdrücken, infolge dessen er am 22. August 1870 zum Statthalter von Dalmatien, Commandanten der XVIII. Truppendivision und Militärcommandanten in Zara ernannt wurde. Wenn auch dessen Wirksamkeit in dieser vorwiegend politischen Stellung in der Presse und im Parlament nicht immer unangefochten blieb, so muß doch zugegeben werden, daß seine Thätigkeit während der Wirren im europäischen Orient die Interessen der Monarchie nach Möglichkeit förderte. Und bei den Vorbereitungen und der Ausführung der Occupation von Bosnien und der Herzegowina wirkte R., seit 23. April 1873 Feldzeugmeister, soweit Dalmatien in Betracht kam, in hervorragender und erfolgreicher Weise mit. Im J. 1871 mit dem Orden der eisernen Krone I. Classe, 1875 mit dem Großkreuz des Leopoldordens ausgezeichnet, trat R., nachdem er am 17. October 1880 sein 60jähriges militärisches Dienstjubiläum gefeiert, am 12. November 1881 in den Ruhestand, geehrt durch ein schmeichelhaftes Handschreiben seines Monarchen, der ihn 1885 als lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses in den Reichsrath berief. FZM. Freiherr v. R. starb am 21. Mai 1890 in Wien.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Selbstbiographie des FZM. Frhr. v. Rodich (handschriftlich). – Lukeš, Militär-Maria-Theresienorden. – Wurzbach, Biographisches Lexikon, 26. Bd. – Militär-Zeitung 1876. – Armeeblatt 1890, Nr. 22. – Allgem. Militär-Zeitung 1890, Nr. 326. – Reichswehr 1890, Nr. 128. – Löbell, Jahresberichte XVII. Jahrgang. – Armee- und Marine-Zeitung 1885, Nr. 114. – Vedette 1881, Nr. 7, 11, 12.