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Artikel „Miller, Julius“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 756–757, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Miller,_Julius&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 04:24 Uhr UTC)
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Miller: Julius M., bekannter Sänger und Componist, war nach der bisherigen Annahme 1782 in Dresden geboren, während das Kirchenbuch in Charlottenburg das Jahr 1784 ohne Nennung des Geburtstages angiebt. Im Besitze einer hübschen Sopranstimme, konnte er schon im J. 1792 bei den Krönungsfeierlichkeiten Franz II. in Prag mitwirken, ohne bis dahin eigentlichen musikalischen Unterricht genossen zu haben. Um diese Zeit erst begann er das Studium der Violine, trat bereits im J. 1799 eine Kunstreise an und kam auf derselben nach Amsterdam, wo er, da sich bei ihm inzwischen eine angenehme Tenorstimme entwickelt hatte, mit Glück als Tamino in der Zauberflöte debütirte. Damit war seine fernere theatralische Laufbahn entschieden, die ihm viel Erfolg, aber auch mancherlei Enttäuschungen einbringen sollte, woran allerdings sein unstäter, leichtsinniger und unverträglicher Charakter nicht ohne Schuld war. Im J. 1800 kam er als erster Tenor an die Theater nach Flensburg und Schleswig; dort brachte er 1802 seine erste Oper „Der Familienbrief“ mit Beifall zur Aufführung. Nach einem Gastspiele in Hamburg (1803) ging er nach Breslau, wo er mit Friedrich Wilhelm Berner und C. M. von Weber bekannt wurde, welche günstig auf seine Fortentwickelung als Componist einwirkten, [757] was sich in seiner zweiten Oper „Die Verwandlung“ zeigte, welche auf vielen Theatern Deutschlands mit Erfolg zur Aufführung kam. Nach verschiedenen Gastspielen und Engagements in Wien (1808), Dessau und Leipzig, wo er seine Oper „Der Kosakenoffizier“ mit Beifall auf die Bühne brachte, schloß er sich 1810–1813 der Josef Seconda’schen Theatergesellschaft an und folgte dann einem Rufe Kotzebue’s an das Königsberger Theater. Hier schrieb er die beiden Operetten „Die Alpenhütte“ und „Herrmann und Thusnelda“ (Texte von Kotzebue). Im Sommer 1816 gastirte er wieder in Berlin, ging dann nach Frankfurt a. M., Darmstadt (1818) und Amsterdam (1819–1822), von wo aus er mehrere Reisen nach Deutschland machte, um seine Oper „Merope“ aufzuführen, über die Spohr sich sehr günstig aussprach. 1823 leitete er in Amsterdam mit F. Haberkorn als Regisseur die deutsche Oper, entzweite sich jedoch 1824 mit der Direction und wirkte nun abwechselnd als Gesangslehrer in Kassel und Hannover. 1827 weilte er in Paris, 1828 gab er mit Drouet gemeinschaftlich Concerte in Brüssel, 1829 gastirte er in Riga, Petersburg und Moskau, war 1830 in Hamburg und Lübeck und lebte von 1831 an eine Zeit lang in Berlin als Gesangslehrer. 1832 übernahm er die Direction des Hoftheaters in Dessau, führte dieselbe mehrere Jahre, mußte aber schon 1834 Schulden halber vom Unternehmen zurückstehen. Kurze Zeit reiste er nun mit einer Gesellschaft russischer Nationalmusiker (sogenannte Hornmusik), für welche er auch einige Stücke componirte. Mitte der vierziger Jahre lebte er in Dresden, wo am 29. Juli 1846 seine letzte Oper „Perrücke und Musik oder die Tabakscantate“ ohne Erfolg zur Aufführung kam. Das Finale derselben erschien unter dem Titel „Die Tabakscantate, ein musikalischer Schwank für 4 Männerstimmen“, bei Hofmeister in Leipzig. 1847 ließ er sich in Leipzig als Gesangslehrer nieder, ging dann nach Berlin und starb am 7. April 1851 gänzlich mittellos in Charlottenburg. Von seinen Compositionen sind, außer den schon angeführten, noch die Opern „Julie oder der Blumentopf“ und „Das erwiderte Gastmahl“ (Text von ihm selber verfaßt), sowie das Intermezzo „Michel und Hannchen“ zu erwähnen. Ferner erschienen von ihm gedruckt: Zwei Messen für 4 und 3 Männerstimmen (Theune in Amsterdam), Vaterunser für 4 Männerstimmen und Chor (Leipzig, Breitkopf & Härtel), sowie viele Chorgesänge, Cantaten u. dgl. für Männerstimmen mit und ohne Begleitung bei Hofmeister, Peters und Breitkopf & Härtel in Leipzig, Schott in Mainz, Cranz und Schuberth in Hamburg, Bote & Bock in Berlin. Als Tenorist wurde Miller seiner Zeit sehr geschätzt; glänzende Erfolge hatte er in Rollen wie Tamino, Titus, Belmonte, Octavio, Cortez, Licinius, Pylades u. s. w. Als Componist entfaltete er tüchtige Beherrschung aller technischen Hilfsmittel, sowie freundliche leichtflüssige Erfindungsgabe, ohne jedoch über eine gewisse Durchschnittsstufe hinauszukommen. Seine Werke sind sämmtlich der Vergessenheit anheimgefallen.