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Artikel „Olshausen, Justus“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 328–330, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Olshausen,_Justus&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 08:10 Uhr UTC)
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Olshausen: Justus O., Orientalist, dritter Sohn des Superintendent Detlef Joh. W. O. (s. o. S. 322), geb. in Hohenfelde, wo der Vater damals als Landprediger lebte, am 9. Mai 1800, besuchte die Gymnasien in Glückstadt und Eutin und studirte dann von 1816 bis Michaelis 1819 in Kiel, von da bis Ostern 1820 in Berlin und mit Hilfe eines Stipendiums des Königs von Dänemark in Paris unter Silvestre de Sacy von 1820–1823 orientalische Sprachen. Nachdem er in Kiel 1823 zum Dr. phil. promovirt war („Diss. inaug. de linguae Persicae verbo“), ward er gleich darnach außerordentlicher Professor der morgenländischen Sprachen an der Universität daselbst, 1830 ordentlicher Professor, 1845 Etatsrath, aber 1852, wegen seiner Theilnahme an der politischen Bewegung in den Elbherzogthümern, mit mehreren seiner Collegen, seines Amtes entlassen. Er ward jedoch schon 1853 als Professor und Oberbibliothekar nach Königsberg berufen und von da im J. 1858 nach Berlin versetzt als vortragender Rath im Cultusministerium und Geh. Regierungsrath, später Geheimer Oberregierungsrath. Seit 1860 war er auch ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Am 4. Nov. 1873 feierte er sein 50jähriges Dienstjubiläum und erhielt darauf unterm 27. Februar 1874, auf Ansuchen, seine Versetzung in den Ruhestand. Er starb am 28. December 1882. In Paris, während seiner dortigen Studienzeit, war er u. a. auch mit Alexander von Humboldt bekannt geworden, der sich für den jungen strebenden Gelehrten interessirte und von dem O. selbst bekennt, daß er diesem mehr als sonst irgend einem in seiner Laufbahn verdanke. Von Michaelis 1826 erhielt O. einen Urlaub von anderthalb Jahren zu einem zweiten Aufenthalt in Paris. Im J. 1840 trat er eine Orientreise an, deren Ziel Syrien und Aegypten waren; er sah sich aber durch die in Asien auf besorgliche Weise um sich greifende Pest veranlaßt, in Constantinopel seinen Plan aufzugeben und umzukehren. 1841 ward er von der Regierung berufen, in Verbindung mit Herrn von Rumohr und Professor Werlauff in Kopenhagen eine historisch-kritische Revision der Handschriften der großen Königlichen Bibliothek in Kopenhagen vorzunehmen, zur Vervollständigung des Realkatalogs über dieselben event. zur Herausgabe wichtiger und interessanter Manuscripte. Im J. 1848 lag das gesammte Manuscript des Katalogs der arabischen Handschriften und im Wesentlichen desjenigen der persischen Codices druckfertig vor. Doch vermöge der durch den Krieg veranlaßten Verhinderungen erschien der von O. bearbeitete Katalog der arabischen Handschriften erst 1851, der Katalog der persischen, vollendet von A. F. Mehren, 1857. Was Olshausen’s Docententhätigkeit in Kiel betrifft, so wurden seine durch kritischen Scharfsinn und vollendete Klarheit gleich ausgezeichneten Vorlesungen über das Alte Testament von zahlreichen Zuhörern besucht; dagegen fand er für den höheren Unterricht in den orientalischen Sprachen auf der kleinen Universität natürlich nur wenige Schüler. Neben diesen seinen [329] Hauptfächern las O. auch, als der erste in Kiel, Geographie nach C. Ritter’s System, doch gleichfalls ohne große Betheiligung. Man glaubte damals in dieser Wissenschaft mit den äußerst kümmerlichen Kenntnissen sich genügen lassen zu können, welche man von dem Gymnasium mitbrachte. Als Mensch war O. in Kiel eine hochgeehrte und sehr beliebte Persönlichkeit und zugleich bewährte sich schon hier sein hervorragendes praktisches Talent in viermaliger Verwaltung des Rectorats der Universität. Die provisorische Regierung ernannte ihn 1848 auch zum Curator der Universität. Als Abgeordneter des 2. holsteinischen Wahldistricts in die Landesversammlung geschickt, ward er von dieser zum Vicepräsidenten gewählt. Die Stadt Kiel ertheilte ihm 1850 das Ehrenbürgerrecht. Dieses Verwaltungstalent hat er dann später in reichstem Maße als Ministerialreferent zu bewähren Gelegenheit gefunden.

