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Artikel „Mollyn, Nikolaus“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 155, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mollyn,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 18:32 Uhr UTC)
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Mollyn: Nikolaus M. (Mollin), der erste Buchdrucker in Riga und in den deutschen Ostseeprovinzen überhaupt und darum für dieses ganze Gebiet deutschen Lebens nicht ohne Bedeutung. Er wurde im J. 1588 durch den Syndikus der Stadt, David Hilchen (Bd. XII S. 394), welcher fälschlicher Weise von manchen selbst für den ersten Buchdrucker von Riga gehalten wird, aus Deutschland berufen. Dies that der letztere zwar nicht in seiner amtlichen Eigenschaft, aber Stadt und Staat erkannten die Wichtigkeit der Errichtung einer Presse und gewährten dem neuen Ankömmling bald alle Unterstützung. Der Rath stellte ihn nach einer zweijährigen Probezeit am 1. Januar 1591 gegen ein Jahrgeld von 100 Thalern und unter Befreiung von allen bürgerlichen Leistungen definitiv als der Stadt Buchdrucker und Buchhändler an und verlieh ihm das Recht des Alleinverkaufs von Büchern außerhalb der Meßzeit. Die jeweilige Landesregierung aber, erst König Siegmund von Polen, dann Gustav Adolf von Schweden, unterstützten ihn durch Mandate, welche den Nachdruck seiner Bücher für das ganze Gebiet ihrer Herrschaft verboten. In Folge dieser Privilegien war M. im Stande, vielleicht sogar genöthigt, im J. 1597 einen Theilhaber in der Person seines Schwiegersohnes Peter van Meren anzunehmen, der sodann vom Rath zugleich als Corrector der Druckerei bestellt wurde. Was nun aber die Leistungen Mollyn’s als Buchdrucker und wiederum was seine Persönlichkeit anbelangt, so wissen wir darüber fast so gut wie nichts. Seine Drucke sind selten zu finden und noch nirgends zusammengestellt. Es scheint, daß er mehr nur den Bedarf des gewöhnlichen Lebens im Auge gehabt und sich in der Hauptsache auf den Druck von Kalendern, Predigtsammlungen, Schulbüchern u. dgl. beschränkt hat. In Betreff seiner Person aber weiß man nicht einmal, woher er gekommen ist. Wir möchten vermuthen, daß er von Hamburg gekommen, da er während seiner Rigaer Probezeit Briefe erhielt, welche ihn dorthin als Drucker berufen wollten. In Hamburg muß man ihn also wenigstens gekannt haben; ohnedies ist es wahrscheinlich, daß er zu Schiff mit seiner Presse die Reise nach Riga gemacht hat und also von einer deutschen Hafenstadt ausgegangen ist. Auch sein Geburtsjahr ist unbekannt, doch muß es vor 1560 fallen, da er ja 1597 schon einen Schwiegersohn hatte. Sicher ist das Datum seines Todes: er starb zu Anfang des Jahres 1625, worauf sein Nachfolger im Geschäft und, auf des Rathes Verlangen, auch in der Ehe der Buchdrucker Gerhard Schröder wurde. Riga hat von da an niemals mehr einer Presse entbehrt.

Vgl. Liborius v. Bergmann, Kurze Nachrichten von rigischen Buchdruckern u. von den Stadtbuchdruckern insbesondere, Riga 1795 (selten, dem Ref. nicht zu Gesicht gekommen); Stieda, Zur Geschichte des Buchhandels in Riga im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels VI, 1881, S. 114 ff.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 155. Z. 15 v. u.: Vgl. jetzt auch A. Buchholtz, Geschichte der Buchdruckerkunst in Riga 1588–1888, Riga 1890, wo gerade Mollyn besonders eingehend behandelt ist. Eine Berichtigung erfahren die Angaben des Artikels dadurch nicht, wol aber natürlich eine weitere Ausführung und Ergänzung; namentlich wird S. 253–309 ein genaues Verzeichniß der Mollyn’schen Drucke und Kupferstiche gegeben. [Bd. 45, S. 669]