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Artikel „Ostermayer, Hieronymus“ von Friedrich Teutsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 514–515, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ostermayer,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 14:16 Uhr UTC)
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Ostermayer: Hieronymus O., ein siebenbürgisch-sächsischer Chronist des 16. Jahrhunderts, von dessen äußeren Lebensschicksalen nicht viel bekannt ist. Er war geboren in Großscheuern bei Hermannstadt, kam aber als Organist nach Kronstadt, wohin ihn der Rath der Stadt am 1. Adventsonntag 1530 als einen „in der Tonkunst überaus gebildeten und in musikalischen Weisen hocherfahrenen“ Meister mit einem Jahresgehalt von 40 Gulden berief; hier ist er 1561 gestorben. Sein Leben fällt in die vielfach bewegte Zeit, die dem Lande die Reformation brachte und im langen Kampf der Waffen nach der Schlacht bei [515] Mohatsch (1526) zwischen Ferdinand von Oesterreich und Zapolya für den letzteren und damit für die türkische Herrschaft entschied. Das mächtig erwachte geistige Leben drängte auch zu Aufzeichnungen, der Trieb nach Mittheilung und Festhaltung des Erlebten wird so stark wie nie zuvor; das Geschlecht ist zugänglich den mannigfachen Eindrücken, die es zu verarbeiten sucht und so wächst aus der ganzen Zeit die sächsische Chronikschreibung heraus. O. ist der älteste, seine Aufzeichnungen umfassen die Jahre 1520–1561. Wie es natürlich ist, beziehen sie sich hauptsächlich auf Kronstadt, wo er lebt und dessen Umgebung, doch nicht ohne auch die Gesammtentwickelung des Landes im Auge zu behalten und in den bedeutendsten Ereignissen festzuhalten. Seine Chronik enthält bei der eigenthümlichen Verknüpfung der siebenbürgischen Geschichte mit der moldauischen und walachischen auch werthvolle Beiträge zur Kenntniß dieser Nachbarländer. Vor allem aber spiegelt sich die reformatorische Bewegung und der Gang des Kampfes zwischen Habsburg und Zapolya in der Chronik wieder. Dabei ist es bezeichnend, daß O. doch nicht blos Chronist ist. Er macht aus seinem Urtheil, seiner Stellung zu wichtigen Fragen kein Hehl. So wenn er bei der Mittheilung, es habe Honterus sein Reformationsbüchlein drucken lassen, das „der Königin hart zuwider“, hinzufügt: „Gott aber der allmächtige wolle wider all Toben und Wüthen dies angezündete wahre Licht bey uns und unsern Nachkömmlingen gnädiglich erhalten und bis in Ewigkeit uns scheinen lassen. Amen“, oder bei der schönen Charakteristik, die er von Honterus entwirft. Die Angelegenheiten, die auf dem Landtag verhandelt werden, finden ebenso Darstellung wie die Schicksale der Personen, die den Schreiber interessiren. Die Chronik ist später vom Kronstädter Rathsmann Andr. Hegyes weiter fortgesetzt worden. Nach einer alten Nachricht hat O. folgende Grabschrift erhalten:

 Anno MD.LXI.
Ist gestorben H. Hier: Ostermayer,
Geboren zu Markt Groß Scheyer,
War Organist in Stadt allhier,
Hat nie trunken Wein, u. Bier,
War gelehrt, fromb, u. guth,
Nun er im Himmel singen thut.

Trausch, Schriftstellerlexikon III, S. 43. – J. Kemeny, Deutsche Fundgruben der Gesch. Siebenbürgens. Klausenburg 1839, I. S. 3, wo auch die Chronik S. 9–68 veröffentlicht wurde.