ADB:Quadro, Giovanni Battista de

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Quadro, Giovanni Battista de“ von Carl Brun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 3–4, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quadro,_Giovanni_Battista_de&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 19:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Quaglio
Band 27 (1888), S. 3–4 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Giovanni Battista di Quadro in der Wikipedia
Giovanni Battista di Quadro in Wikidata
GND-Nummer 13404603X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|3|4|Quadro, Giovanni Battista de|Carl Brun|ADB:Quadro, Giovanni Battista de}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13404603X}}    

Quadro: Giovanni Battista de Q., Architekt, aus Lugano gebürtig, einem Tessiner Geschlechte entstammend, aus dem mehrere namhafte Künstler hervorgegangen sind. Er wird deßhalb hier genannt, weil er hauptsächlich in Deutschland gewirkt hat. Q. lebte im 16. Jahrhundert und war in den dreißiger Jahren desselben Stadtbaumeister in Posen; von ihm rührt daselbst das im Stile der italienischen Frührenaissance aufgeführte Rathhaus her. An der Stelle des heutigen Rathhauses zu Posen stand einst ein spätgothischer Bau, der zum größten Theil durch eine Feuersbrunst vernichtet worden ist; nach dieser ward 1536 Q. mit dem Neubau betraut. Das Rathhaus steht auf einem rechteckigen Grundriß, seine Schmalseiten schauen nach Osten und Westen, seine Langseiten nach Süden und Norden. Es macht einen durchaus einheitlichen Eindruck, der selbst durch den großen Hauptthurm auf der Nordseite, welcher im 17. und 18. Jahrhundert erheblich erneuert wurde, nicht beeinträchtigt wird. Die Hauptfaçade befindet sich auf der Ostseite. Sie besteht aus drei übereinanderliegenden, [4] offenen Bogenhallen von schönsten architektonischen Verhältnissen und läuft in eine fensterlose, mit Zinnen gekrönte und von achteckigen Thürmen flankirte Pultmauer aus, hinter welcher das Dach trichterartig nach dem Innern zu abfällt. Die Pultmauer, deren Mitte ein viereckiges Thürmchen auszeichnet, tritt hinter den Loggien etwas zurück. Die Façade ist auf das Reichste mit Wandgemälden und Stuckreliefs verziert, die Erstern schmücken die Bogenblenden der Eckpfeiler und des Pultdachs, sowie den Fries des Gebälks über der Loggia des mittleren Geschosses, die Letzteren die Bogenzwickeln der Arkadenhallen. Während diese noch verhältnißmäßig gut erhalten sind, erscheinen jene leider theilweise durch die Zeit verwischt. Einen einfachen Eindruck machen die drei anderen Seiten, deren architektonische Profilirung lediglich in den Gesimsen der einzelnen Stockwerke, den Fenstereinfassungen, dem Zinnenkranze und in strebepfeilerartigen Vorlagen besteht, welche nach oben hin in schwungvollen Krönungen ausklingen. Zu dem Innern des Rathhauses führt auf der Ostseite eine breite Freitreppe. Zunächst betritt man das Vestibül und sodann die hinter demselben gelegenen, mit schlichten Tonnengewölben versehenen Geschäftszimmer. Der Hauptsaal, der die ganze Breite der Façade einnimmt und ebenfalls mit Tonnengewölben überdeckt ist, befindet sich im ersten Obergeschoß, zu dem zwei symmetrisch angeordnete steinerne Treppen führen. Er ist jetzt in zwei Räume getheilt und wird erst dann wieder die volle Wirkung ausüben, wenn er in seiner Ursprünglichkeit wieder hergestellt ist. Im obern Hauptgeschoß endlich, an der nordwestlichen Seite desselben, liegt der Sitzungssaal des Magistrates mit seinem schön bemalten Tonnengewölbe und seinen, den Bildnißen der Façade entsprechenden Porträts polnischer Könige. Das Rathhaus in Posen ist ein herrlicher italienischer Renaissancebau, und einen solchen im hohen Norden zu finden, wird jeden Kunsthistoriker freudig überraschen; schade nur, daß wir von seinem Erbauer, Giovanni Battista de Q., nicht mehr sichere Kunde besitzen.

Heinrich von Dehn-Rotfelser, „das Rathhaus zu Posen“ in Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen. Siebenter Band. Berlin 1886. S. 20–22.