ADB:Röse, August David Friedrich Karl

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Artikel „Röse, August David Friedrich Karl“ von Wilhelm Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 185–186, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6se,_August_David_Friedrich_Karl&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 20:10 Uhr UTC)
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Röse: August David Friedrich Karl R., Sohn des Cantors R., wurde am 27. August 1821 in dem gothaischen Dorfe Kabarz geboren. Seinen ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater und dem Pfarrer seines Geburtsortes. Nach seiner Confirmation bezog er, nach einem kurzen Aufenthalte bei seinem Onkel, dem Naturalienhändler Frank in Leipzig, wo er sich ganz der Musik widmete, Ostern 1836 das Seminar zu Gotha und setzte dort seine musikalischen Studien mit großem Eifer fort, so daß er bald bei seiner hohen musikalischen Begabung sich durch außergewöhnliche Leistungen bemerkbar machte. Im Alter von noch nicht ganz 20 Jahren begann R. 1841 seine Lehrthätigkeit [186] an der berühmten Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, wo er in der Musik, Rechnen und Deutsch Unterricht ertheilte. Hier führte ihn sein späterer Onkel – er heirathete 1848 die Nichte desselben, Bertha Salzmann – in ein Gebiet ein, zu welchem er „in seltener Weise Neigung und Beruf hatte“, in die Naturgeschichte. Ohne seine musikalischen Studien zu vernachlässigen, wandte er sich mit dem größten Eifer den naturwissenschaftlichen Studien zu und erlangte bald eine umfassende Kenntniß der heimischen Fauna und Flora. Aber er blieb nicht wie so mancher Andere seines Bildungsganges bei der Systematik stehen, sondern suchte mit Hülfe des Mikroskops auch in die Welt des Kleinen einzudringen und die innere Organisation und die Entwickelungsgeschichte zu ergründen. Im J. 1852 begann R. durch eine Reihe von Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften die Errungenschaften der Naturwissenschaften weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Diese Arbeiten zeichnen sich durch Gediegenheit des Inhalts, klare und leicht verständliche Darstellung und fesselnde Schilderungen aus und sind geradezu mustergültig zu nennen. Ein nicht minder großes Verdienst erwarb sich R. dadurch, daß er äußerst anregend auf seine Schüler einwirkte und ihnen Liebe zur Natur einflößte. Auch als selbständiger Forscher hat sich R. einen bleibenden Ruf erworben. Mit allen bedeutenden Bryologen Deutschlands stand er in Verbindung und lieferte ihnen schätzbares Material zu ihren Arbeiten. Nicht nur hat er eine Reihe von neuen Arten entdeckt, sondern er wurde auch der Begründer einer thüringischen Bryo-Geographie durch seine grundlegende Arbeit über die geographische Verbreitung der thüringischen Laubmoose in Petermann’s Mittheilungen. In Bezug auf die thüringischen Moose galt er als unbestrittene Autorität. Seine bryologischen Arbeiten sind in den Mittheilungen der geographischen Gesellschaft für Thüringen Bd. II 1883 zusammengestellt.

Erst in seinen letzten Lebensjahren nach Lenz’ Tode war es ihm vergönnt, durch Uebernahme des naturwissenschaftlichen Unterrichts seine Schüler auch direct in seine Lieblingswissenschaft einzuführen, und der von ihm aufgestellte Lectionsplan zeugt von hohem pädagogischen Scharfblick.

Im Umgange war R. von seltener Liebenswürdigkeit. „Wer aus der Ferne“, sagt A. de Bary, „einmal zu ihm kam und mit ihm in die Wälder ging, der wurde temporär sein Schüler. Jeden Felsen, jeden noch so kleinen bemerkenswerthen Fundort kannte er und hatte seine Freude daran, ihn solchen zu zeigen, bei denen er Interesse dafür fand, eine Art Stolz darin, den fremden Gelehrten so recht darauf aufmerksam zu machen, was für Schätze die Thüringer Berge tragen. Darum ging kein Geolog, kein Zoolog, kein Botaniker bei Röse leer aus, wenn er ihn aufsuchte. Und auch sonst nicht. Selten wird ein Mann mit freundlicherer und aufopfernderer Bereitwilligkeit jedem seine guten wissenschaftlichen Dienste geleistet haben, der ihn darum bat, und von dem er wußte, daß er guten Gebrauch davon mache.“ R. starb nach kurzer Krankheit am 24. September 1873. Seine Biographie von Dr. Fr. Regel findet sich in der Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier der Erziehungsanstalt Schnepfenthal.