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Artikel „Minor, Melchior Gottlieb“ von Adolf Schimmelpfennig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 768–769, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Minor,_Melchior_Gottlieb&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 05:17 Uhr UTC)
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Minor: Melchior Gottlieb M., königlich preußischer Oberconsistorialrath und Pastor primarius an der Gnadenkirche vor Landshut in Schlesien, war der Sohn eines evangelischen Geistlichen und in Zülzendorf bei Nimptsch, wo schon der Groß- und der Urgroßvater Pastoren gewesen, am 28. December 1693 geboren. Von 1705–1709 auf dem Pädagogium in Halle erzogen und von 1709–1711 auf dem Gymnasium in Zittau vollends für die Universität vorbereitet, studirte er bis Michaelis 1714 in Wittenberg und Jena Theologie und wurde 1720 zum Pastor in Töpliwoda bei Nimptsch und 1722 von dort zum Diaconus an die Gnadenkirche nach Landshut berufen. Seine glänzenden Kanzelgaben, sein liebenswürdiges Wesen, seine hingebende Thätigkeit machten ihn seiner Gemeinde so werth, daß sie ihn 1727 bei eingetretener Vacanz des Pastorats unter Uebergehung des Seniors zum Pastor wählte. Dieser Wahl wurde in Wien die Bestätigung versagt und nur Minor’s Beförderung zum Senior genehmigt, trotzdem fühlte er sich in seiner untergeordneten Stellung so glücklich, daß er 1734 einen Ruf nach Görlitz in das Pastorat der dortigen Hauptkirche und 1739 einen anderen nach Hamburg an St. Nicolai ablehnte, und nachdem er 1740 in das Primariat aufgerückt war, 1742 eine Vocation nach Hannover, sowie 1744 eine zweite nach Hamburg an St. Petri ohne Bedenken deprecirte. Nach der Besitzergreifung Schlesiens durch Friedrich den Großen wurde er bei Organisation des Kirchenregiments zum Inspector der in den Kreisen Landshut und Bolkenhain und im Schmiedebergschen neu gegründeten evangelischen Kirchen, denen später noch die des Schweidnitzer Kreises und des Fürstenthums Münsterberg zugefügt wurden, ernannt und 1746 durch die Verleihung des Prädicats eines königlichen Oberconsistorialraths ausgezeichnet. Auf einer Dienstreise nach Breslau überraschte ihn der Tod in dem Hause eines Gastfreundes zu Gutschdorf [769] bei Striegau in der Nacht vom 23. zum 24. September 1748. M. gehörte zu den gefeiertsten Kanzelrednern seiner Zeit. Einzelne, auf Verlangen dem Druck übergebene Predigten, namentlich aber seine 1737 zuerst erschienenen, später wiederholt aufgelegten „Stimmen der Ewigkeit“, denen 1740 die „Evangelische Aufmunterung zum Glauben und gottseligen Wandel in Predigten“ folgte, trugen seinen Ruhm weit über die Grenzen Schlesiens hinaus. Ebenso fern von Pietismus wie Orthodoxismus verkündigte M. ein einfaches biblisches Christenthum in allgemein verständlicher Sprache. Seine Beredsamkeit war weder blendend noch hinreißend, aber sie überzeugte und rührte durch Klarheit der Gedanken und Anmuth der Darstellung. Seine Predigten sind sehr lang; sie füllen 80 Octavseiten und drüber, allerdings großen Drucks, aber sie fesseln den Leser. Minor’s Art und Weise, seine Themen zu disponiren, sein fließender, den Classikern abgelernter Periodenbau, sowie die von ihm vertretene theologische Ansicht, ein vernunftgemäßer, sinniger Supranaturalismus erinnern unwillkürlich an Reinhard. Nach Minor’s Tode erschienen von ihm noch „Auserlesene Reden und Abhandlungen“ mit einer Vorrede von Burg, 2 Bde., 1752–1754; „Heilige Betrachtungen über die Evangelien“ und „Stimmen der Buße über Sprüche der heiligen Schrift“, 1756; endlich „Heilige Betrachtungen über die Leidensgeschichte“, 1757.

Ehrengedächtniß oder Trauer- u. Trost-Carmina, welche an dem solennen Leichenbegängniß Herrn M. G. M. denen vornehmen Leichenbegleitern öffentlich ausgetheilt worden. Jauer 1748. Mit angehängtem Lebenslauf. 8 Bogen, 4°.