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Artikel „Pighius, Albertus“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 125–126, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pigge,_Albert&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:16 Uhr UTC)
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Pighius: Albertus P., katholischer Theolog und bedeutender Astronom, um 1490 aus einer der regierenden Familien zu Kampen geboten, erhielt seine wissenschaftliche Erziehung an der Löwener Universität und studirte Theologie unter Adrian Florisz. Nachdem er dort das Baccalaureat und zu Köln das Doctorat in der Theologie erworben hatte, folgte er seinem Lehrer nach Spanien und, als dieser 1522 zum Papst ernannt war, nach Rom. Von diesem, wie auch von seinen Nachfolgern Clemens VII. und Paul III. wegen seiner vielseitigen Gelehrsamkeit hochgeachtet, ward er mehrfach in politischen und kirchlichen Geschäften nach Worms und Regensburg gesandt. Schon hatte er einen [126] bedeutenden Antheil gehabt an der Verbesserung des Kalenders und an der richtigen Berechnung des Osterfestes, als Leo X. diese Angelegenheit bei der Löwener Universität in Anregung gebracht hatte. Darauf beziehen sich auch seine Schriften: „Astrologiae defensio adversus prognosticatorum vulgus, qui annuas praedictiones edunt et se astrologos mentiuntur“, Paris 1518, und „De aequinoctiarum solstitiorumque inventione et de ratione Paschalis celebrationis deque restitutione ecclesiastici Calendarii“, Paris 1520, sowie die „Apologia adversus novam Marci Beneventani astronomiam, quae positionem Alphonsinam et recentiorum omnium de motu octavi orbis depravavit“, Paris 1522 und eine „Defensio apologiae adversus novam Marci Beneventani astronomiam“. Papst Paul III. ließ sich von ihm in der Mathematik unterweisen und verlieh ihm als Anerkennung dafür 1535 die Propstei von St. Johann zu Utrecht nebst einer bedeutenden Geldsumme. Dennoch gerieth er, infolge eines langwierigen und kostspieligen Processes mit dem Utrechter Magistrat, wobei es sich um die herrschaftlichen Rechte seiner Propstei handelte, in finanzielle Bedrängniß. Nicht nur als Mathematiker und Astronom, sondern auch als Vertheidiger des katholischen Glaubens und besonders der kirchlichen Hierarchie, hatte er große Verdienste. Seine Hauptarbeit auf diesem Gebiete ist die „Hierarchie ecclesiasticae assertio“, welche zu Köln 1538, 1544, 1558 und 1572 in einem Folioband erschien und vom englischen Theologen John Leland in seiner „Amphilarchia in Alb. Pighium“ widerlegt worden ist. Auch auf katholischer Seite fand er keinen ungetheilten Beifall. Der Cardinal Bona versagte ihm zwar nicht das Lob großer Gelehrsamkeit, empfiehlt aber doch einen behutsamen Gebrauch seiner Schriften, indem P. die Kirchenlehre nicht durchaus rein darstelle und in der Lehre der Erbsünde, Prädestination und Rechtfertigung dem Protestantismus zuneige; weshalb denn auch einige seiner Schriften[1] auf den Index gestellt sind. – Neben oben genannten Schriften erschien noch von seiner Hand: „Controversiarum praecipuarum in Conciliis Ratisbonensibus tractatarum explicatio“, Köln 1542, Paris 1542, 1549 und 1586. Weiter: „De libero hominis arbitrio et divina gratia libri X adversus Lutherum, Calvinum et alios“, Köln 1542, „Ratio componendorum dissidiorum et sarciendae in religione concordiae“, Köln 1542, und „Apologia adversus Martini Buceri calumnias“, Mainz 1543, Paris 1543, 1586. Seine letzten Jahre verlebte er zu Utrecht, wo er am 26. December 1542 starb und in der St. Johanniskirche bestattet ist.

Burmann, Traj. erud. p. 260 sqq. – Paquot, Mém. litér. I. p. 102 sv. – Bosscha, Overyss. Volksalman. 1840, bl. 112 vv., Oudh. v. Deventer II, bl. 30 vv., 49, und Glasius, Godgel. Nederl.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 126. Z. 26 l.: einige seiner Schriften in Portugal und Spanien (nicht in Rom) auf den Index gesetzt wurden. [Bd. 26, S. 832]