ADB:Radius, Justus Wilhelm Martin

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Artikel „Radius, Justus Wilhelm Martin“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 135–136, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Radius,_Justus_Wilhelm_Martin&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:45 Uhr UTC)
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Radius: Justus Wilhelm Martin R., Arzt, ist am 14. November 1797 zu Leipzig geboren. Er besuchte die St. Thomasschule daselbst, bezog 1816 die Universität seiner Vaterstadt zum Studium der Heilkunde, wurde 1820 Magister und promovirte 1821. Nachdem er hierauf einen kurzen Aufenthalt in Wien und Berlin genommen hatte, besuchte er zwecks weiterer Ausbildung noch ein Jahr lang London und Paris und erstattete im Auftrage des preußischen Kriegsministeriums aus letztgenannter Stadt einen Bericht über den Zustand und die Behandlung der ägyptischen Augenentzündung, wofür er 1823 vom Könige mit einer goldenen Dose beschenkt wurde. Nach seiner Rückkehr habilitirte er sich 1822 als Privatdocent an der medicinischen Facultät der Leipziger Hochschule, an welcher er ununterbrochen bis zu seinem Lebensende als sehr beliebter und angesehener Lehrer gewirkt hat. Zugleich entfaltete er eine außerordentlich rege und vielseitige, sowohl praktische wie schriftstellerische Thätigkeit. 1825 wurde er zum Prof. e. o. ernannt und erlangte bald eine sehr bedeutende ärztliche, resp. augenärztliche Praxis in der Stadt Leipzig, wurde 1829 [136] zum Director der neubegründeten Medicinischen Gesellschaft ernannt, an deren Spitze er bis 1861 stand, fungirte auch von 1832 ab (bis 1853) als Arzt am Georgenspital, wurde 1840 ordentlicher Professor der Pathologie, las anfangs über Augenheilkunde, sowie über verschiedene Zweige der allgemeinen Pathologie und Therapie und gab am Georgenspital klinische Demonstrationen in der Psychiatrie, wandte aber später sich ausschließlich der Hygiene und Pharmakologie zu, feierte 1861 sein 50jähriges Doctorjubiläum, bei welcher Gelegenheit seine Schüler eine „Radius-Stiftung“ zur Unterstützung nothleidender Aerzte und deren Hinterbliebenen begründeten, deren Capital bei der Feier des 60jährigen Doctorjubiläums von R. 1871 ansehnlich vergrößert wurde, erhielt 1875 den Vorsitz in der Prüfungscommission und starb am 7. März 1884. R. war ein außerordentlich fleißiger und gelehrter Arzt, dessen Kenntnisse sich auf die verschiedensten Gebiete der Medicin erstreckten. Seine zahlreichen Schriften, von denen das med. Schriftstellerlexicon von Callisen (Bd. XV S. 299 und Bd. XXXI S. 336) ein ausführliches bis zum Jahre 1845 reichendes Verzeichniß bringt, beziehen sich gleichfalls auf verschiedene Specialdisciplinen der Medicin, sind übrigens alle in Leipzig erschienen. Am bekanntesten ist die 1831 und 1832 von ihm herausgegebene „Cholera-Zeitung“, deren Fortsetzung als „Wöchentliche Beiträge zur medicinischen und chirurgischen Klinik“ (1833) erschien. Erwähnenswerth sind ferner die mit Joh. Christ. A. Clarus gearbeiteten: „Beiträge zur practischen Heilkunde mit vorzüglicher Berücksichtigung der medicinischen Geographie, Topographie und Epidemiologie“ (Leipzig 1834–36), dann ein im Verein mit Wilh. Walther und M. Jäger verfaßtes „Handwörterbuch der gesammten Chirurgie und Augenheilkunde“ und schließlich seine als Theil der „Opera scriptorum classicorum“ (1827–34) veranstaltete Ausgabe der Werke von Morgagni und Ramazzini, sowie eine Ausgabe der „Scriptores ophthalmici minores“ (Vol. I–III).

Biographisches Lexicon hervorragender Aerzte etc., hrsg. von A. Hirsch, IV, 658.