ADB:Morgenstern, Salomo Jakob

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Morgenstern, Salomo Jakob“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 233–234, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Morgenstern,_Salomo_Jakob&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 08:57 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Morgenweg, Joachim
Band 22 (1885), S. 233–234 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Salomo Jakob Morgenstern in der Wikipedia
Salomo Jakob Morgenstern in Wikidata
GND-Nummer 118584073
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|233|234|Morgenstern, Salomo Jakob|Colmar Grünhagen|ADB:Morgenstern, Salomo Jakob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118584073}}    

Morgenstern: Salomo Jakob M., † 1785, Gelehrter und zugleich politischer Agent. Geboren 1706 zu Pegau in Sachsen, studirte er zu Jena, promovirte in Leipzig, wo er dann als Docent für Geschichte und Geographie auftrat, siedelte bald aber nach Halle über. Rechten Erfolgen als akademischer Lehrer stand schon seine äußere Erscheinung im Wege. Er wird uns geschildert als von auffallend kleiner Statur mit sehr großem Kopf, breit geschlitzten Augen und ziemlich langer, aber flacher Nase. Doch erwarb er sich als Schriftsteller Verdienste, so durch seine „Neueste Staatsgeographie“ (1735), welche eigentlich zuerst die Statistik in die Geographie einführte. Sein „Jus publicum imperii Russorum“ (Halle 1736) verschaffte ihm einen Ruf an ein Gymnasium zu Moskau. Auf der Reise dorthin machte er in Berlin die Bekanntschaft eines höheren preußischen Offiziers, der, durch seine Unterhaltung angezogen, ihn dem König Friedrich Wilhelm I. für die Stelle eines Vorlesers und Erklärers der Zeitungen in dem bekannten Tabakscollegium empfahl. Hierfür engagirt mit dem Hofrathstitel und 500 Thalern Gehalt entschloß er sich auf die Moskauer Stellung zu verzichten. In dieser Stellung blieb er bis an des Königs Tod 1740, allerdings nie sicher vor den oft derben Spöttereien Friedrich Wilhelms und seiner Umgebung. Als der König einmal den Frankfurter Professoren zürnte, mußte M. (1737) auf seinen Befehl dort eine von ihm verfaßte Dissertation über die Narrheit öffentlich vertheidigen in einem Aufzuge, der ungleich mehr noch als das, was M. geschrieben hatte und sprach, die Gelehrten verhöhnte. Als dann König Friedrich seinen schlesischen Feldzug begonnen und der Stadt Breslau vorläufig eine gewisse Neutralität zugesagt hatte, entsandte er im Sommer 1741 M. dorthin, um über die Haltung des Breslauer Raths, mit der der König unzufrieden war, zu berichten und zugleich dahin zu wirken, daß die Bürgerschaft womöglich selbst um Besetzung der Stadt bitte, damit nicht einmal verrätherische Umtriebe sie den Oesterreichern in die Hände spielten. Es konnte nicht fehlen, daß M., der hier unter dem Namen eines Magisters Freyer auftritt, bei dieser Mission in Conflict mit dem Rathe gerieth und selbst von der preußischen Behörde, den Geheimeräthen des Feldkriegscommissariats scheel angesehen ward. Ehe übrigens noch seine agitatorischen Bestrebungen einen directen Erfolg erzielten, endete die Ueberrumpelung und Besetzung der Stadt durch die Preußen am [234] 10. August 1741 Morgenstern’s Wirksamkeit. Er soll nachmals bei der Grenzregulirung beschäftigt worden sein. König Friedrich hat den Breslauer Rath gezwungen, M. eine jährliche Pension von 500 Thalern zu zahlen, die er bis an seinen Tod genossen hat. Auf einer Besitzung in Babelsberg bei Potsdam hat er als Sonderling menschenscheu und nur mit allerlei Gethier sich umgehend am 15. November 1785 sein Leben beschlossen, nachdem er noch in seinem Alter aus seinen Erinnerungen ein erst nach seinem Tode gedrucktes Schriftchen über König Friedrich Wilhelm, das seiner Zeit viel gelesen und viel benutzt worden ist, geschrieben hatte.

Grünhagen, Zwei Demagogen im Dienste Friedrichs des Großen. Abhandlungen der schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. Phil.-histor. Abth. 1861, Heft 1. Die dem M.’schen Buche über Friedr. Wilh. I. (1793) vorausgeschickte kurze Nachricht von dem Leben des Verfassers ist ganz unkritisch und in den Einzelheiten meist unglaubwürdig.