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Artikel „Ludwig, Rudolph August Birminhold Sebastian“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 612–615, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig,_Rudolf&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 08:13 Uhr UTC)
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Ludwig: Rudolph August Birminhold Sebastian L., ein eifriger Forscher und fruchtbarer Schriftsteller auf geologischem Gebiete, geb. am 24. Oct. [613] 1812 zu Hetzlos bei Hammelburg in Unterfranken, † am 11. Decbr. 1880 in Darmstadt, studirte das Bergfach und trat nach vollendetem Studium als Eleve in den praktischen Dienst in Hessen 1833 ein. 1837 erlangte er die Stelle eines kurhessischen Fabrikinspektors zu Schwarzenfels und bekleidete dieses Amt bis 1851, zu welcher Zeit er als hessischer Salinen- und Badeinspektor nach Nauheim übersiedelte. Kurze Zeit vorher hatte L. auch seine schriftstellerische Thätigkeit begonnen, nachdem er schon früher durch fleißige geologische Untersuchungen sich ein reiches Material verschafft hatte, mit der Schrift: „Die vulkanische Masse des Breitfirst“ (in d. Jahrb. d. Wetterauer Gesellsch. 1845–46). Es folgten dann: „Die vulkanischen Gesteine des Hopfenbergs bei Schwarzenfels“ (das. 1846–47), „Ueber die Wirkung der Pflanzen bei Entstehung des Kalktuffs von Ahlersbach“ (das. 1847–50), „Ueber die jüngeren Ablagerungen bei Hanau“ (das. 1850–1851), „Kupferschiefer und Zechsteinformation am Rande des Vogelsbergs und Spessarts“ (das. 1851–53), „Ueber den Zusammenhang der Tertiärformation in Nieder- und Oberhessen, Wetterau und am Rhein“ (das.). Selbständig erschien 1852 ein Büchelchen unter dem Titel: „Geognostische Beobachtungen in der Gegend zwischen Gießen, Fulda, Frankfurt und Hammelburg“, welches einen guten geognostischen Ueberblick über die bezeichnete Gegend gab. Besonders thätig war L. bei der Gründung des „Mittelrheinischen geologischen Vereins“ 1851, welcher sich die Aufgabe gestellt hatte, die mittelrheinische Gegend geologisch[WS 1] aufzunehmen und durch Publicationen von Karten und Beschreibungen größere Kreise mit deren geologischer Beschaffenheit bekannt zu machen. Sowohl in der Vereinsschrift als in den Mittheilungen dieser Gesellschaft sind zahlreiche geologische Arbeiten Ludwig’s zur Publication gelangt. Allgemeinen Inhalts ist das Schriftchen: „Das Wachsen der Steine“, 1853. Inzwischen lieferte er noch zahlreiche Aufsätze in die Jahresber. der Wetterauer Gesellschaft und der Naturkunde für Nassau: „Verzeichniß der in der Wetterau aufgefundenen Versteinerungen“ (1853–55); „Ueber das rheinische Schiefergebirge zwischen Butzbach und Homburg“ (1853); „Ueber die Art des Vorkommens organischer Reste in Tertiärablagerungen“ (das. 1854); „Ueber die warmen Soolquellen in Nauheim“ (Jahrb. d. oberhess. Gesellsch. f. Naturk. 1853). Mit Theobald gemeinschaftlich publicirte er: „Ueber die Mitwirkung der Pflanzen bei der Bildung von Kalkablagerungen“ (Poggend., Ann. 88. 1852). Selbständig erschienen ferner: „Versuch einer geographischen Darstellung von Hessen während der Tertiärzeit“, 1855; dann „Geologische Specialkarte des Großherzogthums Hessen“, 1855–58 und als Frucht fleißiger Forschung die interessante Schrift: „Das kohlensaure Gas in den Sprudeln von Nauheim und Kissingen“ 1856, in welcher er die Intermittenz der Sprudelerscheinung zu erklären versuchte. Um diese Zeit, 1856, verließ L. seine Stellung in Nauheim und übernahm die Stelle eines technischen Beiraths der Bank für Handel und Industrie in Darmstadt mit dem Titel eines Directors. Diese Stellung verschaffte L. reichlich Gelegenheit große Reisen zu machen, um montanische Unternehmungen zu prüfen und zu begutachten, wobei er fleißig geologische Forschungen anstellte. Ueber die Steinkohlenformation von Offenburg erschien eine Abhandlung in dem Jahrb. d. geol. Reichsanstalt in Wien (8.1857) und ein größerer paläontologischer Versuch in den Palaeontographica: „Fossile Pflanzen der jüngsten Wetterauer Braunkohle etc.“ (V, 57–168) in 3 Abtheilungen. 