ADB:Phull, Karl Ludwig August von

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Artikel „Phull, Karl Ludwig August v.“ von Eugen Schneider in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 93–94, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Phull,_Karl_Ludwig_August_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:22 Uhr UTC)
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Phull: Karl Ludwig August v. P., russischer General, bekannt durch seine Theilnahme am Kriege von 1812. Ein Sohn des würtembergischen Generallieutenants und schwäbischen Kreiscommandanten Ludwig August v. P. ist er in Ludwigsburg am 6. November 1757 geboren. Er trat 1777 in den preußischen Kriegsdienst und wurde in die Nähe Friedrichs II. gezogen, 1781 in dessen Generalstab. 1798 machte er den Feldzug am Rhein mit und übernahm 1803 die Stellung des Generalstabschefs König Friedrich Wilhelms III. Diese scheint ihn wenig befriedigt zu haben; denn als er in demselben Jahre mit einer Sendung zu Kaiser Alexander I. beauftragt wurde, trat er in russische Dienste über und gewann des Kaisers unbedingtes Vertrauen. Mit dem Range [94] eines Generalmajors hatte er jenem Unterricht in der Kriegskunst zu ertheilen und natürlich wurde dabei auch die Möglichkeit eines französisch-russischen Krieges ins Auge gefaßt. So wenig es nachzuweisen ist, daß der später ausgeführte Plan, den Feind in das Innere Rußlands zu locken und so zu verderben, gerade Phull’s eigenster Gedanke ist, so sehr steht es fest, daß er diesen Plan mit Lebhaftigkeit behandelte und den Kaiser von dessen Nothwendigkeit überzeugte. Deshalb galt er Alexander als Urheber des so folgereichen Rückzugs, wie er ihm am 12. December 1813 (n. St.) schrieb: „c'est vous qui avez conçu le plan qui avec l'aide de la providence a eu pour suite le salut de la Russie et celui de l'Europe.“ Die Russen freilich waren mit P. weniger zufrieden. Sei es aus Neid über die Bevorzugung überhaupt, sei es infolge des Verdachts, daß er Rußland an Napoleon verrathen habe, wurde er so angefeindet, daß er nicht nur das Heer, sondern auch das Land verlassen mußte. Der Kaiser selbst soll ihn acht Tage lang in seinem eigenen Cabinet versteckt haben. Im October 1812 gelang es ihm unter vielen Mühsalen über Schweden nach England zu entfliehen; doch hielt er sich hier nicht lange auf, sondern wandte sich nach dem Haag, wohl auf Veranlassung des Prinzen von Oranien, dem er kriegswissenschaftliche Vorlesungen gehalten hatte. Im Juni 1814 wurde er dann zum russischen Gesandten daselbst ernannt. Hier und in Brüssel, wo sich der Hof von Zeit zu Zeit aufhielt, führte er mit seiner umsichtigen und geistreichen Gemahlin ein glänzendes Haus und sah mehrmals den Kaiser bei sich, dessen große Freigebigkeit und fortgesetztes Vertrauen ihm seine Stellung sehr erleichterte. Als seine Gemahlin an einer Gemüthskrankheit verfiel, zog er es vor, 1821 selbst zurückzutreten. Er wandte sich, immer noch in des Kaisers hoher Gunst, nach Stuttgart und starb hier am 25. April 1826. Einige seiner Studien wurden 1853 von dem Oberst von Batz veröffentlicht.

Poten, Handbuch der Militärwissenschaften. – Allgemeine conservative Monatsschrift 1882, II, 330. – Memoiren des Herzogs Eugen von Würtemberg.