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Artikel „Malß, Karl“ von Wilhelm Stricker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 148–150, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mal%C3%9F,_Karl&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 03:18 Uhr UTC)
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Malß: Karl M., geb. zu Frankfurt a. M. am 2. Decbr. 1792, † daselbst am 3. Juni 1848, der Schöpfer der Frankfurter Localbühne. Als Sohn eines Kaufmanns, wurde er zu diesem Beruf vorbereitet und trat in ein Lyoner Handlungshaus, von wo er 1812 nach seiner Vaterstadt zurückkehrte. Die Feldzüge von 1813–15 machte er mit den Frankfurter Freiwilligen als Officier mit. [149] Vor den Wällen von Straßburg, im Umgang mit seinen meist den niederen Ständen angehörigen Landsleuten, scheint ihm die erste Idee zum Frankfurter Locallustspiel aufgegangen zu sein. Nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt studirte er eifrig Latein und Mathematik und bezog die Universität Gießen, um den ihm wenig zusagenden Kaufmannsstand zu verlassen und Architektur zu studiren. In Mainz fand er unter Leitung Moller’s die erste Beschäftigung bei öffentlichen Bauten und später wurde er als Ingenieur beim Coblenzer Festungsbau bis 1820 dauernd angestellt. 1820 finden wir ihn seine Kenntnisse als Mitglied der Frankfurter Theaterdirection verwerthend. Durch diese Stellung wurde er veranlaßt, den „Bürgercapitän“ zu Ende zu führen. Am 13. August 1821 fand die erste Aufführung des Stückes statt, mit durchschlagendem Erfolg, so daß es am nächsten Tage wiederholt wurde. M. war 1827 von der Theateractiengesellschaft mit Capellmeister Guhr zum Director bestellt worden. Die Wirksamkeit dieser Herren schien 1831 der Gesellschaft nicht zu genügen, es wurde im Sommer 1831 Franz Grüner in Darmstadt zum Intendanten ernannt, am 30. April 1836 aber wieder entlassen, und nun die frühere Direction wieder hergestellt. Endlich entschloß sich am 24. Juli 1839 die Actiengesellschaft den Herren K. Guhr, K. Malß und L. Meck die ganze Theaterführung auf deren Gefahr bis Ende 1842 zu übertragen. Erst elf Jahre nach dem „Bürgercapitän“ trat M. mit einem zweiten Stück hervor, das nur sehr oberflächlich den Frankfurter Verhältnissen angepaßt war, und deßhalb keinen Boden gefaßt hat. Es war dies: „Das Stelldichein im Tivoli“, bearbeitet nach einer Berliner Posse von Eduard Devrient, zuerst aufgeführt am 9. April 1832. Dagegen war „Die Landpartie nach Königstein“, welche am 26. Novbr. 1832 zuerst gegeben wurde, von durchschlagendem Erfolg, nicht nur hier, sondern in ganz Deutschland, soweit der Frankfurter Dialekt verständlich ist. Auch dieses Stück ist nach fremder Quelle bearbeitet, nach der Partie de Plaisir, welche 1828 in Paris gegeben wurde, aber der Charakter des Hampelmann ist ebenso originell, ebenso nothwendig aus den damaligen Frankfurter Verhältnissen hervorgegangen, wie der des Bürgercapitän, seines Leibschützen und seiner Stammgäste. Der beliebte Charakter, durch Hassel verkörpert, wurde von M. denn auch noch in verschiedenen Situationen vorgeführt. „Herr Hampelmann im Eilwagen“, nach les inconvenients d’un voyage en diligence bearbeitet, zum ersten Mal aufgeführt am 30. Decbr. 1833, und „Herr Hampelmann sucht ein Logis“, nach appartements à louer bearbeitet, zum ersten Mal aufgeführt am 2. Febr. 1834. Wilh. Grimm übte mit besonderem Behagen die Kunst, die Hampelmanniaden vorzutragen. In etwas tieferer Sphäre bewegte sich die Posse: „Die Jungfern Köchinnen“, nach les cuisinières bearbeitet und zum ersten Mal aufgeführt am 16. Febr. 1835. Diese Stücke sind einzeln, meist in wiederholten Auflagen erschienen, in einer Gesammtausgabe 1850 bei Sauerländer in Frankfurt a. M.; das dort dem Bürgercapitän beigegebene Wörterbuch der Frankfurter Mundart hat wissenschaftlichen Werth und zeugt von der schärfsten Beobachtung, wie M. denn für den Dialect von Frankfurt das feinste Verständniß hatte und sogar die einzelnen Straßen danach unterschied. Die beiden Frankfurter, Goethe und Börne haben dem Bürgercapitän die wärmste Anerkennung zu Theil werden lassen. Vom 1. Mai 1842 an hatten Guhr, M. und Meck vom Senat die Concession zur Führung des Theaters auf 10 Jahre erhalten; M. sollte das Ende dieser Periode nicht erleben. Schon lange von Asthma geplagt, starb er am 3. Juni 1848. Er war nie verheirathet.

Das erste städtische Theater in Frankfurt a. M., 1751–1879, von Senator Dr. von Oven, Frankfurt a. M. 1872. 4°. S. F. Hassel, Die [150] Frankfurter Localstücke auf dem Theater der freien Stadt 1821–1866. Frankfurt, Auffarth 1867. W. Stricker, Neuere Geschichte von Frankfurt a. M., Frankfurt, Auffarth 1880. S. 125. 268.