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Artikel „Pfranger, Johann Georg“ von Karl Schaubach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 704, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pfranger,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:17 Uhr UTC)
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Pfranger: Johann Georg P. war am 5. August 1745 zu Hildburghausen geboren. Nachdem er in Jena Theologie studirt hatte, wurde ihm das Pfarramt in dem unweit seiner Vaterstadt gelegenen Dorfe Stressenhausen übertragen. Schon 1777 aber berief ihn der Herzog Karl von Sachsen-Meiningen, welchem er als Kanzelredner und Schriftsteller – 1772 bereits war ein Lehrgedicht: „die Vorsehung“ von ihm erschienen – bekannt geworden war, zu seinem Hofprediger in die Residenzstadt Meiningen. Später auch zum Consistorialassessor ernannt starb er am 10. Juli 1790, von seinem Fürstenhaus wie von seiner Gemeinde in gleichem Grade geschätzt und geliebt. Wie er sich aber im engern Kreise durch seine Wirksamkeit als Prediger und Seelsorger die allgemeinste Achtung erworben hatte, so verdient sein Name auch in der Geschichte der geistigen Bewegung der letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts genannt zu werden. Zwar sein oben erwähntes Lehrgedicht und seine 1794 in zwei rasch aufeinander folgenden Auflagen herausgegebenen vermischten Gedichte erheben sich nicht sehr über das Gewöhnliche und sind wohl auch kaum weit über die Grenzen seines engern Vaterlandes verbreitet worden. Ebenso kann hier nur vorübergehend seiner Thätigkeit bei der Redaction eines neuen Gesangbuches gedacht werden, welche ihm von seinem Fürsten übertragen worden war. Nicht nur formte er eine große Anzahl älterer Kirchenlieder nach dem damaligen Zeitgeschmacke um, sondern steuerte auch selbst gedichtete reichlich bei, die, wenn auch zuweilen etwas trocken und nüchtern, doch oft auch durch eine herzliche und gemüthreiche Religiosität ansprechen. Viel bedeutender aber wurde P. durch den Gegensatz, in welchen er zu G. E. Lessing zu treten wagte. Im J. 1779 war dessen Nathan erschienen, in welchem P. so wie manche andere die christliche Religion in ihrer Ehre beeinträchtigt sah. Er dichtete daher in dramatischer Form seinen „Mönch vom Libanon“ als Gegenstück, oder, wie er es selbst bezeichnet, als Nachtrag und Fortsetzung des Nathan. Ganz richtig spricht sich ein geistvoller Kritiker der neuern Zeit über Pfranger’s Dichtung, an deren Aufführung übrigens von dem Dichter selbst nicht im entferntesten gedacht wurde, folgendermaßen aus: „Es war ein schwieriges Unternehmen, einem Geiste wie Lessing mit einem Gegenbild von christlich kirchlichem Standpunkt entgegenzutreten, und die Schwierigkeit wurde in dem vorliegenden Fall noch dadurch vergrößert, daß P. es vorzog, das von Lessing so großartig entworfene Gemälde weiter auszuführen, statt demselben ein vollständig neues gegenüber zu stellen. Es kann kein Zweifel sein, auf welcher Seite der größere Geist oder auch nur das größere dramatische Geschick ist. Nur daß man sich von der augenfälligen Ueberlegenheit des Lessingischen Genius nicht bis zu dem Grade hinreißen lasse, um darüber gegen seinen Gegner unbillig zu werden. Pfranger’s Drama enthält viele tief gedachte und geistreiche Stellen und macht durch die liebenswürdige Milde der Gesinnung, welche sich durch dasselbe hindurchzieht, einen durchaus wohlthuenden Eindruck.“ Der Mönch vom Libanon erschien in Dessau 1782, die 2. Auflage 1785, die 3. in Leipzig bei Barth 1817 mit einer Vorrede von Joh. Amad. Wendt.