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Artikel „Papeus, Petrus“ von Hugo Holstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 141–142, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Papeus,_Petrus&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 07:43 Uhr UTC)
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Papeus: Petrus P., Dramatiker, aus Flandern, verfaßte als Schulrector in Meenen (Westflandern) eine lateinische Komödie Samarites (Colon. 1539), welche vom barmherzigen Samariter handelt. Die an Johann Fallvell, Propst von Formosele, gerichtete Vorrede vom 22. Juni 1537 nennt dieselbe incondita et rudis, denn P. mußte die Abfassung beschleunigen, da die Aufführung bereits am 25. Juni stattfinden sollte. Soweit bekannt, ist P. der erste, der diesen biblischen Stoff dramatisch behandelt hat. Da sich jedoch dieser für eine dramatische Behandlung wenig empfahl, so benutzte P. zur Einkleidung den Gnapheus’schen Typus des Akolastus, indem er seinen jungen Aegio in die Gesellschaft von Schmarotzern gerathen läßt. Diese verleiten ihn schließlich, Jerusalem zu verlassen, um ein in Jericho wohnendes junges Mädchen Sarcophilia, das ihm schon einmal vermittelst der Zauberkünste des Kupplers Diabolus mit drei Räubern tanzend gezeigt worden ist, aufzusuchen und sich mit ihm zu vergnügen. Auf dem Wege nach Jericho wird er auf Anstiften des Diabolus von jenen drei überfallen und ausgeplündert. Mit dem 5. Acte setzt nun die biblische Erzählung ein. Dieser entspricht die Deutung: der Vater ist Gott, Aegio der Mensch, Eubulus die Vernunft, der die Zwietracht säende Teufel siegt über den Menschen, der von Christus, dem barmherzigen Samariter, aus Mitleid zu Gnaden angenommen wird. Wenn Petrus als der Wirth gedeutet wird, der den Verwundeten beherbergt, so beweist dies den katholischen Standpunkt des Verfassers. Die vier ersten Acte sind von außerordentlicher [142] Frische und Lebendigkeit. Besonders wirkungsvoll sind die Klage des Vaters Megadorus über den der Versuchung unterlegenen Sohn, die Ueberredungskünste der Schlemmer, die eindringlichen Warnungen des Erziehers Eubulus, die verzehrende, durch einen köstlichen Liebesbrief der Sarcophilia gesteigerte Liebesgluth des Aegio, die lebhaft an des Corn. Crocus Joseph erinnert. Der auch in sprachlicher Hinsicht hervortretende Werth des Dramas war schon früh erkannt. Es findet sich neben Gnapheus’ Akolastus und Crocus’ Joseph in der als Schulbuch verbreiteten Brylinger’schen Sammlung von 10 Komödien, welche 1541 in Basel erschien. Auch wurde dasselbe von Alexander Vanegas zu Toledo mit einem Commentar versehen (1542). Die unter gleichem Titel 1614 zu Erfurt erschienene Komödie des David Lipsius ist eine neue Auflage der Papeus’schen Komödie, in welcher die auf Petrus gedeutete Stelle des Schlußredners fehlt und am Ende sieben Verse hinzugefügt sind. Daß der gekrönte Dichter und Doctor der Philosophie und Medicin zu Erfurt diese Arbeit als seine eigene betrachtet wissen wollte, geht aus den am Ende abgedruckten Gedichten seiner Freunde hervor, obgleich der Titel den Ursprung andeutet: Comoedia nova sacra, quam praeeunte sacra scriptura eruit, Papaejanis delineamentis recensuit, optimis quibusque comicorum flosculis adornavit David Lipsius.

Foppens, Bibl. Belg. 998. – Jöcher-Rotermund 5, 1526. – Goedeke 2, 137.