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Artikel „Otto von Granson“ von August Bernoulli in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 657–658, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Otto_von_Granson&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 12:28 Uhr UTC)
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Otto, Bischof von Basel, war ein Sohn des Freiherrn Jakob v. Grandson (am Neuenburgersee) und Neffe Heinrichs, Bischofs von Verdun († 1286). Nachdem er im Dienste König Eduards I. von England die Waffen getragen und auch als dessen Gesandter den französischen Hof besucht hatte, trat er 1303 in den geistlichen Stand und wurde 1306 Bischof von Toul. Als weltlicher Herr dieser Stadt bemühte er sich, das Münzwesen zu regeln, sowie auch zwischen seinen mächtigen Nachbarn, dem Herzog von Lothringen und dem Grafen von Bar, den Frieden zu vermitteln. Nur zu bald jedoch gerieth er selber mit seinen Unterthanen in ernstliche Zerwürfnisse, und es kam zu einer blutigen Fehde zwischen ihm und den verbündeten Städten Toul, Metz und Verdun. Mit Hilfe Herzog Theobalds II. von Lothringen besiegte er zwar die Aufständischen [658] in zwei Treffen und zwang sie zur Unterwerfung; aber dennoch sah er voraus, daß er auf die Dauer seine Herrschaft nicht werde behaupten können. Auf die Verwendung seiner Verwandten hin erlangte er daher vom päpstlichen Stuhl in Avignon seine Ernennung zum Bischof von Basel, als Nachfolger Peters von Aspelt, welchen Clemens V. 1306 zum Erzbischof von Mainz befördert hatte. O., noch jung an Jahren und von feuriger und ungestümer Gemüthsart, war seinem ganzen Wesen nach Franzose und verstand von deutscher Sprache keine Sylbe. Seine Ernennung geschah aus päpstlicher Machtvollkommenheit, mit Hintansetzung des Basler Domcapitels, welchem die Bischofswahl von Rechtswegen zustand. Es geschah daher nicht ohne Grund, daß König Albrecht ihm die Belehnung mit den Regalien verweigerte. In Basel selbst aber war der bischöfliche Dienstadel in zwei Parteien getrennt, und da die eine derselben zum Könige hielt, so wurde es dem neuen Bischofe nicht schwer, deren Gegner auf seine Seite zu ziehen und mit ihrer Hilfe vom Bisthum Besitz zu ergreifen. Als nun den König sein Weg über Basel führte und er für kurze Zeit in dieser Stadt bei einem seiner Anhänger abstieg, verfügte sich O. zu ihm, in Begleitung eines angesehenen Bürgers, der ihm als Dolmetscher dienen sollte. Der König, der nur deutsch sprach, machte beim Eintritte des Prälaten eine spöttische Bemerkung über dessen jugendliches Aussehen. Dieser verstand zwar die Worte nicht, errieth aber aus den Mienen des Königs nichts Gutes und fuhr zornig auf, indem er rief: „Was sagt er?“ Sein Begleiter, eine plötzliche Gewaltthat befürchtend, versicherte ihm, daß der König nur sage, er wolle ihn morgen belehnen. Der Bischof glaubte ihm, bat ihn, dem Könige zu danken und entfernte sich wieder. Der König aber, vom Dolmetscher gewarnt, beeilte sich, die Stadt zu verlassen. Durch diesen Auftritt wurde die Spannung zwischen dem Könige und dem getäuschten Bischof noch größer, und bald begannen ihre beiderseitigen Anhänger sich zu befehden. Immerhin versuchte O. noch eine Annäherung, als er gegen Ende April 1308 erfuhr, daß die Königin Elisabeth in Basels Nähe vorbeiziehe, um in Rheinfelden mit ihrem Gemahl zusammenzutreffen. Er begab sich vor Klein-Basel hinaus an die Landstraße, wo der Wagen der Königin für einen Augenblick hielt. Kaum aber hatte der Bischof die Königin gebeten, sich bei ihrem Gemahl für ihn zu verwenden, so ließ ein baselischer Ritter aus ihrem Gefolge die Pferde antreiben, so daß der Wagen rasch sich entfernte und den mit Koth bespritzten Bischof ohne Antwort stehen ließ. Die Lage der Dinge änderte sich jedoch für O. mit einem Schlage, als in Basel die Nachricht von König Albrechts Ermordung eintraf (1. Mai 1308). Es kam in der Stadt zu blutigen Auftritten und selbst zu Straßenkämpfen zwischen den Anhängern des Bischofs und denjenigen des Königs; doch die ersteren siegten unter Otto’s persönlicher Führung, und die Häupter der österreichischen Partei wurden ausgewiesen. Auch die Hinterlassenen des ermordeten Königs schlossen Frieden mit dem Bischof und zahlten ihm eine Geldsumme für erlittenen Schaden. Der neuerwählte König aber, Heinrich von Luxemburg, bediente sich Otto’s als seines Gesandten beim päpstlichen Hofe, um mit Clemens V. wegen seiner Kaiserkrönung zu unterhandeln. Im Juni 1309 reiste daher O. nach Avignon, wo er jedoch schon im Juli erkrankte und am 26. September starb, nachdem er keine 3 Jahre hindurch dem Bisthum Basel vorgestanden hatte.