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Artikel „Pachtler, Georg Michael“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 166–167, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pachtler,_Georg_Michael&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 10:06 Uhr UTC)
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Pachtler *): Georg Michael P., Jesuit, pädagogischer und socialpolitischer Schriftsteller, geboren am 14. September 1825 zu Mergentheim, † am 12. August 1889 zu Exaeten in Holland. P. machte seine Gymnasialstudien zu Mergentheim und Rottweil, studirte vier Jahre in Tübingen Theologie und Philologie und wurde am 4. September 1848 in Rottenburg zum Priester geweiht. Später setzte er seine philologischen Studien noch ein halbes Jahr in München fort, machte das philologische Staatsexamen und wirkte mehrere Jahre im Weltpriesterstande im höheren Lehramt und in der Seelsorge, seit 1850 als Präceptoratsverweser in Weilderstadt, 1854 in Ellwangen, 1855 in Riedlingen, bis er am 27. September 1856 zu Gorheim bei Sigmaringen in das Noviziat der Gesellschaft Jesu eintrat. Nach Vollendung des im Orden vorgeschriebenen philosophischen und theologischen Studienganges wirkte er 1864–1869 als Professor am Jesuiten-Gymnasium in Feldkirch. 1866 begleitete er als Feldgeistlicher die Vorarlberger Landesschützen in den Kampf gegen die Garibaldianer. 1869/70 war er als Feldgeistlicher bei einer deutschen Truppenabtheilung des päpstlichen Heeres in Rom. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland führte er 1871 zuerst eine Zeit lang die Redaction der damals in eine regelmäßige Zeitschrift umgewandelten „Stimmen aus Maria-Laach“ als erster Hauptredakteur derselben; dann wirkte er bis zur Verbannung 1872 seelsorgerisch unter den katholischen Fabrikarbeitern in Essen. Nachher lebte er theils in Oesterreich, theils und meist in den Häusern der deutschen Ordensprovinz im holländischen Limburg, neben gelegentlicher Aushülfe in der Seelsorge hauptsächlich schriftstellerisch thätig.

Die bekannteste wissenschaftliche Arbeit Pachtler’s ist die Herausgabe der „Ratio Studiorum et Institutiones scholasticae Societatis Jesu per Germaniam olim vigentes“ für die „Monumenta Germaniae Paedagogica“ (Bd. I–III, Berlin 1887–1890; Bd. IV wurde von P. Bernhard Duhr 1894 hinzugefügt; bildet den 2., 5., 9. und 16. Band der Monumenta). Auf pädagogischem Gebiete sind ferner die Schriften zu nennen: „Die Reform unserer Gymnasien“ (Paderborn 1883; aus einer langen Reihe von Aufsätzen hervorgegangen, die zuerst in den Stimmen aus Maria-Laach, 16.–19. Bd., 1879–1880, erschienen waren) und „Das göttliche Recht der Familie und der Kirche auf die Schule“ (Mainz 1879). Zur klassischen Alterthumskunde das Programm: „Das Telegraphiren der Alten“ (Feldkirch 1867) und die Aufsätze über „H. Schliemann’s Ausgrabungen in Troja“ (Stimmen aus Maria-Laach, 26. Bd. 1884, S. 141–159; 241–262). Pachtler’s früheste Arbeiten waren die „Biographischen Notizen über den Prinzen Alexander zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Bischof von Sardica“ (Augsburg 1850) und mehrere Andachtsbücher, darunter stark verbreitet: „Das Buch der Kirche vom Palmsonntage bis zum weißen Sonntage“ (Schaffhausen 1853, später Regensburg, 11. Aufl. 1899) und „Meßbuch für das katholische Pfarrkind, in lateinischer und deutscher Sprache“ (Mainz 1854, 9. Aufl. 1890). Es folgten die nach dem Französischen bearbeiteten Werke zur Missionsgeschichte: „Des P. Alexander von Rhodes[WS 1] S. J. Missionsreisen in China, Tonkin, Cochinchina und anderen asiatischen Reichen“ (Freiburg i. Br. 1858) und „Das Christenthum in Tonkin und Cochinchina, dem heutigen Annamreiche, von seiner Einführung bis auf die Gegenwart“ (Paderborn 1861). 1871 besorgte er eine Ausgabe der „Acta et Decreta sacrosanti et oecumenici Concilii Vaticani“ (Freiburg i. Br.). Von seinen zahlreichen Beiträgen zu den Stimmen aus Maria-Laach seit 1871, außer den schon genannten, haben [167] einige apologetischen Inhalt oder betreffen die „Römische Frage“ (so die Artikelserie im 22. und 23. Band, 1882); die meisten sind politischen und socialpolitischen Inhalts und verfolgen insbesondere die socialistische Bewegung. Hierher gehören auch die separat erschienenen Schriften: „Die internationale Arbeiterverbindung“ (Essen 1871) und „Die Ziele der Socialdemokratie und die liberalen Ideen“ (Freiburg i. Br. 1892, 4. Aufl. 1904; = Die sociale Frage, beleuchtet durch die Stimmen aus Maria-Laach, 3. Heft). Die Beschäftigung mit der „Internationale“ und der Geschichte der liberalen Ideen führte P. auf die Freimaurerei, der er mehrere Artikel in der genannten Zeitschrift und besonders die beiden größeren Werke widmete: „Der stille Krieg der Freimaurerei gegen Thron und Altar. Nach Dokumenten“ (Freiburg i. Br. 1873); die 2. Auflage unter dem Titel: „Der stille Krieg gegen Thron und Altar oder das Negative der Freimaurerei“ (Amberg 1876); und „Der Götze der Humanität oder das Positive der Freimaurerei. Nach Dokumenten“ (Freiburg i. Br. 1875). Mehrere Broschüren politischen Inhalts erschienen ferner Amberg 1875 f. unter dem Pseudonym Annuarius Osseg. Erwähnt sei noch, daß P. für die Jahre 1872–1878 den Kalender „Der Hausfreund“ herausgab (für 1872–76 Freiburg i. Br., für 1877–78 Amberg), dessen verschiedene Jahrgänge größere Beiträge von ihm selbst apologetischen, socialpolitischen und geschichtlichen Inhalts enthalten.

Stimmen aus Maria-Laach, 37. Bd. 1889, S. 227–230. – Duhr im Vorwort des IV. Bandes der „Ratio Studiorum“ (1894), S. V f. – Neher, Personal-Katalog der Geistlichen des Bisthums Rottenburg, 3. Aufl. (Schwäb. Gmünd 1894). S. 114.

     [166] *) Zu Bd. XLII, S. 744.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Alexandre de Rhodes (1591/1593-1660), französischer Jesuit und Missionar.