ADB:Niese, Karl Eduard junior

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Artikel „Niese, Karl Eduard junior“ von Paul Mitzschke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 631–632, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Niese,_Karl_Eduard_junior&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 10:29 Uhr UTC)
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Niese: Karl Eduard N. jun., zweiter Sohn des Vorigen, Pädagog, geboren am 4. April 1837 in Torgau, † am 7. April 1890 in Bensheim (Hessen). Im J. 1839 siedelte er mit nach Pforta über und durchlief von 1849 bis 1856 das dortige Gymnasium. Von da an studirte er in Leipzig, Halle und Berlin Theologie und legte 1859 die erste Prüfung ab. Eine litterarische Frucht seiner Studentenzeit, aber wesentlich Compilation, war das anonyme „Leben Gustav Adolfs, Königs von Schweden“ (Naumburg a. S. 1858), das er auf Anregung seines für die Gustav-Adolf-Sache begeisterten Vaters „für Freunde der Gustav-Adolf-Stiftung“ herausgab. Als Hauslehrer bei dem damaligen russischen Gesandten in Berlin Baron Andreas v. Budberg beschloß N., sich fortab ganz der Erziehung der Jugend zu widmen. Nach seiner Verheirathung (1861) mit Mary Marinack aus einer feingebildeten englischen Familie begann er zunächst in Berlin eine private Lehrthätigkeit und gründete dann 1862 in Kösen eine eigne Knabenerziehungsanstalt, die er zu Ehren seines früheren Principals und Förderers „Andreas-Institut“ nannte. Gleichzeitig promovirte er zum Dr. phil.. mit der Dissertation „De matrimoniis, in quae filii dei filias hominum duxerunt“. Das Ziel des Andreas-Instituts, [632] das 1863 nach Sulza (Oberneusulza bei Bad Sulza) verlegt ward und dort die staatliche Anerkennung als concessionirtes Privat-Progymnasium erhielt, war die Vorbereitung der Zöglinge bis zum Eintritt in die Tertia eines Gymnasiums. Das unterrichtliche und erzieherische Geschick des Leiters und seiner Ehefrau, die strenge Handhabung von Zucht und feiner Sitte, die sorgfältige Berücksichtigung der körperlichen Pflege und Uebung, sowie das ganz familienartige Leben verschafften der Anstalt einen guten Ruf und machten sie zu einer gesuchten Stätte, besonders für Söhne des hohen und höchsten Adels, die von N. dann meistens auf die Gymnasien zu Roßleben, Pforta, Dresden (Vitzthum’sches), Liegnitz und Brandenburg (Ritterakademie) gebracht wurden. Als zwei Prinzen von Sachsen-Weimar dem Andreas-Institut angehörten, erhielt N. 1872 vom Großherzog Karl Alexander den Titel „Professor“. Durch zunehmende Kränklichkeit sah sich N. 1879 genöthigt, seine blühende Anstalt wesentlich zu verändern, da er den Unterricht der Zöglinge nicht mehr selbst besorgen konnte. Es erfolgte die Umwandlung in ein Pensionat und die Uebersiedlung nach Weimar, wo der Unterricht der Schüler dem Gymnasium überlassen wurde. Auf Grund seiner Erfahrungen in der lateinischen Elementarpraxis veröffentlichte N. unter dem Pseudonym „Philebus“ zwei den „Lateinschülern aller Schulen“ gewidmete Heftchen, die aber kaum Beachtung fanden: „Tachymathie. 1. Die lateinischen Genusregeln, 2. Die sogenannten unregelmäßigen Verba der lateinischen Sprache schnell und sicher zu erlernen“ (Bernburg 1881). Da sich sein Gesundheitszustand nicht besserte, gab er 1884 seine Anstalt auf und zog nach Bensheim in das milde Klima der Bergstraße, begleitet von einigen wenigen Zöglingen, die sich von der Familie nicht trennen mochten. Dort starb er kinderlos am 7. April 1890. Seine Ehefrau (geb. 1829 in London), die ihm ein Jahr im Tode voranging, ist Herausgeberin einer sehr umfänglichen Sammlung classischer englischer Gedichte: M. Marinack, Selection from the works of the British classical poets from Shakespeare to Shelley (Leipzig 1861), und übersetzte außerdem mehrere Hefte der Virchow-Holtzendorff’schen Vortragssammlung ins Englische.

Stammtafeln der Familie Niese aus Torgau (1893). – Ecce der Landesschule Pforta 1890, S. 23, Nr. 11. – Weimarische Zeitung 1890, Nr. 83 vom 10. April (Oertliche Nachrichten). – Hoffmann, Pförtner-Album (1893), S. 422, Nr. 10 137. – H. Lohse, Das Andreasstift in Sulza, in der „Cornelia“ II. Bd. (1864), 5. Heft, S. 176–179. – Verzeichniß sämmtlicher Zöglinge des Andreas-Instituts 1862–1874. – Das Andreas Institut. Satzungen über Erziehung, Unterricht, Hausordnung u. Aufnahme.