ADB:Nicolaus von Friesland
[625] ihrem Local (statio) stationarii. Sie bildeten mit den Abschreibern, Rubricanten und Buchbindern eine eigene Corporation, die unter der eximirten Gerichtsbarkeit der Universität stand. Zu ihnen gehörte nun auch N. Sein Geburtsort war die Stadt Bolsward in der holländischen Provinz Friesland, in der Nähe der Zuider-See. Seine äußeren Lebensverhältnisse sind gänzlich unbekannt, doch scheinen sie nicht glänzend gewesen zu sein, da er schon als Student zu Oxford, um 1425, sich mit Bücherabschreiben beschäftigte. Diese Thätigkeit vertauschte er aber später eben mit der eines Handschriftenhändlers. Zum ersten Mal erscheint sein Name in einer Handschrift, welche des Petrus Thomas „quaestiones de distinctione formalitatum“ und des Franciscus de Maronis „conflatus super primum librum sententiarum“ enthält und an deren Schluß es heißt: „Explicit conflatus Francisci de Maronis finitus per manus Nicolai de Bodelswerdia anno Domini 1427 … tunc temporis studentis.“ Dann begegnet uns sein Name noch einmal in einer Handschrift von „Suetonius de vitis duodecim Caesarum“, deren Schlußschrift lautet: „Nicolaus de Frisia alias de Bolsvardia librarius transscripsit“.
Nikolaus von Friesland, Handschriftenhändler zu Oxford in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der mittelalterliche Handschriftenhandel hatte sich am frühesten in Italien, besonders in Bologna entwickelt, dann aber auch in Frankreich, zumal in Paris, und in Deutschland festen Fuß gefaßt und breitete sich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch nach England wie nach Spanien aus. Das Hauptgeschäft dabei war das Verleihen der Handschriften zum Behufe des Abschreibens von seiten der Studirenden; bei dem großen Bücherbedarf aber, wie er namentlich in den Universitätsstädten sich geltend machte, konnte die Entwickelung eines eigentlichen Handels mit Handschriften nicht ausbleiben. Diese Händler hießen librarii, venditores librorum und von- Vgl. Serapeum XIII, 1852, S. 318.