Was seine schriftstellerische Thätigkeit betrifft, so heben wir Folgendes hervor. Seine erste Schrift waren die „Emendationen zum Alten Testament mit grammatischen und historischen Erörterungen“, 1826. Der Verfasser stellt sich die Aufgabe, den Text des Alten Testaments festzustellen, denselben von den Schlacken, die im Laufe der Jahrhunderte sich ihm angeheftet hatten, zu befreien und dann auf Grund des gereinigten Textes das Wesen des alttestamentlichen Hebraismus, zunächst in linguistischer Beziehung, zu eruiren; an dieser Aufgabe hat er fortgehend bis an sein Ende gearbeitet. Mit J. Mohl gab er 1829 heraus: „Fragments relatifs à la religion de Zoroaster, extraits des manuscr. Persans de la bibliothèque du Roi.“ Paris. Ferner erschien „Vendidad Zend-Avestae pars XX adhuc superstes. E Codibus manuscr. Paris. edidit Part. 1.“ Hamburg 1829. Beabsichtigt waren 7–8 Hefte, es ist bei diesem ersten geblieben. Der Verfasser kam zu der Einsicht, daß er bei dem damaligen Stande dieser Studien doch Vollkommenes nicht leisten könne. Darauf erschien: „Zur Topographie des alten Jerusalems“. 1833; durch den methodischen Gang der Untersuchung werthvoll, wenn auch durch neuere Forschungen überholt. Dann wieder „Observationes criticae ad vetus testamentum“ 1836 und darauf mit J. N. Gloyer die Herausgabe des dritten Bandes von Carsten Niebuhrs „Reisebeschreibung nach Arabien und den umliegenden Ländern“ 1837. Eine gediegene Abhandlung „Ueber den Ursprung des Alphabets und über die Vocalbezeichnung im Alten Testament“ erschien in den Kieler philologischen Studien 1841. Unter der Katalogisirung der Kopenhagener Handschriften kam er zum Studium der Münzen; als dessen Frucht erschien: „Die Pehlewi-Legenden auf den Münzen der letzten Sasaniden, den ältesten Münzen arabischer Chalifen, den Münzen des Ispehbeds von Taberistan und auf indopersischen Münzen des östlichen Iran. Zum ersten Mal gelesen und erklärt“, Kopenhagen 1843. Während seiner unfreiwilligen Muße verfaßte er seinen „Commentar über die Psalmen“, der 1853 in Leipzig erschien als Band 15 des kurzgefaßten Handbuchs zum Alten Testament und die neue Bearbeitung von Hirzel’s Commentar zum Hiob 1852. Ferner „Ueber phönicische Ortsnamen“ im Rhein. Museum f. Philol. 1853 S. 321 ff. Im J. 1861 erschien endlich sein, auf umfassende Studien basirtes, „Lehrbuch der hebräischen Sprache“, Bd. I Laut- und Schriftlehre, Bd. II Formenlehre. Der Verfasser geht davon aus, daß im Arabischen ein älterer Typus der semitischen Ursprache vorliege, daher die hebräischen Formen aus dem Arabischen zu erklären seien. Er tritt hier als Gegner Ewald’s auf. Der dritte Theil des Lehrbuchs, welcher die hebräische Syntax behandeln sollte, ist leider! nicht erschienen. Als Mitglied der Akademie der Wissenschaften hat er gleichfalls werthvolle Beiträge für deren Schriften geliefert: 1864 „Prüfung des Charakters der in den assyrischen Keilinschriften enthaltenen semitischen Sprache.“ – „Parthava und Pahlav, Mada und Mah.“ Hier beweist er die Identität dieser Namen [330] und liefert einen Beitrag zur Feststellung des Sinnes des vieldeutigen Wortes Pahlav. 1865 „Ueber das Vocalsystem der hebräischen Sprache nach der sogenannten assyrischen Punktuation.“ 1879 „Ueber die Umgestaltung einiger semitischer Ortsnamen bei den Griechen“. 1880 „Zur Erläuterung einiger Nachrichten über das Reich der Arsaciden“. „Die Erläuterungen zur Geschichte der Pahlavi-Schrift“. 1881 „Forschungen auf dem Gebiete eranischer Sprachkunde“. 1882 „Zur Würdigung der Pahlavi-Glossare und ihre Erklärung durch die Parsen.“ Muster vollendeter wissenschaftlicher Methode sind diese Arbeiten alle. Die Gedächtnißrede in der Akademie der Wissenschaften auf ihn schließt mit den Worten: Wir sehen hier die Verkörperung eines selbstlos arbeitenden, nur die Wahrheit suchenden und auf jeden Scheinerfolg im Voraus verzichtenden – deutschen Gelehrten. –

Lübker[WS 1]-Schröder und Alberti, Schriftstellerlexikon s. v. – C. Schrader, Gedächtnißrede auf J. O. Aus den Abh. der königl. preuß. Akademie d. Wissenschaften. Berlin 1883.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Detlev Lorenz Lübker (1773–1852), Compastor in Husum, Vater Friedrich Heinrich Christian Lübkers.