ADB:Pontpietin, Jacques du
Georg Wilhelm, errichteten Pagenschule für den militärischen Beruf vorgebildet und am 20. März 1690 zum Fähnrich beim Infanterieregiment la Motte ernannt, trat aber, nachdem er am 1. April 1695 zum Capitän befördert war, seiner Neigung zum Reiterdienste folgend und begünstigt durch den Feldmarschall Chauvet, zur Dragonergarde über, indem er mit seinem älteren Bruder d’Amproux, gestorben 1738 zu Lüneburg als Brigadier und Chef des 9. Infanterieregiments, tauschte. Als nach dem Frieden von Ryswyk sein Truppentheil vermindert wurde, erhielt er als Rittmeister eine Compagnie beim Reiterregiment Boisdavid, später Saint Laurent, [415] und 1706, nachdem er, als Celle 1705 an Hannover fiel, in den kurfürstlich hannoverschen Dienst getreten war, war er Oberstlieutenant beim Cavallerieregiment Pentz, welches er, nachdem er an vielen Ereignissen des spanischen Erbfolgekrieges theilgenommen hatte und von einer am 23. Mai 1706 bei Ramillies erhaltenen schweren Wunde hergestellt war, mit großer Auszeichnung am 11. Juli 1708 bei Oudenarde führte. Unter den Augen des Kurprinzen, später König Georg II. von England, griff er, zur Vorhut unter Lord Cadogan gehörend, mit großem Nachdruck an und warf des Feindes Fußvolk und Reiterei. Er wurde hier von Neuem verwundet, focht aber bei Malplaquet und nahm am Kriege bis zuletzt theil. 1715 erhielt er ein eigenes, das 8. Cavallerieregiment, Dragoner. Als dann im J. 1734 Hannover ein Corps von 6000 Mann zu dem unter Prinz Eugen von Savoyen aus Anlaß der polnischen Thronfolge zum Kriege mit Frankreich am Rhein vereinigten Heere stellte, übertrug der König dem Generalmajor P. das Commando desselben. Das Jahr 1734 verging meist im Lager von Heilbronn, wo P. weniger gegen den Feind als gegen die Uebergriffe der verbündeten Generale zu kämpfen hatte, welche vielfach bestrebt waren, die Kreistruppen bei Vertheilung der Quartiere, der Verpflegung und sonst sich bietender Gelegenheit zu benachtheiligen. Namentlich die kaiserlichen Generale Seckendorf und Schmettau, welche das Ohr des alt und schwach gewordenen Oberbefehlshabers hatten, zeichneten sich darin aus; P. aber, gestützt auf den mächtigen Rückhalt, welchen ihm die Stellung seines Kurfürsten als Königs von England bot, trat ihnen mit Nachdruck entgegen und setzte durch, daß seinen Truppen ihr Recht wurde. Des dänischen Generals Mörner hatte er sich in gleicher Weise zu erwehren. 1735 machte sein Corps einen Theil der Heeresabtheilung aus, welche im Herbst unter jenem kaiserlichen Generalfeldmarschall Graf Seckendorf an die Mosel entsandt wurde und am 13. October bei Kloster Clausen am Palmbache im Trier’schen glücklich focht. Auf dem Rückmarsche in die Heimath erhielt er Befehl in der Grafschaft Lippe Halt zu machen, um von der Regierung in Detmold, welche einen beurlaubten hannoverschen Soldaten ergreifen und nach Bielefeld an Preußen hatte ausliefern lassen, Genugthuung zu verlangen. Nachdem er letztere in Gestalt von zwei Mann, welche er aus dem dortigen Militär auswählen lassen durfte, erhalten hatte, marschirte er ab. 1741 versammelte der König, in der Absicht für die Sache von Maria Theresia thätig Partei zu ergreifen, seine hannoverschen Truppen in zwei Lagern; das größere derselben, welches bei Hameln bezogen wurde, befehligte P.; die Maßregeln, welche Preußen und das mit diesem verbündete Frankreich ergriffen, ließen Georg II. indessen von einem Appell an die Waffen zunächst absehen. Erst im folgenden Jahre that er weitere Schritte, indem er im October 16 500 Mann unter P. aus Hannover nach Brabant rücken ließ. Dieselben traten in englischen Sold und standen unter dem Befehl des Feldmarschall Earl of Stair, bezogen aber für das erste Winterquartier; 1743 marschirten sie an den Main, wo es am 27. Juni zur Schlacht bei Dettingen kam. Georg II., welcher seine hannoverschen unter P. stehenden Truppen durch das Heranziehen der zunächst im Lande verbliebenen Regimenter auf 23 000 Mann verstärkt hatte, führte das Commando der aus Engländern, Holländern, Oesterreichern und Hannoveranern zusammengesetzten sogenannten „pragmatischen Armee“ in eigener Person und erfocht einen glänzenden Sieg. Nach Beendigung des Feldzuges marschirten die hannoverschen Truppen zum Theil an den Rhein, zum Theil kehrten sie in das eigene Land zurück, mit den letzteren P., welcher nun mit Rücksicht auf sein hohes Alter um seine Entlassung bat. Dieselbe wurde ihm jedoch nur in der Weise gewährt, daß er von der Verpflichtung entbunden wurde, in das Feld ziehen zu müssen, im Uebrigen aber [416] führte er die Geschäfte als General en Chef der Cavallerie auch dann noch weiter, als er nicht mehr im Stande war seinen Namen zu schreiben, sondern sich statt dessen eines Stempels bedienen mußte; er blieb jedoch bis zu seinem am 4. December 1756 im Alter von 88 Jahren und 5 Wochen zu Hannover erfolgten Tode in vollem Besitze seiner geistigen Fähigkeiten. Er starb unvermählt und ward in der Garnisonkirche beigesetzt. P. besaß großes Verständniß für den Reiterdienst und war namentlich ein Gegner der dickgefütterten Pferde und der Vorliebe für große Leute.
Pontpietin: Jacques d’Amproux du P., kurfürstlich braunschweig-lüneburgischer General en Chef der Cavallerie, 1668 in der Bretagne geboren, wanderte seines evangelischen Glaubensbekenntnisses wegen aus Frankreich aus, ward auf einer vom letzten Herzoge von Celle,- Neue genealogisch-historische Nachrichten, 85. Theil, Leipzig 1757, Heinsius. – Annalen der braunschweig-lüneburgischen Churlande, 6. Jahrgang, 4. Stück, Hannover 1792. – L. v. Sichart, Geschichte der hannoverschen Armee, 2. und 3. Band, Hannover 1870.