ADB:Redern, Sigismund Ehrenreich Graf von (preußischer Diplomat)

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Artikel „Redern, Sigismund Ehrenreich Graf von“ von Ernst Friedländer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 521–522, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Redern,_Sigismund_Ehrenreich_Graf_von_(preu%C3%9Fischer_Diplomat)&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 10:58 Uhr UTC)
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Redern: Sigismund Ehrenreich Graf v. R., geboren zu Berlin am 18. Juli 1761, trat nach Vollendung seiner Studien, denen er in Leipzig obgelegen hatte, in den sächsischen Staatsdienst und ward, 25 Jahre alt, zum bevollmächtigten Minister am spanischen Hofe ernannt. Er blieb in Madrid bis 1789 und kehrte, durch den Tod seines Vaters veranlaßt, danach in die Heimath zurück, um bald darauf (März 1790) in preußische Dienste zu treten. Im Juli desselben Jahres wurde er Gesandter in London, blieb daselbst aber nur zwei Jahre, zog sich nach seiner Abberufung (Mai 1792) aus dem Staatsdienste zurück, und begab sich auf seine Güter in der Lausitz. Hier lebte er ausschließlich dem Wohle seiner Unterthanen, hob die damals dort noch herrschende Leibeigenschaft auf, schaffte Frohndienste ab, überließ den Bauern einen Theil des Bodens als Eigenthum, sorgte für Ordnung, Sittlichkeit, gesunde reinliche Wohnungen und hob Ackerbau und Viehzucht. Nach Verlauf einiger Zeit siedelte er auf seine großen Besitzungen in Frankreich über, wo er bis 1815 lebte und auch hier mit gemeinnützigen Einrichtungen beschäftigt war. Im J. 1819 trat Graf R. in den zu München eben neu gegründeten Verein für Colonisation und für das Wohl deutscher Ausgewanderter in Virginien, dem er in dem Wunsche, für seine Mitmenschen segensreich zu wirken, auch dann treu blieb, als sich bald ein großer Theil der Mitglieder zurückzog. Erst nach acht [522] Jahren, reich an den größten Opfern aller Art und nicht minder reich an traurigen Erfahrungen, sah er das Unternehmen mit schwerem Herzen scheitern. Seit 1827 lebte er auf dem Lande mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt. Er hatte bereits mehrere derselben veröffentlicht: „Des modes accidentels de nos perceptions“ und „Abrégé historique de la grande émigration des peuples barbares“, ferner „De l’influence de la forme des gouvernemens sur les nations“; diesen ließ er nun (1835) die ersten Bände der „Considérations sur la nature de l’homme en soi-même et dans ses rapports avec l’ordre social“ folgen. Seine freundschaftlichen Beziehungen zum Professor Schlosser in Heidelberg veranlaßten eine Reihe von Beiträgen für die Heidelberger Jahrbücher der Litteratur (1840, 1841). Im J. 1840 übersiedelte Graf R. nach Weinheim an der Bergstraße, wo er, durch die Schönheit der Gegend und den Reichthum der Natur angezogen, sich der Botanik widmete; doch starb er schon am 7. April des folgenden Jahres (1841).

Neuer Nekrolog der Deutschen. Neunzehnter Jahrgang 1841. Weimar 1843, S. 387 ff.