1858 besorgte L. eine Uebersetzung der[WS 2] vortrefflichen Abhandlung von Daubrée: „Beobachtungen über Gesteinsmetamorphosen“. Eine eingehende Schilderung entwirft L. in der Schrift: „Geognosie und Geologie der Wetterau“ und betrat 1859 das Gebiet der populären Darstellung in dem Werke: „Das Buch der Geologie“ in 2 Bänden, [614] das einen Theil eines populären Lehrbuchs aus dem Gebiete der Naturwissenschaften ausmacht. Eine ausgedehnte Reise in die Kohlendistricte Rußlands lieferte L. neues Material zu zahlreichen Publikationen, welche sich an die größere, anziehend geschriebene und mit reichen bildlichen Darstellungen geschmückte Schrift: „Geologische und geognostische Studien auf einer Reise durch Rußland und den Ural“ 1862 anschließen, z. B.: „Die produktive Steinkohlenformation in Perm“ (Bull. de la Soc. d. nat. d. Moscou 1860. 33. 223–237); „Ueber die bei Perm im Kalkstein der Kohlenformation vorkommenden Korallen und Bryozoën“ (das. 1862); „Die Korallen aus den paläolithischen Formationen“ (Palaeontographica XIV. 1856. 139–172) mit recht brauchbaren Abbildungen und guten Beschreibungen, wenn auch mit Schwächen in der Systematik. Eine zweite Reise nach Rußland und Italien brachte später: „Reiseskizzen aus Rußland“ in dem Bull. de la Soc. d. nat. de Moscou 1874/75 und „Geologische Bilder aus Italien“ (das. 1874. 90), in welch’ letzteren L. die Bildung Italiens, das Steinsalzlager von Altomonte und Langro, die Kupfer-, Blei- und Quecksilbererze von Italien und endlich die borsäurehaltigen Suffioni etc. eingehend schildert und durch instructive Profile erläutert. Hierher gehört auch: „Die Steinkohlenformation im Lande der Don’schen Kosaken“, 1874, worin L. eine merkwürdige Zwischen- und Uebergangsbildung zwischen der steinkohlenreichen Region und der eigentlichen Dyas, vertreten durch Fusulina-führende Kalke, rothe Schieferthone und Sandsteine beschreibt. Aus früheren Jahren stammen noch zahlreiche kleinere Abhandlungen wie: „Najaden der rheinisch-westfälischen Steinkohlenformation“ (Palaeontographica 59. 31); „Bleiglanz in Posidonomyenschiefer“ (Notizbl. f. Erdkunde 1861. Nr. 24); „Meeresconchylien in der productiven Kohlenformation der Ruhr“ (Palaeontogr. X, 276–291); „Das Mainzer Becken und über Perna“ [Jahrb. f. G. M. u. P. 1864. 460); „Neue Versteinerungen aus dem Mainzer Becken“ (N. Jahrb. 1865. 51); „Die Mainzer Tertiärformation“ (N. Jahrb. 1866. 59); „Fossile Conchylien der Tertiärablagerungen von Hessen und in der Rhön“ (Palaeontographica XIV, 40)); „Pinna rugosa und Acethorium incis.“ (Notizbl. f. Erdk. 1866. Nr. 49). Ueber die Schranken localer Betrachtung und Einzelschilderung suchte sich L. in dem Werke: „Die Meeresströmungen in ihrer geologischen Bedeutung etc.“ zu erheben, einer mit großem Fleiße und großer Belesenheit durchgeführten Arbeit, in der die Entwickelung der Festländer und der organischen Welt in Abhängigkeit von den Meeresströmungen darzustellen versucht wird, auf Grund dessen L. dann eine ganz neue Bezeichnung der Formationen vorschlägt, z. B. Trilobetenformation statt Silurformation, Pterodaktylusformation statt weißer Jura etc. Hier schließt sich an: „Karte von Deutschland, geologisch bearbeitet“, 1867. Wieder auf dem Gebiet der Specialforschung bewegen sich: „Ueber die Gliederung der Devonformation in Dillenburg und im Westerwald“ (N. Jahrb. 1869. 658); „Versuch einer Statistik des Großherzogthums Hessen auf Grundlage der Bodenbeschaffenheit“, 1868; „Fossile Pflanzenreste aus der paläol. Formation von Dillenburg und Saalfeld“ (Palaeont. XVII, 105–128); „Cyphosoma rhenana“ (Notizbl. f. Erdk. 1871. Nr. 112); „Fossile Crocodiliden der Tertiärform. des Mainzer Beckens“, 1877. Am lebhaftesten betheiligte sich L. an der Aufnahme und Herstellung der von dem mittelrheinischen geologischen Vereine unternommenen geognostischen Karten nebst Beschreibung. Theils für sich allein, theils mit Fachgenossen bearbeitete und publicirte er 12 Sectionen dieser Karten, nämlich: Friedberg, Büdingen-Gelnhausen, Offenbach-Hanau-Frankfurt, Dieburg, Darmstadt, Alzey, Alsfeld, Lauterbach-Salzschlirf, Allendorf-Treis, Gladenbach, Biedenkopf und Worms. Die Karten sind sehr fleißig bearbeitet, aber vielfach zu sehr [615] schematisch ausgeführt und genügen deshalb den strengen Anforderungen der Wissenschaft nicht vollständig.

Poggendorff, Biogr. I, 1513. Notizbl. für Erdkunde, Darmstadt 1880, Nr. 17.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: geolologisch
  2. Vorlage: den