ADB:Meißner, Karl Ludwig Ritter von

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Artikel „Meißner, Karl Ludwig Ritter von“ von Eugen von Friedenfels in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 245–246, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mei%C3%9Fner,_Karl_Ludwig_Ritter_von&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 21:25 Uhr UTC)
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Meißner: Karl Ludwig, Ritter von M., Sohn des Naturforschers und Professors am k. k. polytechnischen Institute in Wien, Paul Traugott M. (s. u. S. 248) wurde am 7. Juni 1809 zu Kronstadt in Siebenbürgen, wo sich damals sein Vater aufhielt, geboren. Als derselbe 1815 nach Wien übersiedelte, begleitete ihn die Familie dahin, wo Karl Ludwig M. die technischen und philosophischen Studien vollendete und im J. 1828 – kaum 19 Jahre alt – als Ingenieur nach Kronstadt ins praktische Leben eintrat. Im J. 1830 wurde er zur k. k. Baudirection nach Wien übersetzt, und, als im J. 1836 die Bewilligung zum Bau der ersten österreichischen Locomotiv-Eisenbahn, der nachmaligen Kaiser-Ferdinand’s-Nordbahn ertheilt worden war, einer der ersten österreichischen Techniker, zu diesem Bau zugezogen. Nach einer längeren fachmännischen Reise durch Belgien und England wurde er zum Oberingenieuradjuncten ernannt und leitete als solcher zum Theil die Tracirung der Linie Wien-Brünn und Lundenburg-Prerau. Im J. 1841 folgte M. einem wiederholt an ihn ergangenen Rufe als Professor der Bauwissenschaften am herzoglich braunschweigischen Collegium Carolinum und wurde zugleich zum technischen Director der zu erbauenden Staatseisenbahnen Braunschweig-Aschersleben, Braunschweig-Lehrte und Wolfenbüttel-Harzburg ernannt, welche Bahnen nach seinen Plänen unter seiner speciellen Leitung ausgeführt sind; auch wurden unter ihm zum ersten Male Berglocomotiven auf Gebirgsbahnen von 1/40 Steigung mit Erfolg eingeführt. Im J. 1851 berief der österreichische Handelsminister Baron Bruck den noch in Braunschweig lehrenden Professor M. nach Wien zur Generaldirection für Communicationen. Dort wirkte er zuerst als k. k. Ministerialcommissär I. Classe und zuletzt als technischer Inspector I. Classe auf den Staatsbahnen Mürzzuschlag bis Laibach und von Gänserndorf nach Szolnok, sowie auf den Privatbahnen von Wien nach Bruck und nach Gloggnitz-Oedenburg. Als im J. 1859 die Südbahn mit ihren Nebenlinien an die französische Gesellschaft überging, wurde M. zuerst zum Generalinspector, dann im J. 1860 zum Verkehrsdirector ernannt und leitete sofort den ganzen Bahncomplex bis Oedenburg, Villach, Szöny, Ofen, Sissek, Karlstadt und Triest. So hat M. seit dem Jahre 1830 mit Ausnahme des in Braunschweig verlebten Jahrzehntes 1841–1851 in Oesterreich im Eisenbahndienste auf das Ersprießlichste gewirkt und mehrfache Einrichtungen zur Verbesserung des Eisenbahnbau- und Betriebswesens in erfolgreicher Weise getroffen und dabei Tausende zu tüchtigen Eisenbahningenieuren herangebildet. Meißner’s Verdienste um Förderung und Sicherung des Communicationswesens wurden zu wiederholten Malen [246] gewürdigt. Nachdem er schon früher mit dem Ritterkreuze des Franz-Josephs-Ordens ausgezeichnet worden war, erhielt er mit kaiserlichem Handschreiben vom 3. Januar 1865 das Ritterkreuz vom Orden der Eisernen Krone und wurde statutengemäß mit Diplom vom 10. März 1866 in den österreichischen erblichen Ritterstand erhoben. M. leitete im Winter 1856–1857 die Tracirungen der – nicht ausgeführten – Arad-Kronstädter Bahnlinie und besaß eine äußerst interessante Correspondenz aus dieser Zeit, die von wesentlicher Bedeutung für die Geschichte des Kampfes der Linien Rothenthurm und Kronstadt ist. M. starb als Inspector bei der Generalinspection für österreichische Eisenbahnen nach längerem Leiden am 19. Juni 1868 in Reichenau bei Wien mit Hinterlassung von drei Söhnen. Seine Gattin war ihm schon vor Jahren im Tode vorangegangen.

Joseph Trausch, Schriftstellerlexikon der siebenbürg. Deutschen. II. Bd., S. 406–408. Wurzbach, biograph. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 17. Theil, S. 312, 313.