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Artikel „Neeb, Joseph“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 359, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neeb,_Joseph&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 17:20 Uhr UTC)
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Neeb: Joseph N., geb. in Steinheim bei Hanau am 1. September 1767, † ebendaselbst am 13. Juni 1843, besuchte das Gymnasium zu Aschaffenburg und studirte hierauf Philosophie und Theologie an der damaligen Universität Mainz, wo er im Juni 1791 mit einer Abhandlung „Das Verhältniß der stoischen Moral zur Religion“ die philosophische, und im August desselben Jahres durch eine Dissertation „De dilectione inimicorum“ die theologische Doctorwürde erhielt. Noch im gleichen Jahre fand er eine Anstellung am Gymnasium zu Aschaffenburg, von wo er 1792 als Professor der Philosophie an die churkölnische Universität Bonn kam. Da im J. 1794 infolge der französischen Occupation diese Universität aufgehoben wurde, begab er sich zu seinem Oheim nach Ernstkirchen bei Aschaffenburg, wo er in ländlicher Stille eine reiche schriftstellerische Thätigkeit begann. Im J. 1797 wurde er durch die französische Departementverwaltung zum Professor der Philosophie an der sog. Centralschule zu Mainz ernannt, verlor jedoch diese Stelle wieder, als die Anstalt 1803 durch Napoleon in ein Lyceum verwandelt wurde, an welchem der Betrieb der Philosophie ausgeschlossen war. Nun trat N. aus dem Priesterstande aus, verheirathete sich und kaufte ein Landgut in Niedersaulheim bei Mainz, wo er neben der Landwirthschaft sich eifrig litterarisch bethätigte und auch lange Zeit das Amt eines Bürgermeisters verwaltete. Bei dem Besuche eines Freundes in Steinheim erlag er einem Schlaganfalle. – Seine erste Schrift „Ueber Kant’s Verdienste um die Interessen der philosophirenden Vernunft“ (1794) zeigt ihn lediglich als Kantianer, alsbald aber suchte er K. L. Reinhold’s Theorie des Vorstellungsvermögens mit Kant zu vereinbaren, woraus sein Hauptwerk entstand: „System der kritischen Philosophie auf den Satz des Bewußtseins gegründet“ (2 Bände, 1795 f.); daneben erschien „Ueber den in verschiedenen Epochen der Wissenschaft allgemein herrschenden Geist“ (1795). Sodann jedoch wandte er sich zur Gefühls-Philosophie des Hemsterhuis und des Jacobi, wobei er wie manche Andere immerhin noch in einem gewissen Einklange mit Kant’s praktischer Vernunft verbleiben konnte, was namentlich der Fall ist in „Widerlegung des demonstrativen Beweisgrundes für das Dasein Gottes und Darstellung des moralischen“ (1795); mehr gegen Fichte war gerichtet „Ueber die Unmöglichkeit eines speculativen Beweises für das Dasein der Dinge und Widerlegung des Idealismus aus Gründen der praktischen Vernunft“ (in Niethammer’s Journal 1795); die Schrift „Vernunft gegen Vernunft“ (1797) fand bei Jacobi höchstes Lob. Letzterem widmete er auch seine „Vermischten Schriften“ (3 Bände, 1817–21), in welchen 71 kleinere Arbeiten zusammengestellt sind (dieselben betreffen die verschiedensten Gegenstände, z. B. Landwirthschaft, Witterungskunde, Kirchweihfeste, Steuern, Zehenten, Taubstumme, Physiognomik, Petrus und Paulus, d. h. Katholicismus und Protestantismus u. s. f.); der Philosophie gehören an: „Ueber den Begriff von Gott“ (völlig im Sinne Jacobi’s), „Hemsterhuis und der Geist seiner Schriften“, „Ueber die neuesten Verirrungen der Philosophie“ (heftig gegen Schelling’s und Oken’s Naturphilosophie). Später reihten sich noch an: „Gründe gegen die Möglichkeit einer allgemeinen Verbreitung des Unglaubens“ (1834), „Ueber die Unsterblichkeit der Seele“ (1840) und „Der wechselseitige Einfluß der Empfänglichkeit für die Schönheit der Natur und der religiösen Gefühle“ (1841).

Eine Selbstbiographie N.’s bei H. M. Malten, Neueste Weltkunde Bd. III (1843), S. 74 ff. Neuer Nekrolog d. Deutschen, Jahrg. 1843, S. 577 f.