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Artikel „Riedel, Eduard von“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 520–521, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riedel,_Eduard_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:00 Uhr UTC)
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Riedel: Eduard v. R., Hofbaudirector, geboren am 1. Februar 1813 zu Bayreuth, Bruder des vorgenannten August R., erhielt den ersten Unterricht im Zeichnen bei seinem Vater Karl Christian R., studirte in seiner Heimath und zu München am Gymnasium, dann 1829 an der Universität und Akademie, wo er sich ganz dem Baufache zuwendete und 1834 die Staatsprüfung als Architekt mit solcher Auszeichnung bestand, daß R. nicht nur vom Militärdienst befreit wurde, sondern auch ein Staatsstipendium zu einer Reise nach Rom erhielt. Vorerst aber übertrug ihm Fr. v. Gärtner, welcher sein Talent schon früher erkannt und ihn praktisch beschäftigt hatte, die Bauleitung des „Damenstiftes“ in der Ludwigsstraße. Endlich 1839 ging R. nach Italien, welches er gewissenhaft anderthalb Jahre durchzog. Mit vielen Studien bereichert kehrte R. 1840 nach München zurück, wo der Künstler durch die geschmackvolle Decoration eines Privathauses die Aufmerksamkeit König Ludwig’s I. gewann, welcher ihn unter gleichzeitiger Anstellung bei der Hofbauintendanz zur Ausführung der für König Otto in Athen nach Gärtner’s Entwürfen zu erbauenden Residenz bestimmte. Im December 1840 reiste R. nach seinem neuen Bestimmungsort, vollendete daselbst den ganzen Palast, besorgte dessen decorative Ausschmückung und die Anlage des dazu gehörigen Schloßgartens. Obwol Riedel’s Aufgabe daselbst gelöst gewesen wäre, so behielt ihn König Otto doch als Hofarchitekt bei sich und beschäftigte ihn vollauf bis 1850, wo R., welcher sich 1842 mit Antonie Mohr aus Mannheim verheirathet hatte, infolge der durch das dortige Klima in seiner Familie verursachten Fiebererkrankungen, sich gezwungen sah, Athen zu verlassen und nach München zurückzukehren. Hier trat er unter Leo von Klenze in die ihm seiner Zeit vorbehaltene Stellung als Bauconducteur bei der Hofbauintendanz. In dieser Stellung war R. am Bau des zwischen der Residenz und dem Hoftheater entstandenen „Wintergartens“ und bei Vollendung der Propyläen thätig und bekleidete, 1853 zum Hofbauinspector ernannt, von 1852–57 die Stelle eines Professors an der polytechnischen Schule; sein Werk war die Herstellung der Marmorcascade und großen Fontäne zu Schleißheim und der Ausbau der Flügelarkaden daselbst. Auch fertigte R. die Pläne für die Kirche des Cistercienserklosters in Mehrerau bei Bregenz, für eine Kathedrale zu Minnesota in den Vereinigten Staaten und für die Pfarrkirche zu Dornbirn in Vorarlberg. Seine Professur verließ R. 1857, um den vielen Projecten und Arbeiten zu genügen, womit König Maximilian II. den Künstler betraute. R. entwarf für das bairische Nationalmuseum die sämmtlichen Pläne, nach welchen dann mit einigen Modificationen der Bau zur Ausführung gelangte. Im gleichen Auftrage baute R. das für die Relicten von Beamten bestimmte Stift zu Bogenhausen (1863–65), ferner lieferte er das vollständig ausgearbeitete Project für ein neues Münzgebäude, ebenso für eine neue Universität (nebst Kirche), welche an die Stelle des Kadettencorps geplant war. Nachdem R. schon 1861 zum Mitglied des Baukunstausschusses ernannt worden war, erhielt er seit Leo v. Klenze’s Tode die interimistische Leitung der königlichen Hofbauintendanz, wurde dann nach König Max’ II. Ableben – sein Werk war auch die Grabcapelle für diesen Monarchen – Rath und Vorstand der genannten Behörde und 1872 königlicher Hofbaudirector, nachdem derselbe die Pläne und Skizzen zum Schlosse „Neuschwanstein“ geliefert hatte, dessen oberste Bauleitung R. an Dollmann abgab (1872), da ihm bei seinen vorgerückten Jahren die vielfachen Reisen nach Schwangau zu beschwerlich fielen. Seitdem nur mehr die eigentlichen Büreaugeschäfte leitend, richtete R. seine Hauptthätigkeit auf die würdige und pietätvolle Erhaltung der verschiedenen königlichen Schlösser und Gebäude in Würzburg, Aschaffenburg, Bayreuth, restaurirte beispielsweise die sogenannten [521] Trier’schen Zimmer in der königlichen Residenz,[WS 1] und besorgte den Umbau des Schlosses Berg u. s. w. Außerdem fertigte R. im allerhöchsten Auftrage die Pläne für einen Brunnen mit dem Standbilde des Parcifaldichters Wolfram v. Eschenbach in der fränkischen Stadt Eschenbach, wofür R. 1864 gleichzeitig mit dem Schreiber dieser Zeilen das Ehrenbürgerrecht daselbst erhielt. Außer dem neuen Kunstvereinsgebäude lieferte R. eine Reihe von Plänen zu Privatbauten und viele Zeichnungen für kunstgewerbliche Gegenstände, insbesondere für die Glasfabrik seines Freundes Steigerwald, zu den silbernen Urnen zur Aufbewahrung der Herzen der hochseligen Könige Ludwig I. und Max II., desgleichen die Zeichnungen zu den Sarkophagen für König Otto und die Königin Amalie von Griechenland. R. verschied, nachdem er sich auf einer Dienstreise nach Berchtesgaden eine Erkältung zugezogen hatte, zu Starnberg, im Kreise seiner Familie, sanft und schmerzlos am 24. August 1885.

Vgl. Beilage 237 Allgem. Zeitung vom 27. August 1885 und Bericht des Münchener Kunstvereins 1885, S. 70 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. doppeltes Komma in der Vorlage