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Artikel „Riedl, Adrian von“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 535–536, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riedl,_Adrian_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:46 Uhr UTC)
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Riedl: Adrian v. R., Topograph und Kartograph, geboren am 6. Mai 1746 in München, † daselbst im Februar 1809. Der Vater, Castulus R., war kurfürstlich bairischer Straßenbaucommissar und lehrte mehrere Jahre hindurch Mathematik an der Adelsakademie zu Ettal, er unterrichtete seinen Sohn in der ihm anvertrauten Wissenschaft, so daß derselbe, kaum den Knabenschuhen entwachsen, schon als Feldmesser und Ingenieur sich nützlich machen konnte und nach einer vorzüglich durchgeführten Grenzberichtigung des Hochstiftes Eichstädt mit 26 Jahren dasselbe Amt übertragen erhielt, welches sein Vater bekleidet [536] hatte. 1772 trat er als Hofkammerrath und Wasser-, Brücken- und Straßenbaucommissar in bairische Dienste, in welchen er sich vortrefflich bewährte. 1790 wurde er zum Generaldirector der ihm übertragenen Ingenieurarbeit und kurz darauf in den Adelstand erhoben. In diese Zeit politischer Ruhe und wieder aufblühenden Wohlstandes Baierns fallen seine größten Arbeiten, von denen die Regulirung der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt, der Isar bei Tölz und München, die Austrocknung des Neuburg-Schrobenhauser Donaumooses hervorzuheben sind. Die Ernennung zum Obersten und zum Obermarschcommissar im J. 1796 bezeichnet das Ende von Riedl’s großartiger Thätigkeit im Wasser- und Straßenbau. Wir finden ihn im J. 1797 in letzterer Function im Hauptquartier der österreichischen und Reichsarmee zu Friedberg, 1799 in demjenigen der durchziehenden Russen, und dabei nahm er auch regen Antheil an der 1799 unmittelbar durch die Kriegsereignisse hervorgerufenen Begründung eines topographischen Büreaus für Baiern, zu dessen Director er 1808 ernannt ward. R. war eine thätige, energievolle Natur, dabei wissenschaftlich und technisch gleich wohl beanlagt. Sein Hauptfehler war, daß er zuvieles Verschiedene begann, was er dann nicht so vollkommen, wie er es entworfen, durchzuführen vermochte. Wohl würde er in minder unruhigen Zeitläuften Vollendeteres geleistet haben. Sein originellstes Werk, das immer mit Achtung genannt werden wird, den „Stromatlas“ (1806) unterbrach der Tod; aber auch sein nächstgrößeres Werk, der „Reiseatlas von Baiern“ (1796), ist in den Karten und im Text ungleich und macht einen fragmentarischen Eindruck. Sehr schöne Blätter waren für ihre Zeit die Karte des Donaumooses in 4 Blättern, der Schlachtplan von Hohenlinden, die hydrographische Karte von Baiern, besonders aber einzelne Blätter der genannten Atlanten. Auch der Conspectus der bairischen und oberpfälzischen Chausseen ist nennenswerth. Die Münchener Akademie, deren Mitglied R. seit 1794 war, krönte seine Arbeit über die Vorbeugung großer Ueberschwemmungen und in ihr las er seine Abhandlung von der Topographie in Baiern. Riedl’s Wirksamkeit bezeichnet eine Epoche in der Entwicklung der Topographie und Kartographie Baierns. Doch geht sein Verdienst erheblich weiter, denn seine zahlreichen Kartenblätter stellen den ersten großen Fortschritt über Apian’s Landtafeln (deren Holzstöcke uns durch Riedl’s Fürsorge erhalten sind) dar, sie gehören daher zu den frühesten Zeugnissen einer beginnenden wissenschaftlicheren Behandlung der Kartographie und beruhen, wie die Seeprofile im Stromatlas, auf der Anwendung von Messungsmethoden, welche R. wenigstens in diesem Gebiete zuerst anwandte. Riedl’s oft vorzügliche Strichmanier in der Terrainzeichnung stempelt ihn zu einen Vorläufer Lehmann’s. Zeitgenossen priesen R. auch als deutschen Patrioten und als edelsinnigen Menschen.

Nekrolog von C. R. in den Neuen Ephemeriden. XXIX, (1809). Ebendaselbst Riedel’s Bildniß. – H. Lutz, Zur Geschichte der Kartographie in Baiern. Jahresbericht der Geogr. Gesellsch. München f. 1886.