ADB:Mauthner von Mauthstein, Ludwig Wilhelm

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mauthner, Ludwig Wilhelm, Ritter von Mauthstein“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 713–714, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mauthner_von_Mauthstein,_Ludwig_Wilhelm&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:30 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Mauser, Wilhelm
Band 20 (1884), S. 713–714 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig Wilhelm Mauthner von Mauthstein in der Wikipedia
Ludwig Wilhelm Mauthner von Mauthstein in Wikidata
GND-Nummer 116858281
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|713|714|Mauthner, Ludwig Wilhelm, Ritter von Mauthstein|August Hirsch|ADB:Mauthner von Mauthstein, Ludwig Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116858281}}    

Mauthner: Ludwig Wilhelm M., Ritter von Mauthstein, Arzt, ist den 14. Octbr. 1806 in Raab geboren. Im J. 1823 begann er seine medicinischen Studien an der Universität zu Wien, trat zwei Jahre später als Zögling in die Josephs-Akademie ein, wurde 1831 zum Doctor creirt und als Oberfeldarzt zum Assistenten in der Klinik der Akademie ernannt. In Folge seiner musterhaften Thätigkeit in den Militärhospitälern zur Zeit der eben damals herrschenden Cholera- und Typhus-Epidemieen avancirte er schnell zum Regimentsarzte. – Im J. 1837 gab er die militärärztliche Laufbahn auf, habilitirte sich als praktischer Arzt in Wien und begründete, von einem besonderen Interesse [714] für Pädiatrik erfüllt, in seinem eigenen Hause und aus eigenen Mitteln ein Institut für Behandlung armer kranker Kinder, das er am 26. August mit 12 Betten eröffnete – das erste Kinderkrankenhaus in Deutschland. Zur theilweisen Deckung der aus dieser Anstalt erwachsenden Kosten bildete er 1842 einen philanthropischen Verein, hatte übrigens die Freude, daß sich auch die Kaiserin für sein Institut interessirte, dasselbe unter ihren Schutz nahm und die Zahl der Betten vermehrte, so daß in den folgenden Jahren in diesem „St. Annen-Spitale“ jährlich 600 Kinder in der Anstalt selbst und mit Hülfe von zwei Hülfsärzten 2000 Individuen poliklinisch behandelt werden konnten. – Im J. 1844 eröffnete er die erste Kinderklinik, in welcher gleichzeitig Hebammen und Wärterinnen in der Pflege gesunder und kranker Kinder unterwiesen wurden und vier Jahre später hatte er die Freude, daß auf kaiserliche Veranlassung ein eigenes größeres Gebäude zur Kinderheilanstalt und zwar zur Aufnahme von 200 Kindern hergestellt und er mit der Leitung derselben betraut wurde; 1850 wurde M. zum Professor ernannt und damit die Klinik als offizielles Unterrichtsinstitut anerkannt. – An diese Thätigkeit Mauthner’s als Spitalarzt knüpfte sich eine ausgedehnte Privatpraxis desselben als Kinderarzt und zwar in allen Ständen; auch hier wirkte er in der uneigennützigsten Weise: auf seine Anregung bildete sich ein Verein zur Beaufsichtigung der Kostkinder, aus dem später das Institut der Krippen hervorgegangen ist, und auf seine Veranlassung wurde ein Ansyl für scrofulöse Kinder begründet, das als Filiale dem Kinderhospitale angeschlossen wurde. – In Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste wurde M. im Jahre 1849 als Ritter von Mauthstein in den Adelstand erhoben und mit dem Orden der eisernen Krone decorirt; sein Tod erfolgte am 8. April 1858. In den von M. getroffenen testamentarischen Bestimmungen hatte er seiner Schöpfung, dem St. Annen-Kinderspitale eine ansehnliche Dotation, seine Bibliothek pädiatrischen Inhalts und seine Präparatensammlung vermacht. – Von seinen litterarischen Arbeiten sind außer zahlreichen Aufsätzen in verschiedenen medicinischen Zeitschriften eine Schrift über „Die Heilkräfte des kalten Wasserstrahls“, 1837 und „Die Krankheiten des Gehirns und Rückenmarks bei Kindern“, 1844 zu nennen.

Ueber das Leben Mauthner’s vgl. Wiener med. Zeitschr. 1858. N. F. I. 23. und Oesterr. Zeitschr. für prakt. Heilkunde, 1858. IV, 19.