ADB:Lobstein, Johann Friedrich (Chirurg)
[WS 1] aber widmete er sich dem wissenschaftlichen Studium der Medicin und erlangte in Straßburg nach Vertheidigung seiner beachtenswerthen Dissertation „De nervo spinali ad par vagum accessorio“ im J. 1760 die medicinische Doctorwürde. – Nach einer größeren Reise durch Holland und Frankreich habilitirte er sich in seiner Vaterstadt und erhielt hier die Erlaubniß, Vorlesungen über Anatomie und Physiologie zu halten; 1764 wurde er zum Demonstrator in der Anatomie und 1768 nach dem Tode von Eisenmann[WS 2] zum Prof. ord. der Anatomie und Chirurgie ernannt. – Berufungen nach Göttingen und Berlin schlug er aus; ihm genügte seine Stellung [54] in Straßburg und in dieser ist er auch bis zu seinem am 11. October 1784 erfolgten Tode verblieben. – L. ist nicht ohne Verdienst um die Förderung der Chirurgie und Augenheilkunde, namentlich zeichnete er sich durch Gewandtheit in einzelnen chirurgischen Operationen, dem Steinschnitt, der Cataract- und Thränenfistel-Operation aus. – Mit seiner litterarischen Thätigkeit umfaßte er das ganze Gebiet der Medicin, größere Werke hat er jedoch nicht veröffentlicht, alle seine Arbeiten vielmehr in zahlreichen, unter seinem Vorsitze vertheidigten akademischen Schriften niedergelegt, von welchen sich ein vollständiges Verzeichniß in Dict. hist. de la médecine III. 466 findet. – L. war der Onkel von Joh. Friedr. L. dem Jüngeren (1777–1835) und Lehrer Goethe’s.
Lobstein: Johann Friedrich L. der Aeltere, Arzt, den 30. März 1736 in Lampertheim (bei Straßburg) geboren, Sohn eines dort lebenden Chirurgen, beabsichtigte in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und sich ebenfalls zum Wundarzte auszubilden, auf Zureden von Bökler- Ueber sein Leben vgl. J. M. Lobstein, Denkmal der Liebe seinem Bruder J. F. L. errichtet, Straßb. 1784 und Vicq d’Azyr,[WS 3] Éloge de J. F. L., Par. 1786.