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Artikel „Neer, Eglon van der“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 365–366, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neer,_Eglon_van_der&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 05:43 Uhr UTC)
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Neer: Eglon van der N., Historien- und Landschaftsmaler, geb. in Amsterdam 1643, † in Düsseldorf am 3. Mai 1703. Er war des Vorigen Sohn und von diesem auch in den Anfangsgründen der Kunst unterwiesen. Da er aber für die figurale Composition sich entschied, so gab ihn der Vater zu Jacob van Loo in die Lehre. Als er in der Kunst zur Selbständigkeit gelangte, ging [366] er nach Frankreich und stand hier, von 1663 an, etwa drei Jahre im Dienste des Grafen Dohna, Gouverneurs von Oranien. Darnach siedelte er nach Rotterdam über, arbeitete später in Brabant und wurde schließlich am Hofe des Kurfürsten von der Pfalz in Düsseldorf angestellt. Er war dreimal verheirathet, seine erste Frau gebar ihm 16 Kinder, seine zweite, Du Chatel, eine Miniaturmalerin, die er in Brabant ehelichte, gebar neun Kinder, die dritte die bekannte Malerin Adriana Spilenberg, die in erster Ehe mit dem Maler Breekvelt verheirathet war, überlebte ihn. Neben historischen und sittenbildlichen Darstellungen malte N. auch Bildnisse. Der König von Spanien bestellte bei ihm das Porträt der Prinzessin von Neuburg, das dem Besteller so wohl gefiel, daß er den Künstler zu seinem Hofmaler ernannte und an seinen Hof zu ziehen suchte. N. ging aber nicht nach Spanien. In seinen Genrebildern ahmte er, besonders in Darstellung der Kleiderstoffe und Zimmergeräthe, den Gerard Terburg nach, seine Seiden-, Sammt- und Atlasstoffe sind sehr täuschend nach der Natur ausgeführt. Als er in seinen späteren Jahren sich der Landschaft zuwandte, hatte er in den Vordergründen jeden Halm und jede Blume sehr sorgfältig nach der Natur gemalt. Adrian van der Werff war neben seinem Sohne Jacob Joseph (1718–1794) sein Schüler. Dieser malte zuweilen Figuren in Neer’s Landschaften, so in eine mit Badenden, die P. Chenu gestochen hat. Im Amsterdamer Museum befindet sich ein Tobias mit dem Engel, wie er am Ufer den Fisch fängt. In der Sammlung van Cremer befand sich ein vornehmes Schlafcabinet, darin eine anmuthige junge Dame im Atlaskleide, von einem Pagen bedient, sich im silbernen Geschirr die Hände wäscht. In den Uffizien zu Florenz ist sein Eigenbildniß, bezeichnet mit dem Namen und 1696. Houbraken führt ein Bild der Ceres an, die mit brennender Fackel in den Felsen die geraubte Tochter sucht. Dieses Bild war wunderbar ausführlich gemalt, besonders der Baumstamm, die Disteln und Kräuter. Damals befand es sich im Besitze des Kunstfreundes Amori in Amsterdam. Außer dem genannten Chenu haben auch C. Lingée und Dupuis Einzelnes nach ihm gestochen.

S. Houbraken. Immerzeel.