ADB:Plessner, Gustav Wilhelm Ferdinand
[76] die Spree bei Beeskow beschäftigt. Von 1849–1852 war er der Eisenbahnbauabtheilung Schönlanke zugetheilt und bei dem Bau der „Ostbahn“ thätig. Nachdem er im Mai 1852 das Baumeisterexamen bestanden hatte, wurde er 1853 commissarisch als Eisenbahnbaumeister in Posen angestellt. Hier veröffentlichte er sein erstes größeres Werk: „Ueber das Entwerfen und Veranschlagen von Eisenbahnen“, das in mehrfacher Beziehung bahnbrechend war und verschiedene Auflagen erlebte. Später nahm er als Abtheilungsbaumeister an der Anlegung der rheinischen Eisenbahnen theil und erbaute die Strecke Rolandseck-Coblenz. Während dieser Zeit wählten ihn die städtischen Behörden in Posen zwei Mal zum Stadtbaurath, jedoch seine Wahl fand die ministerielle Bestätigung nicht. Er trat nun aus dem preußischen Staatsdienste aus und unternahm eine größere Studienreise nach Frankreich, wo er sich besonders in Paris und Bordeaux längere Zeit aufhielt. Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm P. dann selbständig Eisenbahnbauten. Bei den vorpommerschen Eisenbahnbauten führte er die Strecke Anklam-Angermünde aus und leitete dann die großen Erdarbeiten und Brückenbauten bei Wolgast. In Schlesien war die Eisenbahn Lauban-Kohlfurt sein Werk. Nach dem dänischen Kriege ward ihm die Wiederherstellung der zerstörten Düppeler Schanzen übertragen und während des österreichischen Krieges ward er mit dem Bau von Feldbahnen und Aufräumungsarbeiten betraut. Von 1867–1869 erbaute er hierauf die Vollbahn Erfurt-Nordhausen. Fast gleichzeitig übertrug ihm der preußische Staat die Erbauung des Kriegshafens in Heppens, der bei seiner Einweihung den Namen „Wilhelmeshaven“ erhielt. Nach Berlin zurückgekehrt, ward P. dann erster Director der seinen Namen tragenden Baugesellschaft, der jedoch nur ein kurzes Dasein beschieden war. Er wandte sich daher wieder dem Eisenbahnbau zu und baute die Vollbahn Altenburg-Zeitz. Ein weiteres Werk von ihm war die Zweigbahn Fröttstädt-Friedrichroda, nach deren Vollendung er nach Gotha übersiedelte, wo er von Herzog Ernst II. mit dem Titel „Baurath“ ausgezeichnet und ihm auch die Erbauung der Eisenbahn Wutha-Ruhla übertragen wurde. Sein letzter Eisenbahnbau war der der Linie Eisenberg-Crossen, welche er auch selbständig bewirthschaftete und deren Leiter er bis an sein Lebensende blieb.
Pleßner: Gustav Wilhelm Ferdinand P., herzoglich sachsen-gothaischer Oberbaurath, hervorragender Eisenbahnbau-Ingenieur, geboren am 7. October 1824, † am 2. November 1895. Er war der Sohn des Hauptmanns und Lehrers an der Regimentsschule in Erfurt Friedr. Wilh. P., besuchte bis Ostern 1842 die Realschule seiner Vaterstadt, diente dann als Einjähriger bei dem dortigen Pionierbataillone und widmete sich hierauf dem Baufach. Während des Jahres 1843 nahm er an den Vermessungsvorarbeiten für die Thüringer Eisenbahn theil, trat aber Ostern 1844 noch einmal in das Gymnasium zu Nordhausen ein, um das für das Studium des höheren Baufaches geforderte Abiturientenexamen abzulegen. Nachdem dies geschehen und er noch ein Jahr als Feldmesser thätig gewesen war, bezog er die Bauakademie in Berlin. Ende 1848 wurde er zum Bauführer ernannt und bei den Straßenbauten im Kreise und dem Bau der großen hölzernen Brücke überWährend seiner letzten Lebensjahre war P. besonders für die Stadt Gotha thätig, wo er 1884 zum Stadtverordneten, 1887 zum Senator erwählt wurde. Als solcher wirkte er besonders für Einrichtung der elektrischen Beleuchtung und Anlegung einer elektrischen Straßenbahn. Für diese Thätigkeit ward er vom Herzog von Gotha mit dem Titel „Oberbaurath“ ausgezeichnet. Fürstliche Anerkennung hatte seinem Wirken als Erbauer von Eisenbahnen auch sonst nicht gefehlt: der Herzog von Altenburg hatte ihn mit dem Ernestinischen Ritterkreuz, der Fürst von Schwarzburg-Sondershausen mit dem schwarzburgischen Hauskreuz decorirt.
Schriftstellerisch war P. in zahlreichen Abhandlungen und Denkschriften, das Eisenbahnwesen betreffend, thätig, auch war er Mitarbeiter der von Dr. Röll in Wien herausgegebenen, dieses Fach behandelnden Encyklopädie.
Ueber Pleßner’s Familienverhältnisse sei noch mitgetheilt, daß er seit 1852 vermählt war mit Bertha geb. Grimmer aus Mansfeld, welcher Ehe zwei Söhne und drei Töchter entsprangen.
- Nach Familienmittheilungen.