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Artikel „Pannartz, Arnold“ von Heinrich Pallmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 121–122, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pannartz,_Arnold&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 19:22 Uhr UTC)
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Pannartz: Arnold P., der erste Buchdrucker Italiens, stammte aus Prag und wurde wahrscheinlich auf Veranlassung deutscher Mönche von dem Cardinal Johannes a Turrecremata in Gemeinschaft mit seinem Fachgenossen Konrad Schweinheim (aus Schwanheim bei Frankfurt a. M.) nach dem Benedictinerkloster Subiaco berufen, um daselbst eine Druckerei einzurichten. Anfangs des Jahres 1464 mögen beide dort eingetroffen sein und sich sogleich ans Werk gemacht haben, denn mit dem Ende dieses oder mit Beginn des folgenden Jahres erschien bereits bei ihnen des Donatus’ lateinische Syntax für Knaben, welcher dann im Laufe des Jahres 1465 zwei größere Werke: Cicero, de oratore, und die Schriften des Lactantius folgten. Da alle diese Druckwerke die in Deutschland bis zu jenem Zeitpunkte unbekannte Antiquaschrift aufweisen, so ist anzunehmen, daß sie ihre Lettern selbst schnitten und somit ganz auf sich selbst angewiesen die Druckerei von Grund aus aufrichteten. Dieser Mangel an Gehilfen in dem schwer zugänglichen, entlegenen Bergstädtchen und der dadurch erschwerte Absatz ihrer Verlagswerke mag die beiden thätigen Männer bewogen haben, im J. 1467 ihren Wohnsitz nach Rom zu verlegen und, der Einladung der Brüder Pietro [122] und Francesco de’ Massimi folgend, in dem berühmten Palast derselben ihre Druckerei aufzuschlagen. Auffällig ist, daß sie in Rom neue Lettern anwandten, deren Schnitt noch mehr die reine Antiqua zeigte als die in Subiaco gebrauchten. Trotz ihres außerordentlichen Fleißes, es waren bei ihnen von Beginn ihrer Thätigkeit bis zum Jahre 1472 siebenundreißig Werke, meistens lateinische Schriftsteller, in 12 475 Exemplaren, erschienen, jedes einzelne Werk in einer Auflage von 275 oder 300 Exemplaren, konnten sie keine Erfolge erzielen und stellten im Frühjahr 1472 mit dem fünften Bande der Bibelerklärung des Nicolaus de Lyra ihre Arbeit ein. Ihr Freund und Beschützer Johann Antonius de Buxiis, Bischof von Aleria und Secretär der Vaticanischen Bibliothek, der viele ihrer Druckwerke mit einem Vorwort eingeführt hatte, richtete in der Vorrede des genannten Buches unterm 20. März 1472 an Papst Sixtus IV. die dringende Bitte, den beiden Buchdruckern zu helfen. Sie hätten im Schweiße ihres Angesichts und mit schweren Kosten diese nützliche Kunst unter seinem Vorgänger eingeführt und hätten sich dadurch um die Wissenschaft hoch verdient gemacht. Nichtsdestoweniger seien sie unverschuldet ins Unglück gekommen, an Geist und Körper gelähmt müßten sie jetzt seine Hilfe in Anspruch nehmen. Ihr großes Haus sei voll von gedruckten Bogen, aber leer an den nothwendigsten Lebensbedürfnissen. Sie wollten ihm gern soviel Bücher geben als er haben wolle, wenn er ihnen nur mit einer kleinen Anstellung die Möglichkeit böte, sich und die ihrigen zu ernähren. Dieser Hilferuf scheint wenig Erfolg gehabt zu haben; denn beide trennten sich. P. betrieb allein eine Druckerei weiter. Schweinheim versuchte seine Kräfte und Kenntnisse im Verein mit einem gewissen Domitianus Calderinus zur Herstellung des geographischen Werkes von Ptolomäus zu verwerthen, dessen Karten er in Kupferhochschnitt, ähnlich dem Holzschnitt, anfertigte. Beide Unternehmer starben im J. 1475 und P. vollendete 1478 das schöne Werk. Da er sich hier Arnold Bucking nennt, so wurde die Meinung hervorgerufen, es habe auch einen Drucker dieses Namens gegeben. Dem ist aber nicht so, P. und Bucking sind ein und dieselbe Person[WS 1], und der Ptolomäus war sein letztes Werk, denn mit dem genannten Jahre 1478 verliert sich von ihm jede Spur.

Carlo Fumagalli, dei primi libri a stampa in Italia etc. Lugano 1875. – Eduard Frommann, Aufsätze zur Geschichte des Buchhandels im 16. Jahrhundert. Heft 2: Italien. Jena 1881.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die hier vertretene Ansicht der Identität von Pannartz und Bucking wird in der Forschung nicht mehr geteilt.