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Artikel „Nicolaus von Frankfurt“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 624, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nicolaus_von_Frankfurt&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:24 Uhr UTC)
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Nicolaus von Frankfurt heißt ein Buchdrucker, Buchhändler und Verleger in Venedig im 15. Jahrhundert. Noch immer nicht hat der venetianische Buchdruck des genannten Jahrhunderts, ob er gleich viel bedeutender war als der aller anderen Städte, seinen Geschichtsschreiber gefunden und so weiß man auch über N., wie über so manchen Buchdrucker der Lagunenstadt, weiter nichts, als was seine Drucke an die Hand geben. Nur das wird man hinsichtlich seiner Herkunft sagen können, daß bei dem Frankfurt, nach dem er ohne nähere Bezeichnung desselben sich nennt, an Frankfurt am Main, als das im Ausland bekanntere zu denken ist. Auch inbetreff seiner Drucke ist man auf die allgemeinen Bibliographien angewiesen. Darnach hat er zuerst und zwar von 1473 bis 1476 einschließlich in Gemeinschaft mit Franz Renner von Heilbronn gedruckt, der schon einige Jahre früher sich mit einer Presse in Venedig niedergelassen hatte. 14 Drucke sind aus der gemeinschaftlichen Officin der beiden Meister hervorgegangen. Des weiteren kennen wir aus den Jahren 1482–1489 zehn Drucke, deren Schlußschrift N. allein als Drucker und zugleich als Verleger nennt. Und endlich erscheint er in den Jahren 1492–1500 als reiner Verleger, der in fremden Pressen, bei Bonetus Locatellus sowie bei seinen Landsleuten Johann Hertzog von Landau und Johann Emerici von Speier die Werke seines Verlages – acht an der Zahl – drucken läßt, nachdem er schon früher, 1478 und 1480, bei Leonh. Wild von Regensburg zwei Werke auf seine Kosten hatte erscheinen lassen. Vom Jahre 1500 ab verschwindet seine Spur. Die dargelegte Entwickelung vom Theilhaber an einer Presse bis zum selbständigen Buchdrucker und von diesem zum reinen Verleger darf vielleicht als ein Zeugniß von dem zunehmenden Wohlstand des Mannes betrachtet werden. Damit würde auch stimmen, daß ihm gerade in der dritten Periode seiner Thätigkeit ehrenvolle Prädicate wie: probatissimus, spectatissimus vir, famosus dominus et mercator (hier wohl = Buchhändler) gegeben werden. Und vermuthlich hat er eben durch seine Thätigkeit als Buchdrucker u. s. w. sich emporgebracht. Denn überblicken wir die Erzeugnisse seiner Presse und die Werke seines Verlags, so finden wir darunter eine philosophische Schrift, die Quaestiones über Aristoteles de anima von Joh. de Gandavo, sonst aber lauter theologische Sachen: die lateinische Bibel in drei Ausgaben, verschiedene Missale, Breviere, Predigtbücher u. dgl. – alles Schriften, die guten Absatz hatten und Geld einbrachten. Man sieht, N. ließ sich in seiner Thätigkeit vom praktischen Gesichtspunkt leiten; wissenschaftliche Werke, auch nur ähnlich denjenigen, welche sein großer Berufsgenosse Aldus Manutius geliefert hat, würde man bei ihm vergebens suchen.

Vgl. die Drucke des Nicolaus von Frankfurt, wie sie bei Panzer, Annales typogr. III, p. 96, 102, 110, 116, 117, 139, 154, 176, 187, 188, 204, 238, 239, 264, 316, 340, 395, 448, 455, 470, 479, 486. IV, 429, 449 und außerdem bei Hain, Repert. bibliogr. 11291 verzeichnet sind.