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Artikel „Realis“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 660–661, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Realis&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 01:47 Uhr UTC)
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Realis *): Pseudonym für Gerhard Robert Walter Ritter von Coeckelberghe-Dützele, deutsch-österreichischer Schriftsteller, geboren zu Löven in Belgien am 9. Februar 1786, mußte schon frühzeitig mit seinem Vater infolge der politischen Wirren in seiner Heimath diese verlassen und studirte zu Prag und Wien. In letzterer Stadt scheint er auch nach Vollendung seiner Studien bleibend gelebt zu haben. Er trat 1806 in den Civilstaatsdienst bei der Buchhaltung ein und als Vicehofbuchhalter 1843 in den Ruhestand. Leider ist über das Leben des sehr beachtenswerthen Schriftstellers weiter fast gar nichts bekannt als noch, daß er von 1839 an das früher von Nikolaus Oesterlein geleitete „Oesterreichische Morgenblatt“ in Wien redigirte und am 5. Juli 1857 zu Maria Enzerssdorf bei Wien gestorben ist.

Zuerst als Erzähler mit einer Novelle „Der Helfer am Kreuze“ hervortretend, welche in Schickh’s Wiener Zeitschrift 1822 erschien und mit einem Preise ausgezeichnet wurde, wandte er sich später namentlich der Localgeschichte und Topographie Wiens, sowie der Sammlung von Sagen und historischen Volksüberlieferungen Oesterreichs zu. Ein ganz besonders schätzbares Werk von R. ist das „Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien“, 2 Bände, 1846, welches eine Fülle von Daten und Mittheilungen über die früheren Zustände und Verhältnisse, Bau- und Kunstwerke, Persönlichkeiten, kurz über alle culturgeschichtlich bemerkenswerthen Erscheinungen des alten Wien enthält, die sonst nur sehr schwer oder auch wohl gar nicht anderswo zu finden sind. Dieses Lexikon heutzutage längst vergriffen und selbst im Antiquarbuchhandel nur selten mit hohen Preisen vorkommend, ist ein Werk, dem sich als solches ähnlich kein zweites zur Seite stellen kann. – Außerdem hat R. herausgegeben: „Ruinen. Ein Taschenbuch für Freunde der Geschichte und Sage“, 3 Bde., (Wien 1828), in 2. Aufl. (1839) 5 Bde.; „Heraldische Blumen“ (Wien 1840), eine Sammlung österreichischer Wappensagen; „Schwertlilien“, 2 Bde. (Wien 1840), kleine volksthümliche Erzählungen, Schwänke u. dergl. Ein ähnliches Werk sind auch die „Ränke und Schwänke der heimathlichen Vorzeit“ (1846). Ein Taschenbuch auf die Jahre 1848 und 1849 gab R. unter dem Titel: „Komus“ (Wien) heraus. Als Localschriftsteller Wiens hat er eine Zahl kleinerer, aber verläßlicher und auf genauem Studium fußender Arbeiten über Wien verfaßt, welche auch sonst manche Vorzüge aufweisen, so die vier Hefte „Wanderungen durch Wien und seine Umgebung“ (1846), „Die kaiserliche Burg in Wien“ (1846), „Das k. k. Lustschloß Schönbrunn“ und „Das k. k. Lustschloß Laxenburg“ (1846), „Die Juden und die Judenstadt in Wien“ (1846), „Die Johanneskirche in der Praterstraße“ (1847). – Das von seinem Bruder Karl Heinrich Joseph begonnene Werk: „Théorie complète de la [661] prononciation de la langue française“ (1852), von dem nur der erste Band erschien, da den Verfasser der Tod ereilte, hat R. fortgesetzt und mit dem zweiten Theile zum Abschluß gebracht. Im J. 1852 ist auch ein Büchlein über „Das edle Billardspiel“ von R. erschienen, was der Vollständigkeit wegen hier angeführt sei.

Wurzbach, Biograph. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, II. Theil (Wien 1857) bietet eine dürftige Biographie Coeckelberghe’s, von dem nur noch in der „Biographie nationale … de Belgique“, Tom IV (Bruxelles 1873) einige Daten enthalten sind, die aber ebenfalls auf Wurzbach’s Angaben zurückgehen.

[660] *) Zu S. 225.