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Artikel „Neuhusius, Edo“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 509–510, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neuhusius,_Edo&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 06:23 Uhr UTC)
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Neuhusius: Edo N., geb. zu Steinfurt in Westfalen am 21. October 1581, † in Leeuwarden in Friesland im J. 1638, hatte sehr früh seine Eltern durch den Tod verloren, worauf ihn sein mütterlicher Oheim Casmann (s. Allg. d. [510] Biogr., Bd. IV, S. 54) aufnahm, welcher ihn später (1594) an das Gymnasium zu Stade brachte. Von dort begab sich N. auf kurze Zeit an die Universität Marburg und kehrte 1603 in die Heimath zurück, wo es ihm nun die in Münster wirkenden Jesuiten vielfach vergalten, daß sein Vater ein eifriger Förderer der Reformation gewesen war. Da ihm sogar einmal nach dem Leben getrachtet worden war, durfte er es als ein Glück betrachten, daß ihm (1607) die Stelle eines Gymnasialrectors zu Leeuwarden angetragen wurde. Dieses mit Freuden übernommene Amt verwaltete er mit bestem Erfolge, und als im J. 1619 ein Ruf nach Groningen an ihn erging, hatte er die Genugthuung, daß er von allen Seiten mit Bitten um sein Verbleiben bestürmt wurde. In den letzten zwanzig Jahren seines Lebens hatte er in Folge eines Steinleidens große Qualen zu erdulden. – Seine Schriften sind: „Princeps Agapetianus etc.“ (1603), d. h. ein in 70 lateinische Disticha gebrachter Auszug aus dem an Justinianus gerichteten Buche „Scheda regia“ des Griechen Agapetus; sein Hauptwerk „Theatrum ingenii humani sive de cognosenda hominum indole et secretis animi moribus“ (1633, 2. Aufl. von seinem Sohne Reiner N. besorgt 1658) ist ein für die damalige Zeit merkwürdiges Buch, indem es Zwecke verfolgt, welche einerseits jetzt als Gegenstand einer „Völker-Psychologie“ bezeichnet werden, und andrerseits in Kant’s „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ beabsichtigt waren; nämlich N. bespricht auf Grundlage der von Gott gewollten innigsten Vereinigung des Leibes und der Seele zunächst die Physiognomik, dann die Geschlechts- und Altersunterschiede und die Hauptthätigkeiten des Menschen, hierauf die örtlichen und klimatischen Einflüsse in einer Charakteristik Europa’s, Asiens, Afrika’s, von wo er nach Belgien zurücklenkt, sodann folgen die astrologischer Einwirkungen und auch die Vererbung; im zweiten Theile erörtert er die Erziehung, die Kleidung, die Mahlzeiten und Trinkgelage, dann die verschiedenen Arten des Adels (Geburt, Verdienst, Geld, Tugend) und zuletzt Reichthum und Armuth. All dieses wird allerdings ohne irgend philosophische Tiefe, aber mit ausgedehntester philologischer Gelehrsamkeit durch Anführung aller möglichen Stellen aus der griechischen und lateinischen Litteratur, sowie aus der Bibel erörtert. Ferner schrieb er „Fatidica sacra“ (1635), d. h. über die bereits erfüllten und die noch zu erfüllenden Prophezien der Bibel, dann „Triga scholasticarum artium s. idea oratoriae artis et disserendi sive dialectica“ (1636), worin eine der Rhetorik entlehnte Logik entwickelt ist. Aus seinem Nachlasse veröffentlichte sein Sohn: „Gymnasium eloquentiae“ (1641) und „Infantia imperii Romani sub septem regibus“ (1657).

H. Witten, Memoriae philosophorum, oratorum etc. (1677), Bd. II, S. 63 ff.