ADB:Ortenburg, Gabriel de Salamanca

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ortenburg, Gabriel Graf v.“ von Hanns Schlitter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 437–438, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ortenburg,_Gabriel_de_Salamanca&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 06:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Oertel, Wilhelm
Band 24 (1887), S. 437–438 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gabriel von Salamanca-Ortenburg in der Wikipedia
Gabriel von Salamanca-Ortenburg in Wikidata
GND-Nummer 129099805
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|437|438|Ortenburg, Gabriel Graf v.|Hanns Schlitter|ADB:Ortenburg, Gabriel de Salamanca}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129099805}}    

Ortenburg: Gabriel Graf v. O. führte in seiner spanischen Heimath, wo er zu Argos in Altcastilien geboren wurde, den Namen seiner Familie Salamanca. Wir wissen nicht, um welche Zeit er zur Welt kam, noch wie er in so innige Beziehungen zu dem Erzherzog Ferdinand, dem jüngeren Bruder Karls V. trat. Aber schon in dem Jahre, in welchem Ferdinand, von seinem Bruder dorthin abgesendet, nach den österreichischen Ländern kam, und zwar seit dem 5. Februar 1521, finden wir Gabriel v. Salamanca als Kanzler von Tirol. Als er zwei Jahre später, im März 1523, mit Ferdinand dorthin ging, wurde ihm das Amt eines Generalschatzmeisters übertragen, als welcher er dann – vielleicht nicht ungerechtfertigter Weise – von seinen Gegnern beschuldigt wurde, vorerst seines eigenen Vortheiles bedacht zu sein. So wie er in Wien in dem langwierigen Zwiste der Stände mit dem „alten Regimente“, dem sich ein neues ständisches als Opposition entgegenstellte, an die Spitze jener getreten war, welche sich eifrigst bemühten, den aufrührerischen Sinn der Stände zu beugen, so bewog er auch in Tirol den größten Theil der Geistlichkeit und des Herrenstandes, auf die kaiserliche Seite zu treten, worauf er den Erzherzog bestimmte, die bisherige Regierung von Tirol umzugestalten und den „Hofrath“ ins Leben zu rufen, welcher durch die Vereinigung von sieben neuen Räthen mit vier der alten Regierung entstand. Als Generalschatzmeister erwies er Ferdinand I. wesentliche Dienste, weshalb ihm dieser manche Lehen übertrug, so am 28. Juni 1523 das Schloß und Dorf Brunstet, welches am 4. Juli desselben Jahres durch den Tod des Grafen Heinrich von Tiernstein erledigt wurde. Am 14. Februar 1523 erhob ihn Karl V., indem er ihn mit den Herrschaften Freienstein und Karlsbach belehnte, in den Freiherrnstand, welcher ihm von Ferdinand I. am 23. Juni desselben Jahres bestätigt wurde. Am 15. März 1524 erhielt er die Grafschaft Ortenburg in Kärnthen und damit den Grafentitel. Von nun an erscheint er nur mehr als Gabriel Graf v. Ortenburg. Am 4. Januar 1525 wurde er auf eigenen Wunsch des Schatzmeisteramtes enthoben, welches nunmehr Hanns Hofmann bekleidete. Gleichwol scheint O. diese frühere Stellung nur mit einer höheren und allgemeineren und noch viel größeren Machtvollkommenheit vertauscht zu haben, denn merkwürdiger Weise heißt es in dem betreffenden Decrete, daß er „von Newem zu obristem Schatzmeister und Superintendenten aller unnsrer Camergueter, Einkommen …“ ernannt wurde, „also das der gemelte [438] Graf zu Ortenburg nu hinfür unnser obrister Schazmaister und Super-Intendent über aller unnsre Erblichen Fürstenthumb unnd Lannde, Einkommen unnd Camergueter sein, und genent werden solle.“ Er war also nicht mehr Schatzmeister von Tirol, sondern oberster Schatzmeister über alle österreichischen Länder. Erst am 3. Mai 1526 wurde er eigentlich des Schatzmeisteramtes enthoben, und wenn er auch unter demselben Datum einen Expectanzbrief über die Landvogtei in Oberelsaß erhielt, so war es doch mit seiner früher so übermächtigen Stellung nicht nur in Tirol, das ihn in einem Ausschreiben an das Land Niederösterreich einen „erzarianischen Juden“ und „stinkenden Ketzer“ schalt, sondern in Oesterreich überhaupt zu Ende. An seine Stelle in Tirol trat Bernard v. Cles (s. A. D. B. IV, 324) als Präsident des geheimen Rathes. Trotz dieses Schicksalswechsels finden wir doch O. im J. 1527 auf einer Mission, zuerst nach England und dann nach den niederburgundischen Landen, um dort 50,000 Ducaten von Karl V. aufzunehmen. Am 19. Juli 1528 wurde er Hauptmann in Görz, welche Grafschaft er als Pfandgläubiger Ferdinands erwarb. – O. war seit dem 20. Juli 1523 mit Elisabeth, der Tochter des Grafen Bernhard zu Eberstein und Kunigundens, einer geborenen Gräfin zu Sonnenburg, vermählt. Kinder besaß er keine. Er war mit der Familie Hoyos verschwägert; denn ein Baron Johann Baptist de Hoyos hatte Agnes, des Gonzales de Salamanca Tochter, Gabriels de Salamanca Schwester zur Gemahlin. 1544 starb O., und Hanns Hoyos, Hauptmann zu Triest, wurde zum Vertreter seiner Erben bestimmt.