Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Probst, Ferdinand“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 124–126, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Probst,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Pringsheim, Nathanael
Band 53 (1907), S. 124–126 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ferdinand Probst in der Wikipedia
Ferdinand Probst in Wikidata
GND-Nummer 118596640
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|53|124|126|Probst, Ferdinand|Friedrich Lauchert|ADB:Probst, Ferdinand}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118596640}}    

Probst: Ferdinand P., katholischer Theologe, geboren am 28. März 1816 zu Ehingen in Württemberg, † am 26. December 1899 zu Breslau. P. besuchte das Gymnasium in seiner Vaterstadt bis 1836, studirte dann Theologie in Tübingen und wurde am 16. September 1840 zum Priester [125] geweiht. Hierauf wurde er zuerst Vicar in Ellwangen, Herbst 1841 Repetent im Wilhelmsstift (kath.-theol. Convict) in Tübingen, wo er von Hefele und Kuhn, zu denen er in nähere Beziehungen trat, zu wissenschaftlichen Arbeiten angeregt wurde, am 22. December 1843 Pfarrer zu Pfärrich im württembergischen Allgäu, bis 1864; 25. November 1851 Dr. theol. Im Herbst 1864 wurde er ordentlicher Professor der Pastoraltheologie an der Universität Breslau, am 16. April 1886 zugleich Domcapitular; 1889/90 Rector der Universität; 1890 päpstlicher Hausprälat; am 4. März 1896 zum Dompropst ernannt, am 31. Juli 1896 als solcher installirt. Seitdem vielfach leidend, zog er sich jetzt von der Lehrthätigkeit zurück.

