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Artikel „Meldemann, Nicolaus“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 292, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meldemann,_Nicolaus&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 16:12 Uhr UTC)
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Meldemann: Nicolaus M., ein Formschneider, Briefmaler und Buchdrucker zu Nürnberg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Von ihm ist bis in unser Jahrhundert herein (bis auf Bartsch, Le peintre-graveur 1802) lediglich nichts bekannt gewesen als zwei Holzschnitte, die er gefertigt hat. Doch schon Nagler’s Künstlerlexikon (1840) kennt 7, Passavant a. u. a. O. (1862) kennt 16 und Nagler, Die Monogrammisten IV, S. 764 ff. sogar 29 Holzschnitte von M. und dabei ist von Nagler erst noch einer vergessen, welchen schon Passavant aufführt, die schöne Copie von Dürer’s Zeichnung: „Das üppige Weib und der Tod.“ Sind diese Holzschnitte der Mehrzahl nach auch von untergeordneter Bedeutung, so sind sie doch inhaltlich interessant. Vier derselben geben Porträts, darunter eines das des Hans Sachs in halber Figur, 19 andere (nach den Beiträgen zur Kunst- und Litteraturgeschichte von Jäck und Heller I, S. 91 wären es 20) bilden eine offenbar zusammengehörige Folge von Blättern, welche Soldatentypen jener Zeit darstellen, jedes zugleich mit einem passenden Reim von Hans Sachs geschmückt. Am werthvollsten aber, weil am seltensten sind einige auf Städte bezügliche Bilder: die Ansicht von München vom Jahre 1530 (eigentlich das Einreiten Kaiser Karls V. darstellend), die Belagerung von Ofen und namentlich die Belagerung von Wien aus dem Jahre 1530, alle drei aus je 6 Blättern bestehend. Um den letztgenannten Holzschnitt herstellen zu können, war M. sofort nach Aufhebung der Belagerung eigens nach Wien gegangen und zwar mit Empfehlungen des Nürnberger Raths. In Wien gelang es ihm eine Aufnahme zu kaufen, welche ein „berumpter Maler“ vom Stephansdom aus von der Belagerung gemacht hatte. (Zwei Exemplare dieses Holzschnitts finden sich im Germanischen Museum.) Da zu den beiden letzten Bildern Beschreibungen existiren, welche von M. selbst gedruckt sind, so muß unser Formschneider auch eine kleine Druckerei gehabt haben. Doch scheint er dieselbe nicht unabhängig vom Druck des Holzschnitts verwendet zu haben; es ist wenigstens kein Druck, welcher darauf hindeutete, bekannt. Was Meldemann’s Lebensumstände anbelangt, so hat sich darüber nichts Weiteres ausfindig machen lassen, als was seine Holzschnitte, die bald seine Initialen, bald sein Monogramm, bald seine vollständige Adresse mit Datum tragen, an die Hand geben. Dies aber beschränkt sich auf das Wenige, daß er Nürnberger Bürger war, an der langen Brücke wohnte und um 1530 seine Kunst ausübte. (Alle den Holzschnitten beigegebenen Data bewegen sich zwischen 1530 und 1532.) – Außer Nicolaus M. wird gleichzeitig auch ein Briefmaler Hans M. in Nürnberg genannt, dessen Holzschnitte nach Heller a. u. a. O. S. 123 häufig mit denen des Nicolaus M. verwechselt werden. Derselbe wurde im J. 1546 hingerichtet, weil er einen Mann erstochen hatte. Der Umstand, daß die verhängnißvolle That gerade bei der langen Brücke in Nürnberg geschah, spricht für die ohnedies naheliegende Vermuthung, daß dieser Hans M. ein Sohn des Nicolaus M. war.

Vgl. Heller, Geschichte der Holzschneidekunst, S. 123; Beiträge zur Kunst- u. Litteraturgeschichte, hrsg. von Jäck u. Heller I, S. 91; Nagler, Neues allg. Künstlerlexikon, Art. Meldemann; Passavant, Le peintre-graveur III p. 187, 244 sp. Nagler, Die Monogrammisten IV, S. 764 ff.; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, N. F. III, 1856, Sp. 43 f.