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Artikel „Anweiler, Markward von“ von Eduard Winkelmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 499–500, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Markward_von_Annweiler&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 10:19 Uhr UTC)
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Anweiler: Markward von A., † Sept. 1202, ein Reichsdienstmann aus der Hardt, nahm am Kreuzzuge Barbarossas Antheil und wurde nach seiner Rückkehr von Heinrich VI., dem er schon früher zur Zeit seines Königthums als Truchseß gedient hatte, zum Reichstruchseß ernannt, aber 1195 aus der Unfreiheit entlassen und durch Belehnung mit dem Herzogthum Ravenna und der Markgrafschaft Ancona zur fürstlichen Stellung erhoben, endlich 1197 auch noch mit der wichtigen Abruzzengrafschaft Molise beschenkt, nachdem unter Markwards Anführung im Februar die sicilischen Insurgenten besiegt worden waren. Der Kaiser ernannt auf dem Todbette (28. Sept. 1197) diesen Mann, der ihm also unendlich viel verdankte, zum Vollzieher seines Testamentes, aber Markward rechtfertigte das Vertrauen nicht, sondern unterdrückte das Testament, wahrscheinlich weil es im Interesse des staufischen Hauses unter anderem von ihm verlangte, aus seinem Verhältnisse zum Reiche in ein gleiches zum Papstthum überzutreten. Durch die von der Kaiserin-Wittwe Constanze geleitete nationale Erhebung der Sicilier aus dem Königreiche vertrieben, versuchte Markward sich wenigstens in Mittelitalien gegen die Päpstlichen zu behaupten. Als er auch hier den Kürzeren zog, kehrte er in das Königreich zurück, wie es scheint, von dem deutschen Könige Philipp beauftragt, der Kaiserin und, als diese im November 1198 starb, dem Papste die Vormundschaft über den jungen Kaisersohn [500] Friedrich zu entreißen und in Philipps Namen zu übernehmen. Er soll aber im Grunde die Absicht gehabt haben, die sicilische Krone für sich selbst zu erwerben, und in diesem Sinne machte er dem Papste Anträge, welche derselbe zurückgewiesen zu haben sich rühmt. Während nun der deutsche Capitän Dipold von Vohburg des Festland im Zaume hielt, ging Markward auf die Insel hinüber; obwol er am 21. Juni 1200 bei Monreale und nochmals bei Randazzo von den päpstlichen Truppen geschlagen wurde, konnte er doch nicht vernichtet werden, weil seine Gegner selbst wieder unter sich zerfielen. Zuletzt bemächtigte er sich der Person des Königs und war wirklich Herr der Insel, als eine verunglückte Steinoperation seinem Leben ein Ende machte. Er ist neben den Bolanden[WS 1] ein hervorragendes Beispiel für die Geltung der Dienstmannen im deutschen Reiche. Während jedoch die Stellung der Bolanden eine dauernde war, weil sie auf großem Güterbesitze beruhte, konnte Markward, der nun die Gunst des jeweiligen Herrschers für sich hatte, sich zwar persönlich aus der Unzufriedenheit des Standes, welche er mit jenen theilte, zu glänzender Höhe emporarbeiten, aber dieselbe nicht seinen ins Dunkel zurücksinkenden Nachkommen vererben.

Vrgl. Ficker, Reichshofbeamte S. 26 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe den Artikel über Werner von Bolanden