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Artikel „Panzer, Friedrich“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 132, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Panzer,_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:57 Uhr UTC)
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Panzer: Friedrich P., Architekt und Sagenforscher, 1794–1854. Als der Sohn eines evangelischen Pfarrers wurde P. in Eschenfelden im Amte Sulzbach in der bayrischen Oberpfalz am 22. October 1794 geboren. Nach vollendeten Gymnasialstudien widmete er sich der Baukunst und wurde zuerst 1818 als Ingenieur bei der K. Bau-Inspection in Speyer angestellt, dann aber rasch durch die verschiedenen Stufen der Baubeamten-Laufbahn in Würzburg, Bamberg und Nürnberg hindurch geführt und schließlich zum Oberbaurath im Ministerium in München ernannt, wo er am 16. November 1854 starb. So anerkannt seine Verdienste in dieser amtlichen Thätigkeit auch sind, so liegt seine allgemeine Bedeutung doch wesentlich auf dem Gebiete der deutschen und vornehmlich der bairischen Sagenforschung. Angeregt durch die Sammlungen und Arbeiten der Brüder Grimm und durch die Forschungen seines Freundes und Landsmannes A. Schmeller hatte er schon früh begonnen, die im Munde des bairischen Volkes lebenden Sagen, um die sich vor ihm kaum jemand gekümmert, zu sammeln, zu ordnen und zu erklären; seine zahlreichen Dienstreisen wurden für ihn gleichzeitig Forschungsreisen, die „Naturgeschichte des Volkes“ zu ergründen. „An Donau, Inn und Waldnaab“ fand er vornehmlich „noch jungfräulichen Boden, unaufgelockerte Menschenart, noch unverbrauchte Leidenschaft, welche herbe und süß zugleich schmeckt gleich dem Dufte ihres unausgehauenen Waldes“. Die ungewöhnlich umfassende classische Bildung, welche er besaß, befähigte ihn, die von ihm gefundenen Sagen bis in das Alterthum zurück zu verfolgen, den deutschen Mythus durch einen griechischen zu erklären, „an eine Sage aus dem Böhmerwalde eine Stelle aus Herodot oder Pausanias zu rücken“. – Als Frucht dieser eifrigen Studien veröffentlichte er 1848 den ersten Band „Bayrische Sagen und Gebräuche“, die er als „Beitrag zur deutschen Mythologie“ bezeichnete und Jakob Grimm widmete; fast der ganze Band ist der Sage „von den drei Schwestern“ gewidmet, in denen er jene „itisi, nornir, fatae, parcae, μοῖραι u. s. w.“ nachwies, „welche der Aberglaube bisweilen jetzt noch als geisterhafte Wesen auf den berüchtigten Stätten erscheinen läßt, wo der Gottheit unnahbarer Tempel stand“. Der zweite Band der „Bayrischen Sagen und Gebräuche“, welcher die Sagen von den Heiligen, den Teufeln, Geistern u. drgl. enthält, auch umfangreiche Nachträge zum ersten Bande bietet, war im Drucke schon fast vollendet, als P. starb; die Herausgabe besorgte nach seinem Tode auf seinen Wunsch Ernst Ludwig Rochholz in Aarau 1855, die sehr umfassenden Register hat A. Elsperger hergestellt.

E. L. Rochholz in der Bevorwortung des 2. Bandes der Sagen. – Allgemeine Zeitung, Beilage zu Nr. 245, 1855.