ADB:Marianus Scottus
Bonifacius, den er als Landsmann betrachtete; hier ließ er sich auf dem Grabe des kürzlich verstorbenen Schottenmönchs Animchad als Klausner einmauern. Da dergleichen heilige Personen sehr verehrt und wie ein Talisman betrachtet wurden, ließ ihn Erzbischof Siegfried, der ihn als Abt von Fulda eingemauert hatte, 1069 nach Mainz bringen, wo er nun als Klausner an der Domkirche bis 1086 lebte, wenn die Angabe der Dysibodenberger Annalen richtig ist; sein Todestag ist der 22. December. M. hat sich eifrig mit chronologischen Untersuchungen beschäftigt und behauptete, daß Dionysius Exiguus die Geburt Christi um 22 Jahre zu spät angesetzt habe. Nach dieser Zeitrechnung verfaßte er eine Weltchronik bis 1082, mit großem Fleiß aus älteren Quellen zusammengesetzt, für uns jedoch nur durch einige locale Nachrichten von Bedeutung. Bei den Zeitgenossen, und namentlich auch in England, wurde sie sehr geschätzt und erhielt Fortsetzungen, deren geschichtlicher Werth das Hauptwerk übertrifft. Der erste Text derselben, in seiner Originalhandschrift erhalten, ist erst durch die Ausgabe von Waitz, Mon. Germ. SS. t. V, bekannt geworden, doch ist nur das dritte Buch abgedruckt; das erste enthält die alte Geschichte, das [379] zweite das Leben Christi und seiner Jünger. Von den Jahren 1065–1072 hat Dümmler in d. Forsch. z. D. Gesch. XVI, S. 169–171, eine abweichende Recension mitgetheilt.
Marianus Scottus, d. h. nach damaligem Sprachgebrauch der Irländer, geb. 1028, wurde in seiner Heimath mit 24 Jahren Mönch; sein eigentlicher Name war Moelbrigte, d. h. Knecht der Brigita. Als seinen Lehrer nennt er Tigernach, ohne Zweifel den Annalisten dieses Namens. Wie viele seiner Landsleute, begab er sich nach dem Continent, wo er 1056 im Schottenkloster Groß-Sanct Martin in Köln eintrat, aber schon 1058 wanderte er nach Fulda, aus Verehrung gegen