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Artikel „Merck, Karl Hermann“ von B. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 405–406, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merck,_Carl_Hermann&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:25 Uhr UTC)
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Merck: Karl Hermann M., geb. am 3. Mai 1809 als Sohn des aus Schweinfurt nach Hamburg eingewanderten Kaufmanns und späteren Senators Heinrich Johann M., † am 16. Octbr. 1880. Er besuchte anfänglich das Johanneum zu Hamburg, seit 1825 das Gymnasium zu Rinteln, von wo er Ostern 1828 mit dem Zeugniß der Reife zur Universität entlassen wurde. Er studirte sodann in Leipzig, Göttingen und Heidelberg die Rechte und Staatswissenschaften und wurde an letzterer Hochschule im August 1831 zum Doctor promovirt. Da Merck’s Talent und Neigung von vorne herein mehr auf den staatsmännischen als auf den lediglich juristischen Beruf gerichtet war, fand er an der Advocatur, welche damals in seiner Vaterstadt der Regel nach die erste Beschäftigung der von der Universität zurückkehrenden jungen Rechtsgelehrten bildete, keinen Gefallen und entschloß sich – von seiner unabhängigen Stellung Gebrauch machend – zu seiner weiteren Fortbildung auf Reisen zu gehen. Während mehrerer Jahre hielt er sich nacheinander in England, Frankreich, der Schweiz, Italien, Griechenland, der Türkei und Egypten auf und erwarb sich dort, im theilweisen Verkehr mit interessanten Persönlichkeiten aller Art jenen klaren Blick für die Verhältnisse des Lebens, welchen er später im engeren Kreise zum Wohle seiner Vaterstadt so brauchbar verwerthen sollte. Dabei kamen ihm einerseits die weitverzweigten Verbindungen des väterlichen Hauses, andererseits der offene Sinn für die große Welt zu Statten, welcher dem Sohne eines Handelsstaates mit in die Wiege gelegt wird und ihn befähigt, weiter zu schauen als manchem Anderen vergönnt ist. Mit dem Ende der dreißiger Jahre kehrte M. nach Hamburg zurück, um sich von nun an den öffentlichen Interessen seiner Vaterstadt mehr und mehr zu widmen. Zunächst betheiligte er sich in hervorragendem Maße an der Begründung der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn, sowie an den Verhandlungen über die Ueberleitung dieses Unternehmens in die Berlin-Hamburger Eisenbahn. Nach dem großen Maibrande von 1842 trat er als Secrctär in das damals gebildete Unterstützungscomité ein. Im J. 1843 wurde er zum Senatssecretär, vier Jahre später zum Syndicus erwählt und bald nachher mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten betraut. Seitdem hat M. im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens Hamburgs gestanden, und keine der fundamentalen Umwälzungen der folgenden dreißig Jahre ist vorübergegangen, ohne daß er oft in ausschlaggebender Weise seinen erfahrenen Rath in die Wagschale warf. Er war ein entschiedener Freund des wahren Bürgerthums und hat stets seine ganze Kraft daran gesetzt, dieses gegen die oft heftigen Angriffe von oben und unten zu stützen, da er in seiner Erhaltung eine Hauptbedingung der Lebenskraft seiner Vaterstadt, ein wesentliches Erforderniß für die gedeihliche Entwickelung des weiteren Vaterlandes erblickte. Daß ein Mann, welcher in so ausgesprochen reichsstädtischem Geiste herangereift war, an vielen Neuerungen der letzten Jahrzehnte keinen Gefallen fand, kann Niemanden Wunder nehmen, und in der That hat M. niemals ein Hehl daraus gemacht, daß sein Herz an den alten Formen der politischen Existenz seiner Vaterstadt hing und daß seine Vorstellungen von der wünschenswerthen Gestaltung der deutschen Zustände mit der zur Wirklichkeit gewordenen Ordnung der Dinge nicht in allen Stücken zusammenfielen. Andererseits konnte ihm aber auch nach seinem Tode mit Recht nachgerühmt werden, daß es Niemand mit den einmal zum Gesetz gewordenen neuen Einrichtungen, auch wenn sie seiner Auffassung nicht entsprachen, strenger und gewissenhafter nehmen konnte als er. M. hat neben dem Syndicat für die auswärtigen Angelegenheiten noch zahlreiche andere amtliche Functionen versehen und sich sowohl in öffentlicher, als privater Thätigkeit, als Präses der Verwaltung der Kunsthalle und der Commission für den Rathhausbau, als Vorsitzender der Internationalen Gartenbauausstellung von 1869, [406] des Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Umgegend, sowie der Stadttheatergesellschaft, auch um künstlerische und verwandte gemeinnützige Bestrebungen verdient gemacht. Das Zustandekommen des sog. Zollanschlusses Hamburgs zu erleben ist ihm erspart geblieben; er starb wenige Monate vor Abschluß des für die Zukunft seiner Vaterstadt so verhängnißvollen Vertrages.

B.