ADB:Rietsch, Johann
Rietsch: Johann R., Dialectdichter, wurde 1778 in Nürnberg geboren und erlernte, nachdem er eine gute Schulbildung genossen, das Gewerbe der Schellenmacher, welches zu jener Zeit noch in vollster Blüthe stand und außer in Nürnberg nur an wenigen Orten Deutschlands betrieben wurde. R. wurde in seiner Vaterstadt ansässig und gründete 1808 durch Verheirathung mit einer Verwandten seinen Hausstand. Ein jüngerer Zeitgenosse Grübel’s, fühlte er sich schon in seinen Jugendjahren durch dessen Gedichte in Nürnberger Mundart zu poetischen Versuchen gleicher Art aufgemuntert, die er dann gesammelt als „Anekdoten in Nürnberg Mundart“ (1811) in den Druck gab. Eine bald erfolgende zweite Auflage bewies, daß die Volksdichtungen Anklang gefunden hatten. Da R. überhaupt ein sehr intelligenter Mann war, eine vorzüglich schöne Handschrift schrieb, die Harfe fertig spielte, geläufig französisch sprach und sich durch sein poetisches Talent beliebt zu machen wußte, so stand er in seiner Vaterstadt in allgemeinem Ansehen. Wegen seiner Sprachkenntnisse verwendete man ihn in den Kriegsjahren vielfach in den Einquartirungsbureaus, woselbst er die besten Dienste leistete. Leider aber sollten dieselben auch seinen frühzeitigen Tod herbeiführen, denn als Ende 1813 russische Truppen auf ihrem Marsche nach Frankreich durch Nürnberg kamen und einquartirt wurden, wurde R. von dem unter ihnen grassirenden Nervenfieber ergriffen und starb, allgemein betrauert, schon am 10. Januar 1814. Eine dritte Auflage seiner Gedichte gab sein Sohn heraus und vermehrte sie mit seinen eigenen Poesien; sie erschienen unter dem Titel „Gedichte in Nernberger Mundart von alten und von junga Rietsch“ (1853).
- Joh. Priem, Konrad Grübel und seine Nachfolger in der Nürnbergischen mundartlichen Dichtung. 2. Aufl. 1878, S. 129.