Die umfangreiche und bedeutende schriftstellerische Thätigkeit Probst’s beginnt mit den Werken: „Katholische Glaubenslehre. Ein Religionshandbuch für Laien“ (Mainz 1845); „Die sogenannte Reformation und die wirkliche Reformation. Ein Beitrag zur 300jährigen Jubelfeier der allgemeinen Kirchenversammlung von Trient. Nebst einem Anhang: Kurzer Ueberblick über die Unterscheidungslehren“ (Mainz 1845); „Katholische Moraltheologie“ (2 Bde., Tübingen 1848–1850; 2. Ausgabe 1853); „Die Gesellschaft Jesu“ (Tübingen 1851; 2 Auflagen). Mit dem Jahre 1852 betrat er das Gebiet der Liturgik, das er fortan, besonders nach der geschichtlichen Seite, mit unermüdlichem Eifer und gewaltiger Arbeitskraft, als Hauptfeld seiner wissenschaftlichen Thätigkeit bearbeitete, deren Resultate in einer langen Reihe von Büchern und Abhandlungen vorliegen. Seine historischen Forschungen dehnte er dabei auch auf das Gebiet der Katechese, Predigt und kirchlichen Disciplin aus. So erschienen der Reihe nach die meist umfangreichen Werke: „Verwaltung der hochheiligen Eucharistie“ (Tübingen 1853; in der 2. Aufl. 1857 in zwei gesonderte Werke getheilt: „Verwaltung der Eucharistie als Opfer“ und „Verwaltung der Eucharistie als Sakrament“); „Brevier und Breviergebet“ (Tübingen 1854); „Exequien“ (Tübingen 1856); „Kirchliche Benedictionen und ihre Verwaltung“ (Tübingen 1857); „Liturgie der drei ersten christlichen Jahrhunderte“ (Tübingen 1870); „Lehre und Gebet in den drei ersten christlichen Jahrhunderten“ (Tübingen 1871); „Sakramente und Sakramentalien in den drei ersten christlichen Jahrhunderten“ (Tübingen 1872); „Kirchliche Disciplin in den drei ersten christlichen Jahrhunderten“ (Tübingen 1873); „Katechese und Predigt vom Anfang des 4. bis zum Ende des 6. Jahrhunderts“ (Breslau 1884); „Lehre vom liturgischen Gebete“ (Breslau 1885, 2. Aufl. 1892); „Geschichte der katholischen Katechese“ (Breslau 1886); „Die ältesten römischen Sacramentarien und Ordines“ (Münster i. W. 1892); „Liturgie des 4. Jahrhunderts und deren Reform“ (Münster i. W. 1893); „Die abendländische Messe vom 5. bis zum 8. Jahrhundert“ (Münster i. W. 1896). Diese Reihe von Werken, die die Summe der Lebensarbeit eines langen und ungemein thätigen Gelehrtenlebens repräsentiren, werden durch das reiche historische Material, das sie bieten, ihren Werth behalten, wenn sie auch durch die Zugänglichmachung neuer Quellen und die fortschreitende Forschung natürlicherweise in manchen Punkten schon überholt sind. Nicht zu vergessen sind auch die als Nebenarbeiten oder Vorläufer der Werke in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichten meist umfangreicheren Abhandlungen über specielle Fragen: „Origenes über die Eucharistie“ (Theol. Quartalschrift [Tübingen] 1864, S. 449–534); „Origenes über den katholischen Gottesdienst“ (Theol. Quartalschrift 1864, S. 646–719); „Lehre des Clemens von Alexandrien über die Eucharistie“ (Theol. Quartalschrift 1868, S. 203 ff.); „Die Verwaltung des Kirchenvermögens in den ersten drei Jahrhunderten“ (Theol. Quartalschrift 1872, S. 383 ff.); „Der Primat in den ersten drei [126] Jahrhunderten“ (Katholik 1872, II, S. 257–284); „Der Brief des römischen Clemens und der Tod der Apostel Petrus und Paulus“ (Katholik 1872, II, S. 658–668); „Das christliche Begräbniß im 4. Jahrhundert“ (Histor.-polit. Blätter, 79. Bd., 1877, S. 518–532); „Ehe und Eheschließung im 5. Jahrhundert“ (Histor.-polit. Blätter, 80. Bd., 1877, S. 677–696, 753–767, 829–842); „Das leonianische Sacramentarium“ (Katholik 1879, II, S. 478 bis 503); „Historischer Commentar zum Taufordo des römischen Rituales“ (Katholik 1880, I, S. 519–540); „Die Scrutinienordines und der siebente römische Ordo“ (Katholik 1880, II, S. 55–75); Die afrikanische Liturgie im 4. und 5. Jahrhundert“ (Katholik 1881, I, S. 449–470, 561–581); „Mailändische Liturgie“ (Katholik 1882, I, S. 16–32, 113–132, 225–243, 337–354); „Die Liturgie des Basilius“ (Katholik 1883, I, S. 1–27, 113 bis 141); „Die antiochenische Messe nach den Schriften des h. Johannes Chrysostomus dargestellt“ (Zeitschrift für kath. Theologie 1883, S. 250–303); „Die Liturgie nach der Beschreibung des Eusebius von Cäsarea“ (Zeitschrift für kath. Theologie 1884, S. 681–726); „Die hierosolymitanische Messe nach den Schriften des heil. Cyrillus“ (Katholik 1884, I, S. 142–157, 253–270); „Schriftliche Abfassung der Liturgie“ (Katholik 1884, II, S. 31–53); „Die gallicanische Messe vom 4. bis zum 8. Jahrhundert“ (Katholik 1886, I, S. 73 bis 95, 146–167, 246–267, 361–382, 517–540); „Die spanische Messe von ihren Anfängen bis zum 8. Jahrhundert“ (Zeitschrift für kath. Theologie 1888, S. 1–35, 193–245); „Duchesne über die drei ältesten römischen Sacramentarien“ (Zeitschrift für kath. Theologie 1891, S. 193–213); „Zur Frage nach der Stellung des Gelasianum zum Osterfasten“ (Theol. Quartalschrift 1894, S. 126–134). Für die 2. Auflage des Kirchenlexikons von Wetzer und Welte verfaßte P. außer kleineren Artikeln den ausführlichen Artikel „Brevier“ (II, 1257–1291). Endlich sind noch seine pastoraltheologischen Schriften zu nennen: „Verwaltung des hohenpriesterlichen Amtes“ (Breslau 1881; 2. Aufl. 1885); „Theorie der Seelsorge“ (Breslau 1883; 2. Aufl. 1885); „Katholische Pastoraltheologie. I. Heft: Verwaltung des königlichen Amtes“ (Münster i. W. 1898).

A. König in der Chronik der Univ. Breslau für das Jahr 1899/1900, S. 128–142. – Neher, Personal-Katalog der Geistlichen des Bisthums Rottenburg, 3. Auflage (Schwäb. Gmünd 1894), S. 79.