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Artikel „Moser, Lukas“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 383, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moser,_Lucas&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 05:55 Uhr UTC)
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Moser: Lukas M., Maler um 1431 zu Weil der Stadt in Württemberg. Von ihm rührt der Hochaltar der Stiftskirche zu Tiefenbronn (bei Calw) her, der deshalb eine Wichtigkeit in der Geschichte der altdeutschen Kunst einnimmt, weil er zu den wenigen Werken gehört, die, in die Zeit vor dem flandrischen Einflusse fallend, genau datirt sind. Es ist ein mit Schnitzwerk und Malerei ausgestatteter Flügelaltar zur Verherrlichung der heiligen Maria Magdalena. Die Erhöhung derselben ist im Mittelschreine in Holzschnitzerei dargegestellt, die Flügel, Predelle, Lünette bestehen aus Malerei, als deren Verfertiger (eine Merkwürdigkeit für diese Zeit in Deutschland) sich Lukas M. nennt, zugleich mit einem Stoßseufzer über die schlechten Zeiten für die Kunst. Die Inschrift lautet: „Lucas Moser, Maler von Wil, Maister des werx bit got vir in – Schrie kunst schrie und klag dich ser din begert jecz niemen mer. so o. we 1431“. Das Werk fällt noch vor den directen Einfluß der Gebrüder van Eyck, ist also noch nicht in Oel gemalt. Die deutsche Kunst war übrigens damals schon in einem Uebergang von der idealisirenden Weise des 14. Jahrhunderts zu größerer Realistik begriffen, und diesen Uebergang zeigt Moser’s Malerei deutlich. Auf der einen Seite Streben nach charakteristischer Darstellung, nach Verkürzungen, die freilich noch nicht recht gelingen, auf der andern noch die weichen Falten, der holdselige Ausdruck in den Frauenköpfen etc. Der annähernde Zeitgenosse des Meisters Stephan ist hier sehr deutlich, doch entbehrt das Werk bei aller Verwandtschaft zu dem Kölner doch der Süßigkeit der Empfindung desselben, es ist roher. Die gleichzeitigen Werke in Oberdeutschland stehen darin überhaupt gegen Köln zurück (Bilder in Nürnberg, Bamberger Altar von 1429 in München u. s. w.), und es ist wol fraglich, ob Meister Lukas in der heiligen Stadt am Niederrhein gelernt hat, ob in ihm nicht vielmehr ein echter Schwabe zu erkennen ist. Am ersten dürfte man wol an Ulm als die Heimath seiner Kunstweise denken. Das kleine Reichsstädtchen Weil, drei Stunden südlich von Tiefenbronn gelegen, konnte ihm wol kaum die nöthige Ausbildung gewähren. Was übrigens seine Beschwerde über die mißlichen Kunstzustände betrifft, so bemerkt Schnaase (Geschichte der bild. Künste im Mittelalter VI, 471) mit Recht: „Da diese Klage im Ganzen gewiß ungegründet und das Ansehen der Kunst im Steigen war, wird sie wol nur aus den engen Verhältnissen seines Wohnortes zu erklären sein, ist aber jedenfalls bemerkenswerth als ein Zeichen des wachsenden Selbstgefühls der Künstler“. Reproducirt ist der Altar in Lichtdruck von J. Bäckmann in Karlsruhe.