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Artikel „Meuschen, Johann Gerhard“ von Jakob Franck, l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 538–539, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meuschen,_Johann_Gerhard&oldid=- (Version vom 11. Oktober 2024, 05:56 Uhr UTC)
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Meuschen: Johann Gerhard M. (nicht Meuſchen[WS 1]), lutherischer Theologe, ward geboren den 4. Mai 1680 zu Osnabrück, wo sein Vater, Johann Conrad M., Pastor zu St. Catharinen war. Die Vorfahren nannten sich angeblich Musculus, wovon demnach Meuschen (d. i. Mäuschen) eine Verdeutschung wäre. Drei Jahre alt ward er Waise und kam nach Oettingen zu einem Verwandten seiner Mutter, dem Reichshofrath von Brünning; von hier aus bezog er die Universität Jena, wo er Theologie, aber auch orientalische Sprachen, Geschichte, Mathematik, Physiologie, Anatomie, Naturrecht u. s. f. studirte. Am 5. October 1702 erhielt er die Magisterwürde; er sollte sodann Adjunct der philosophischen Facultät in Jena werden, zog es aber vor, zunächst noch die Universität Leipzig zu besuchen. Hier wurde ihm der Antrag zu einer Professur der Geschichte und Politik an der damals angelegten Ritterakademie zu Kopenhagen gemacht. Als er auf der Reise dorthin war, veranlaßte es jedoch der Staatsminister und Curator der Universität zu Kiel, Magnus von Wedderkop, daß ihm in Kiel ein akademisches Lehramt angeboten wurde. Er wurde zum Assessor der philosophischen Facultät und bald darauf zum außerordentlichen Professor der Philosophie und zwar unter der Verwilligung ernannt, daß er zugleich dogmatische [539] Theologie und Hermeneutik lehren dürfe. Doch währte sein Aufenthalt dort nicht lange; schon im J. 1704 folgte er einem Rufe als Prediger an der St. Catharinenkirche in seiner Vaterstadt Osnabrück. Hier hatte er von den Jesuiten viele Verfolgungen zu erleiden, was ihn schon im J. 1707 veranlaßte, einen Ruf zum Prediger an der deutschen lutherischen Kirche im Haag anzunehmen; gleichzeitig war an ihn eine Berufung nach Dortmund als Superintendent und Professor der Theologie ergangen. Im J. 1716 berief ihn Graf Johann Reinhard von Hanau-Lichtenberg[WS 2] als Oberhofprediger und Consistorialrath nach Hanau, zu welchen Aemtern er im J. 1720 noch die Generalsuperintendentur im Hanau-Lichtenbergischen übernahm. Aber auch hier war seines Bleibens nicht lange; im J. 1723 ging er nach Coburg als gemeinschaftlicher Kirchenrath (nämlich für Coburg und Eisenach) und Generalsuperintendent, sowie als des dortigen Gymnasiums Scholarch und Professor der Theologie; hier starb er am 15. December 1743. Seiner Gelehrsamkeit wegen hatte ihn schon im J. 1719 die preußische Societät der Wissenschaften in Berlin zu ihrem Mitgliede ernannt. Außer den genannten hatte er auch Berufungen als Generalsuperintendent nach Waldeck und als Professor der Theologie nach Gießen gehabt, die er aber ablehnte. – M. war ein Polyhistor nach Art der alten Gelehrten und hat sowohl eine große Reihe eigener Schriften veröffentlicht, als auch Schriften anderer herausgegeben. Das Werk, das seinen Namen noch heute in der theologischen Wissenschaft vielfach nennen läßt, das „Novum Testamentum ex Talmude et antiquitatibus Hebraeorum illustratum“, Lips. 1736, enthält nur zwei Abhandlungen von ihm selbst und besteht im übrigen aus von ihm herausgegebenen Arbeiten von Balthasar Scheid, Joh. Andreas Danz (Bd. 4, S. 751) und Jacob Rhenferd. Den Zorn der Jesuiten erregte er vor allem durch die unter dem Namen Parrhasius Alethes von ihm herausgegebene Schrift: „Nugae venales Rullenses oder Rullische Fratzen, einem angeblichen klösterlichen Transsubstantiationswunder entgegengesetzt“, Lippstadt 1707. Die Jesuiten wußten zu bewirken, daß dieses Buch durch den Scharfrichter verbrannt wurde. M. hat hernach noch mehreres gegen die Jesuiten geschrieben. In dem im J. 1721 zu Hanau herausgegebenen Gesangbuche finden sich auch zwei Lieder von ihm; das Lied „Wer hier in dieser Welt ein rein Gewissen hält“ und eine Verdeutschung des Liedes: „In dulci jubilo“.

Jöcher III, Sp. 493 ff., Rotermund zum Jöcher IV, Sp. 1596 ff.; hier ist ein ausführliches Verzeichniß von M.’s Schriften. Moller, Cimbria literata II, S. 553 ff. Moser, Lexikon der jetztlebenden Theologen, Züllichau, 1741, II, S. 498 ff. Strieder, hessische Gelehrtengeschichte IX, S. 1 ff. Ludwig, Ehre des Gymnasium Casimirianum, S. 80. Göttens Gelehrtes Europa II, 568, III, 831. Wetzel, hymnopoegraphia IV, S. 325 ff., wo eine von M. selbst herrührende Nachricht über einen angeblichen Mordanschlag der Jesuiten gegen ihn abgedruckt ist.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Lies: Meus-chen, nicht Meu-schen.
  2. wohl Johann Reinhard II.; vgl. Johann Reinhard I.