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Artikel „Rauscher, Hieronymus“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 447–448, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rauscher,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 22:59 Uhr UTC)
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Rauscher: Hieronymus R., lutherischer Theolog des 16. Jahrhunderts, † als Hofprediger in Amberg i. J. 1569. – Geburtsort, Geburtsjahr und Todestag sind unbekannt. Er war 1548 Diakonus an der Lorenzkirche zu Nürnberg, verlor aber seine Stelle wegen seiner Opposition gegen das Interim, wurde Prediger zu Neumarkt in der Oberpfalz, dann zu Kemnat, zuletzt Hofprediger zu Amberg. Neben Predigten (z. B. über den 125. Psalm, über die Zerstörung Jerusalems, vom Gebet, von der Taufe etc.) und einem dogmatischen Compendium „Loci communes doctrinae christianae“ 1563) hat er besonders durch polemische und satirische Schriften wider die römische Kirche sich bekannt gemacht, [448] aber auch heftige Angriffe sich zugezogen: so schon 1546 durch eine Schrift u. d. T. „Wahrhaftige Ursache, weshalb so viele in der Christenheit dem Papstthum anhängen und warum so viele vom Papstthum abtreten“; ferner durch eine Schrift: „Von der Communion unter beiderlei Gestalt wider das Concilium Tridentinum“, „Von der Dignität, Hoheit und Würdigkeit der papistischen Meßpfaffen“ 1562, besonders aber durch seine mehrmals edirte und fortgesetzte satirische Schrift u. d. T. „Hundert auserwelte, große, unverschemte, feiste, wolgemästete, erstunkene papistische Lügen, welche aller Narren Tugend als des Eulenspiegel, Marculf etc., weit übertreffen, damit die Papisten die vornehmsten Artikel ihrer Lehr vertheidigen, die armen Geister aber verblenden, aus ihren eigenen Scribenten zusammengestellt durch H. R.“ o. O. 1562. 8°; neue Ausg. zu Neuburg etc.: – eine Sammlung von 100 katholischen Legenden oder Wundergeschichten, entnommen aus dem Liber conformitatum, dem Buch de proprietate apum, aus Petrus Damiani, aus Vincenz von Beauvais Speculum etc., nebst beißenden Randglossen des Verfassers. Nachdem er zwei solcher „Lügen-Centurien“ herausgegeben hatte, wurde er von katholischen Gegnern wie Martin Eisengrin (s. A. D. B. V. 765) beschuldigt, die von ihm, mitgetheilten Geschichten zur Verspottung der katholischen Kirche willkürlich erdichtet zu haben. Er vertheidigte sich gegen diesen Vorwurf („Widerlegung der gotteslästerlichen Predigt Martin Eisengrins zu Ingolstadt gehalten“ 1563) und gab zu seiner Rechtfertigung noch einen dritten Theil heraus (Lauingen 1564), worin er seine Quellen namentlich anführt. Ein neuer Abdruck erschien 1618 zu Gießen.

Vgl. Jöcher, Gel.-Lex. III. 1933; Rotermund VI. 1440 (wo im Ganzen 13 Schriften von ihm angegeben werden). – Will, Nürnbergisches Gel.-Lex. III, 269; Nopitsch, Suppl. III, 224. – Flögel, Geschichte der komischen Literatur III, 299. – Gräße, Lit.-Gesch. III, 1, S. 607. 615.