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Artikel „Rieseberg, Bartholomäus“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 757–758, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rieseberg,_Bartholom%C3%A4us&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 02:16 Uhr UTC)
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Rieseberg *): Bartholomäus R. (oder Riseberg), lutherischer Prediger im 16. Jahrhundert, Schüler und Freund Luther’s, geboren am 24. Aug. 1492 im Dorfe Mieste bei Gardelegen in der Altmark, † am 10. August 1566 in Gardelegen. – Als Sohn eines Bauern widmete er sich bis in sein siebzehntes Lebensjahr den Arbeiten des Landmannes. Da erwachte in ihm die Lust zu studiren. Nachdem er bei dem Cantor seines Geburtsortes lesen gelernt, und auf verschiedenen Schulen umhergezogen (in Gardelegen, Oebisfelde, Ruppin, Brandenburg, Wittstock, Berlin) bezog er 1518 die Universität Wittenberg, wo er besonders Luther’s Vorlesungen, Predigten und Disputationen mit großem Eifer hörte. Nachdem er eine Zeitlang eine Schulstelle zu Güstrow und Gardelegen bekleidet, kehrt er 1521 zur Vollendung seiner Studien nach Wittenberg zurück und übernimmt später auf Luther’s Rath wieder eine Schulstelle zu Berlin und Gardelegen. Hier bekommt er Streit mit einem katholischen Meßpriester, wird als lutherischer Ketzer excommunicirt, tritt zu Pfingsten 1522 zu Weteritz vor einer großen Volksmenge als Prediger auf, muß deshalb fliehen, wirkt eine Zeitlang als Prädicant zu Magdeburg, wendet sich, von da vertrieben, nach Hessen, und erhält hier eine Predigerstelle zu Immenhausen bei Kassel. Aber auch hier wieder bekommt er Streit mit einem katholischen Priester, wird [758] beim Bischof verklagt und auf Befehl des damals noch eifrig katholischen Landgrafen Philipp gefangen genommen und auf das feste Schloß Grabenstein gebracht. Wie durch ein Wunder gelingt es ihm hier mit Hülfe einer unbekannten Frau zu entkommen: er gelangt glücklich nach Wittenberg zu Luther und wird von diesem als Caplan in das Städtchen Schweinitz empfohlen. Hier predigt er öfters mit Beifall vor dem Herzog Johann von Sachsen und dem damals (1523) eine Zeitlang dort weilenden vertriebenen Dänenkönig Christian II. 1526 wird er Prediger im Kloster Brehna bei Halle, bald darauf Superintendent zu Seyda bei Wittenberg, wo er 13 Jahre, nicht ohne mancherlei Widerwärtigkeiten, wirkte. Nach Einführung der Reformation in der Mark Brandenburg 1539 ward er nach Gardelegen berufen, wo er am 11. November seine Antrittspredigt hielt, und bleibt hier, trotz mancherlei sich wieder ihn erhebender Anfechtungen und Verdächtigungen, doch standhaft und zuletzt unangefochten, bis er im 75. Lebensjahre an der Pest stirbt. – Schriften hat er keine hinterlassen: er war kein Freund vom Bücherschreiben, weil er meinte, die Welt hätte genug an der Bibel und an Luther’s Schriften. Im Predigen soll er unter allen Schülern Luther’s diesem am nächsten gekommen sein: auch seinen Stil, seine Sprache und Vortragsweise soll er sich so angeeignet haben, daß man, wenn man ihn hörte, meinen konnte Luther zu hören.

Vgl. besonders M. Georg Hammer, Merkwürdigkeiten von einigen Freunden Luthers (aus den Papieren des gelehrten Theologen Feustking), Wittenberg 1728, 8°. – Sammlung von alten und neuen theol. Sachen 1729 und 1756. – Küster, Bibl. hist. Brandenb. 776. – Rotermund, Gel.-Lexikon, Bd. VI, 2158 ff. – Vilmar im hessischen Kirchenblatt, 1861, Nr. 44.

[757] *) Zu Bd. XXVIII, S. 577.