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Artikel „Raupach, Bernhard“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 429–430, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Raupach,_Bernhard&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 13:40 Uhr UTC)
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Raupach: Bernhard R., protestantischer Geistlicher und Geschichtschreiber, geb. am 20. April 1682 zu Tondern in Schleswig, † am 21. Juni 1745 als Diacon der St. Nicolaikirche in Hamburg. Sohn eines Organisten, in dürftigen Verhältnissen aufgewachsen, bezog der fleißige Junge 1701 die Rostocker Akademie, suchte dann seinen Lebenshalt als Hofmeister in adeligen Häusern da und dort (1705–1710), so in Pommern, Mecklenburg und in der Stadt Bremen. An der Kieler Hochschule las er Collegia (1710), machte eine Reise nach Kopenhagen (1711) und fand später (1717) eine Stellung als Pfarrprediger zu Damshagen im Mecklenburgischen, in der Nähe von Wismar. Er erwarb wol den Doctorstitel (in absentia) an der Tübinger Universität, führte ihn aber nie. Seine letzte und günstigste Lebensstellung war die eines Diacons an der Hamburger St. Nicolaikirche, welche er seit 1724 angetreten hatte. Sein Nachkomme George Ehrenfried Paul Raupach gab ein Jahr nach dem Ableben Bernhard’s dessen Biographie (1746, Hamburg 4°) u. d. T.: „Historische Nachrichten von dem Leben und den Schriften Heinrich Bernhard Raupach’s“ (sammt zwei Predigten) heraus. Außer einer Dissertation: „De iniusto contemtu atque neglectu linguae Saxoniae inferioris“, worin er für die Pflege des niedersächsischen Idioms, das Plattdeutsche, eintrat, einer Schrift über den Nutzen seiner Reise nach Dänemark („Comm. de utilitate peregrinationis Danicae“) und ein paar theologischen Schriften, veröffentlichte R. 1732–1744 sein historisches, kirchengeschichtliches Hauptwerk: „Das evangelische Oesterreich, d. i. Nachricht von den Schicksalen der evangelischen Kirche im Erzherzogthum Oesterreich.“ Dasselbe zerfällt in eine beträchtliche Zahl von Theilen und Nachträgen. 1732 erschien „Das evangelische Oesterreich, d. i. Nachricht von den Schicksalen der evangelischen Kirche in Oesterreich 1520–1624“ (304 SS., Beilagen XII, S. 1–68, Addenda 69–72 und Register 73–90); 1736 als Fortsetzung: „Erläutertes evangelisches Oesterreich oder fortgesetzte historische Nachrichten 1520–1580“, mit Vorrede und dem Sendschreiben Schelhorn’s an R. (Summarischer Inhalt LIII–LXII; erzählender Text 1–344, Beilagen XXV, S. 1–208 und Register); 1738 als II. Fortsetzung (375 SS. Text, Beilagen XXVII, S. 1–182) … „in welcher die a. 1589 auf Verordnung der evangelischen Stände in Oesterreich unter der Enns angestellte Visitation ihrer Kirchen aus Dr. Lucas Backmeister’s geschriebenen Acten umständlich erzehlet, in historische Ordnung gebracht und ans Licht gestellt wird“ …; 1740: III. Fortsetzung von 1581–1736 (492 SS. Text, Beilage XLVIII, S. 1–268 und Register). 1741–1744 kam das Ganze sodann in 2 Quart-Bänden, verbunden mit einer Presbyteriologia [430] austriaca (VIII SS. Vor. 3–212 hist. Text) sammt „kleiner Nachlese einiger zu den evangelischen Kirchengeschichten des Erzherzogthums Oesterreich annoch gehörigen und zum Theil bisher ungedruckten Urkunden und Nachrichten (172 SS.)“ heraus, woran sich noch 1744 eine zweifache Zugabe, nämlich Supplemente und Nachlesen schlossen. Die Weitschichtigkeit des Raupach’schen Werkes, das vorzugsweise den Charakter einer Materialiensammlung an sich trägt, bewog den Hospitalprediger zu Nürnberg, Georg Ernst Waldau, 1784 einen Auszug desselben, sammt kurzer Fortsetzung von 1736–1783 u. d. T. „Geschichte der Protestanten in Oesterreich, Steiermark, Kärnthen und Krain vom Jahre 1520 bis auf die neueste Zeit“, mit einer Vorrede von Joh. Georg Fock, Superintendent und Pastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Wien herauszugeben (2 Bände. Anspach, 8°).

S. die Biographie G. E. P. Raupach’s o. i. Texte. – Jöcher, Gelehrtenlex. III (1751). – Vogel, Specim. Bibl. Germ. Austr. p. II, 87 ff.