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Artikel „Lyra, Friedrich Wilhelm“ von Joseph Riehemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 144, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lyra,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 22:22 Uhr UTC)
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Lyra: Friedrich Wilhelm L. wurde am 17. Juni 1794 zu Achelriede bei Osnabrück als Sohn des dortigen Pastors geboren. Nach seiner Theilnahme an den Freiheitskriegen, in denen er sich in der Schlacht bei Waterloo auszeichnete, kehrte er nach Osnabrück zurück und wurde hier Registrator der Steuerverwaltung und später der Justizkanzlei. Sein unsteter Lebenswandel und seine Vergnügungssucht trübten sowohl sein Verhältniß zu seiner Frau und seinem Sohne Justus Wilhelm, s. u., als auch waren sie der Grund, daß er im J. 1844 seiner amtlichen Stellung entsetzt wurde. Am 16. November 1848 starb er zu Osnabrück.

Der plattdeutschen Sprache seines Heimathlandes, die er gründlich kannte, wandte er schon früh sein Interesse zu. Das immer weitere Vordringen des Hochdeutschen beklagte er lebhaft und bemühte sich demgegenüber mit Eifer, den plattdeutschen Osnabrücker Dialekt in seiner alten Eigenart und besonders dessen Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten zu erhalten. Wie er so im Sinne Kosegarten’s und Firmenich’s thätig war und deren Sammlungen unterstützte, gab er im J. 1845 selbst ein Bändchen „Plattdeutsche Briefe, Erzählungen und Gedichte“ (Osnabrück, Rackhorst) heraus. Dasselbe verfolgt in erster Linie den Zweck, alte plattdeutsche Wörter und Redewendungen, die er, um das Interesse zu erhöhen, nicht lexikalisch zusammenstellt, sondern in zwangloser Weise in heitere und ernste Plaudereien verwebt, vor der Vergessenheit zu bewahren. Außer seiner eigenen gründlichen Dialektkenntniß leistet ihm hierbei vor allem gute Dienste das umfangreiche plattdeutsche Idiotikon, das der Osnabrücker Klöntrup angelegt hatte und das er selbst in erweiterter und verbesserter Form herauszugeben beabsichtigte. Zweitens ist seine Sammlung nach der culturhistorischen Seite interessant und werthvoll, da er in den Briefen und Erzählungen mit Vorliebe alte Volksbräuche bei Taufen, Hochzeiten und dergleichen, die ebenfalls nach und nach zu schwinden drohten, beschreibt und bespricht. Sein Versuch, alte Volkslieder der Heimath zu sammeln, hatte nur geringen Erfolg. Seine eigenen dichterischen Versuche sind unbedeutend.

Vgl. Friedrich Runge, Joh. Aegidius Klöntrup, im 23. Bande der Mittheilungen des histor. Vereins zu Osnabrück, und Max Bär, Justus Wilhelm Lyra, ebenda 25. Bd. Eine Auswahl aus Friedrich Wilhelm Lyra’s „Briefen, Erzählungen und Gedichten“ nebst einem Vorwort bietet des Unterzeichneten Anthologie „Osnabrücker Dichter und Dichtungen“, Osnabrück 1903.