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Artikel „Lydius, Balthasar“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 729–730, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lydius,_Balthasar&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 03:53 Uhr UTC)
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Lydius: Balthasar L., reformirter Prediger und Kirchenhistoriker, geb. 1577 zu Ulmstadt in der Pfalz, Sohn des Martin Lydius (s. u.). Von diesem erhielt er den vorbereitenden sprachlichen Unterricht und studirte zu Leyden Theologie unter Franciscus Junius und Wilhelm Coddaeus. Dort erwarb er sich die besondere Freundschaft des berühmten Scaliger, dessen Lectionen über griechische Litteratur er hörte, und zeichnete sich unter den Studirenden bald durch Eifer und Kenntnisse aus. 1602 übernahm er die Predigerstelle bei der reformirten Gemeinde, welche sich ins Geheim zu Herzogenbusch aufhielt. Als diese aber kurz nachher von den Katholischen ausgetrieben war, überließ sie ihren Prediger einstweilen der Gemeinde zu Dordrecht, wo er dann aber zwei oder drei Jahre später als ordentlicher Prediger angestellt ward und bis zu seinem am 20. Januar 1629 erfolgten Tode verblieb, indem er zugleich als Curator der lateinischen Schule und Bibliothekar eine eifrige Thätigkeit entfaltete. L. soll ein tüchtiger Prediger gewesen sein. Anfangs zeichnete er sich durch milde Verträglichkeit aus. Deswegen jedoch des Arminianismus verdächtigt, trat er den Remonstranten mit mehr Schärfe entgegen, ohne sich doch zu leidenschaftlicher Parteilichkeit hinreißen zu lassen. Am 13. Novbr. 1618 eröffnete er die Dordrechter Nationalsynode mit einer holländischen Rede in der Hauptkirche und einer lateinischen Ansprache im Versammlungssaale, wie er sie auch, nach ihrer Beendigung, mit einer Predigt über Jesaia XII, 1–3 schloß. Die Synode übertrug ihm die kurze Zusammenstellung ihrer Verhandlungen und die Abfassung eines katechetischen Lehrbüchleins: „Het cort begrip der christelycke leere“, wie auch eine Widerlegung des Petrus Cunaeus, welcher in seinen „Sardi venales, satyra menippea“ die Theologaster wegen ihrer Lieblosigkeit, starrsinnigen Rechthaberei und Thorheit mit scharfem Spotte gegeißelt und sich dadurch natürlich bei den Gegnern der Heterodoxie verdächtig gemacht hatte. In den beiden nächsten Jahren bezeichnet sich L. als Secretär der südholländischen Provinzialsynode; den remonstrantischen Predigern ein strenger, doch vorurtheilsloser Richter. Seine litterarischen Arbeiten riefen ihn aber bald von der Betheiligung an den kirchlichen Angelegenheiten zurück. Von seiner Hand erschien in Beverwyck’s Epistolicae quaestiones, Rott. 1644 und 1655 eine Abhandlung „Super loco Mosis de cruentato sponsarum linteo et aliis virginitatis signis“ und „De Lyncuro lapide“, welche seine große Belesenheit darthun. Von dogmatischer Art sind seine „Twee vertoogen over den XII Zondag der Catechismi“ und „Geestelyck bruyloftsbancket ofte Meditatien over Cantic. Cantic. I: 12—14, waarby noch is gevoucht een christelyck gebedtboeck“, Dordt. 1617 und 1648. Dieses merkwürdige Gebetbüchlein ward 1629 auch allein herausgegeben und dem Jacob Cats gewidmet. Am meisten aber verdienen seine historischen Arbeiten der Beachtung. Sein „Cort Vertael van alle menschelycke insettingen der Roomsche Kercke“, Dordt. 1610, ist zwar nur eine von L. verbesserte Ausgabe eines Tractätleins, welches ein Unbekannter aus den Schriften Luitprand’s, Martin Polonus, Platina’s und Stella’s gezogen hatte. Auch „die christelycke verwonderinge Christophori Severi over de wonderlycke gesichten van Ignatio Loyola“ ist eine im J. 1610 zu Dordrecht von L. herausgegebene Uebersetzung. Höhere Bedeutung hat aber seine selten gewordene Schrift „Wallensia, id est, conservatio verae ecclesiae demonstrata ex confessionibus tum Taboritarum ante CC fere annos, tum Bohemorum, circa tempora reformationis scriptis“, Roterod. 1616/17 und 1622. Vriemoet legt ihm auch die „Facula accensa historiae Waldensium“ und den „Novus orbis sive de navigationibus primis in Americam“ bei. Von seiner Hand erschien auch eine Uebersetzung von Perrin’s „Histoire des Vaudois et Albigeois“, Genev. 1618. L. schrieb auch mehrere lateinische und holländische Dichtungen, unter welchen seine „Apostrophe ad [730] Belgas“, von Heynsius in seinen „Jambi“ abgedruckt, sich besonders auszeichnet. 1603 heirathete er Aletta de Witt und hatte aus dieser Ehe zwei Söhne, Isaac und Martinus. Die Frau starb aber bald, worauf er 1608 Anna van der Myle heirathete, welche ihm gleichfalls zwei Söhne Jacob und Samuel gebar.

Schotel, Kerkel. Dordr. I bl. 259 vg., Pacquot, Mem. liter. III. p. 368. Glasius, Godgel. Nederl. und van der Aa, Biogr. Woordenb.