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Artikel „Prestel, Johann Gottlieb“ von Wilhelm Stricker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 573–575, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prestel,_Johann_Gottlieb&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:37 Uhr UTC)
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Prestel: Johann Gottlieb P., geboren am 18. November 1739[WS 1] zu Grönenbach an der Iller, Bezirksamt Memmingen, † am 5. October 1808 zu Frankfurt a. M. Er änderte seinen Vornamen Gottlieb gewöhnlich in Amadeus um und schrieb sich J. A. Prestel. P. war der Sohn eines Schreiners und in dem Handwerk seines Vaters auferzogen. Die Beschäftigung bei der Herstellung des seinem Wohnort benachbarten Klosters Ottobeuern und die Anleitung der dort arbeitenden Maler, Gebrüder Zeiler aus Tirol, regten zuerst den in ihm schlummernden Kunstsinn an. Zu weiterer Ausbildung wanderte er zu Fuß nach Italien, zuerst nach Venedig, wo Nogari und der Kupferstecher Josef Wagner sich seiner annahmen, dann in Begleitung eines Mainzer Domherrn nach Rom. Dort bildete er sich vier Jahre lang in rastlosem Fleiße weiter aus und erwarb seinen Lebensunterhalt durch Anfertigung von Copien. 1766 verließ er Rom [574] und verweilte nun drei Jahre in Florenz, kehrte aber dann in die Heimath zurück. Er ließ sich in Nürnberg als Porträtmaler und Zeichenlehrer nieder und verheirathete sich daselbst. P. versuchte sich in Nürberg auch mit dem Grabstichel und im Aetzen, anfänglich nur in Umrissen, dann in Rothstift- und Tuschmanier. Hierdurch kam er ganz selbständig und ohne fremde Unterweisung auf die Handzeichnungsmanier, durch deren umfangreiche Anwendung er bei seinen Zeitgenossen in großes Ansehen kam, wenngleich die Blätter jetzt nur noch kunsthistorisches Interesse haben. P. veröffentlichte außer vielen Einzelblättern drei Sammlungen: 1) Das Schmidt’sche Cabinet (G. J. Schmidt in Hamburg) 1779, 30 Blätter; 2) Das Praun’sche Cabinet, 1780, 48 Blätter; 3) Das kleine Cabinet, 1782, 36 Blätter. Dennoch ließen Prestel’s Charakterfehler, sein Eigensinn und seine Unverträglichkeit, ihn nicht zu einem rechten Gedeihen in Nürnberg kommen. Er verlegte 1783 seinen Wohnsitz nach Frankfurt, wo er wieder, unter Beistand seiner Frau und mehrerer Schüler, besonders Anton Radl’s, eine Anzahl Werke in seiner Manier herausgab, unter welchen die Brabeck’sche Galerie zu Söder besonders zu nennen ist. Seine sämmtlichen Blätter mögen sich auf mehr als 600 belaufen. Nach seinem Tode erschienen (1814) von seinem ältesten Sohn und seinem Schwiegersohn Reinheimer herausgegeben, noch 50 Blätter nach Meistern verschiedener Schulen, gr. Fol. Prestel’s Frau, Maria Katharina geb. Höll, geb. am 22. Juli 1747 in Nürnberg, mußte sich 1786 von ihrem Manne trennen und zog nach London, wo sie eine selbständige Existenz als Künstlerin sich gründete und am 16. März 1794 starb.

Der älteste Sohn Christian Erdmann Gottlieb, geb. am 12. August 1773 zu Nürnberg, folgte 1793 der Mutter nach London und blieb daselbst bis 1800 Kupferstecher und Musiklehrer. 1800 kehrte er nach Frankfurt zurück, gründete 1805 einen Kunsthandel und war mehr als Kenner denn als Künstler geschätzt. Er starb am 1. April 1830 und ist der Vater des bekannten Kunsthändlers Ferdinand P. in Frankfurt.

Der zweite Sohn Joh. Adam, am 25. Januar 1775 in Nürnberg geboren, Maler und Kupferstecher, starb am 17. October 1818; er ist der Vater des 1804 gebornen Pferdemalers Joh. Erdmann Gottlieb P. zu Mainz.

Der dritte Sohn, Michael Gottlieb, geb. am 12. Juli 1779 zu Nürnberg, von 1789–93 in England, † am 13. März 1815, Kunsthändler, führte ein unstätes Leben, dagegen war die Tochter J. G. Prestel’s, Ursula Magdalena, geb. am 27. November 1777 in Nürnberg, seit 1805 Frau des Kunsthändlers Joh. Georg Reinheimer (nicht Steinheimer, wie Nagler, Künstlerlex. schreibt, 1776–1820) in Frankfurt, † 1845 in Brüssel, in jeder Beziehung eine ausgezeichnete Frau, als Malerin und Kupferstecherin die fleißige und talentvolle Gehülfin ihrer Mutter in London (bis 1794) und dann ihres Vaters.

Der schon genannte Joh. Erdmann Gottlieb P., geb. am 19. April 1804 in Frankfurt, † am 7. Mai 1885 in Mainz, zeigte schon in früher Jugend Anlage zum Zeichnen und Liebe zu Pferden. Er bildete sich in Frankfurt zum Bereiter aus und kam als solcher folgeweise nach Darmstadt und München. Hier trat er 1822 in die Kunstakademie, studierte zugleich Anatomie und Thierheilkunde und blieb bis 1826. Nun zog er nach Wien und dann nach Ungarn, wo er sich der Darstellung des Pferdes in der Freiheit und Wildheit hingab. Seine Bilder verschafften ihm einflußreiche Bekanntschaften in Sportkreisen, besonders die des Grafen Moriz Sandor, mit welchem er in Ungarn, Griechenland und Spanien längere Zeit reiste. Das 1868 erschienene „Sandoralbum“, die waghalsigen Reiterstücke des Grafen darstellend, ist eines der bekanntesten Werke Prestel’s. Von 1828–35 lebte P. in Rom, dann wurde er nach Stuttgart berufen, wo er bis 1837 ausschließlich für den König von Würtemberg malte. [575] Der Herzog von Nassau ernannte ihn hierauf zum Hofmaler und zum Generaldirector seiner verschiedenen Gestüte. An kein stetiges Leben gewöhnt, verließ P. 1845 diesen Posten, um einige von österreichischen Edelleuten erhaltene Aufträge auszuführen. Einen ehrenvollen Antrag des Kaisers von Oesterreich, welcher seine künstlerische Thätigkeit für den Rest seines Lebens an Wien fesseln wollte, lehnte P. ab, erhielt aber den Titel eines Hofmalers und malte zwischen 1850 und 1860, wo er auch dem Kaiser auf die Gemsjagden folgte, eine Reihe von Bildern. Seit 1840 verheirathet, lebte P. seit 1861 in Deutschland mit seiner Familie, machte aber jedes Jahr eine Reise nach Oesterreich. Seit 1873 machte Krankheit ihn unfähig zu malen. Er war nicht nur einer der ausgezeichnetsten Thier-, besonders Pferdemaler, sondern auch im Stande, sein Lieblingsthier plastisch darzustellen. Seine Bilder befinden sich meist im Besitz des Kaisers von Oesterreich, auf Schlössern des österreichischen und ungarischen Adels und denen des Herzogs von Nassau.

Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt, 1862 S. 366. Zusätze 1867 S. 72. – Fr. Rittweger in Frankfurter Zeitung, 18. Mai 1885. – Familiennachrichten.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1733